| #trending Nummer 660 - Mittwoch, 22. April 2020 #trending: die Maskenpflicht, Thomas Tumas "Virus namens Hysterie" und die Reproduktionszahl Guten Morgen! Hatte man in den vergangenen Wochen den Eindruck, dass selbst in den alarmistischen Ecken des Social Webs verblüffende Ruhe herrscht und die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Infektionen mitgetragen werden, brechen nun große Gräben auf. Auf der einen Seite diejenigen, die meinen, man müsse die Maßnahmen nun massiv zurück fahren, weil es in Deutschland doch super laufe - auf der anderen Seite diejenigen, die selbst einen weitgehend bedeutungslosen Anstieg einer Zahl "R" von 0,8 auf 0,9 so behandeln, als würden wir alle sterben. Ich möchte beiden Seiten zurufen: Behaltet die Nerven! Nur dann kommen wir durch die Krise. |
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#trending // die Maskenpflicht Das Thema Maskenpflicht bzw. Mund-Nasen-Schutz-Pflicht beschäftigte die deutschen Social-Media-Nutzer am Dienstag sehr. Mehrere Artikel zur Einführung einer solchen Pflicht in verschiedenen Bundesländern finden sich weit oben in den Social-Media-News-Charts der journalistischen Artikel mit den meisten Interaktionen. Platz 1 dieser Tabelle ging an den NDR und den Text "Schleswig-Holstein führt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht ein": 41.200 Reaktionen darauf gab es bei Facebook und Twitter. Die Mitteldeutsche Zeitung erreichte mit "Polizei warnt: Mundschutz am Steuer kann für Autofahrer teuer werden" 31.700, mit "Kabinett hat entschieden : Maskenpflicht für Sachsen-Anhalt kommt schon am Mittwoch" 21.000. Ebenfalls stark: Stuttgarter Zeitung mit "Coronavirus in Baden-Württemberg: Landesregierung führt Maskenpflicht ein" und 12.600 Reaktionen, sowie Stuttgarter Nachrichten mit "Maskenpflicht für Baden-Württemberg: Das ist die Entscheidung der Landesregierung" und 11.400. Die Meinungen zur Tragepflicht einer solchen Mund-Nase-Abdeckung gehen dabei weit auseinander. Zu sehen beispielhaft auf der Facebook-Seite der Mitteldeutschen Zeitung. Dort gibt es Kommentare von "Ich kann mir keine Masken kaufen.Jetzt sollen wir wohl uns darum kümmern? Die spinnen doch." und "Zumal man dadurch Keime in der Lunge bekommen kann und dann eine Pflicht einführen und nicht mal dafür sorgen, dass jeder eine besitzt? Ich mach den Mist nicht mit" bis "Ihr wollt alle shoppen gehen, nun sind viele Geschäfte wieder geöffnet und nun wird schon wieder gejammert wegen Maskenpflicht" und "Eine solide Massnahme gegen Corona. Gut umsetzbar (jeder hat etwas um seinen Mund abzudecken) und es ist jetzt nicht so ein großer Eingriff in unser Leben." |
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#trending // Thomas Tumas "Virus namens Hysterie" Ein Kommentar des stellvertretenden Handelsblatt-Chefredakteurs Thomas Tuma mit der Headline "Ein Virus namens Hysterie" sammelte am Dienstag ebenfalls zahlreiche Social-Media-Interaktionen ein: 27.300 waren es bis zum späten Abend auf Facebook und Twitter. Erreicht hat Tuma das u.a. mit teilweise populistischen und gefährlichen Sätzen. So zieht er wie viele vor ihm den plumpen Zahlen-Vergleich zur Grippe, ignoriert dabei aber die Tatsache, dass bei keiner Grippewelle Intensivstationen aus den Nähten platzen, weil bei einer Grippe eben nicht so viele so schnell so schwer krank werden. Tuma schreibt: "Aber jedes Jahr kommen weltweit noch Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 1,3 Millionen starben allein 2016 an Tuberkulose. Leben ist lebensgefährlich." Im Umkehrschluss sollten wir dann also auch die Sicherheitsgurte wieder abschaffen, das Leben ist ja lebensgefährlich. Kopfschütteln verursacht auch, dass Tuma schon im zweiten Satz schreibt: "Dabei wissen wir bisher noch immer wenig über die Krankheit." Genau: Täglich kommen neue Studien an die Öffentlichkeit, die zeigen, dass wir in der Tat noch viel zu wenig über Nebenwirkungen, Langzeitschäden, Risikogruppen, etc. wissen. Tuma selbst weiß dann aber offenbar schon im folgenden Satz alles über die Krankheit: "Die Corona-Pandemie wird in die Geschichte eingehen. Aber nicht als die gefährlichste Seuche der Menschheit. Da gab es viel schlimmere – von der Pest bis zur Spanischen Grippe. Corona ist historisch so einmalig, weil wir die verheerendsten Folgen womöglich gar nicht dem Virus verdanken, sondern den politischen Antworten darauf." Auf der Handelsblatt-eigenen Facebook-Seite gab es Lob für Tuma wie "Bester und reflektiertester Kommentar. Danke dafür", aber auch gehörigen Gegenwind wie: "Was für ein fataler Artikel, der vor Whataboutism strotzt. Wie kann man davon sprechen, dass das Virus weniger gefährlich sei als die Grippe, nur weil es weniger Tote gibt? Liegt die geringere Sterberate nicht gerade an den Maßnahmen? War das nicht Sinn und Zweck dieser Maßnahmen? Wir sollten uns alle glücklich schätzen, dass die Politik so verantwortungsbewusst reagiert hat, sonst sähe es vermutlich auch bei uns ganz anders aus." |
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#trending // die Reproduktionszahl Aufregen musste ich mich auch über die vielen Meldungen und Tweets, die nun zum Thema "R" veröffentlicht werden. Nachdem viele Medien kapiert haben, dass die täglich ansteigende Zahl aller jemals offiziell positiv Getesteten insbesondere im internationalen Vergleich keine Aussagekraft hat, nachdem sie merkten, dass auch die "Verdopplungsrate" dieser Infiziertenzahlen wenig bis nichts bedeutet, stürzt sie sich nun auf "R". Die in der Theorie durchaus spannende Reproduktionszahl soll zeigen, wie viele Menschen von einem Infizierten angesteckt werden. Liegt diese Zahl unter 0, stecken sich immer weniger Leute an. Populär geworden ist "R" durch die Pressekonferenz von Angela Merkel und die tägliche Berichte des Robert-Koch-Instituts. Dort lag die Zahl vor einigen Tagen bei 0,7, mittlerweile bei 0,9. Höchste Zeit für hysterische Medien, Alarm zu schlagen: Focus Online titelte am Dienstag: "RKI meldet erneuten Anstieg: Reproduktionszahl steuert auf gefährlichen Bereich zu" und schrieb in das darunter folgende Textchen keinerlei Einordnung. Nichts darüber, dass es natürlich bei täglichen Berichten Schwankungen gibt, die nichts bedeuten müssen, nichts darüber wie "R" vom RKI überhaupt berechnet, bzw. geschätzt wird. Zu allem Überfluss wird dann noch zusammenhanglos Christian Drosten zitiert, der in seinem Podcast von einer nicht erwarteten Wucht sprach, mit der die Epidemie zurück kommen könne, wenn "R" wieder über 1 klettern sollte. Dafür müsste die Zahl dann aber dauerhaft und klar über diese 1 gehen, was Focus Online nicht dazu schreibt. 26.800 Social-Media-Interaktionen gab es für den Artikel. |
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#trending // Deutsche Tops des Tages Story nach Social-Media-Interaktionen: NDR - "Schleswig-Holstein führt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht ein" (41.200 Interaktionen bei Facebook und Twitter) Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "Ölpreis zu niedrig: USA sagen alle Kriege bis 2022 ab" (2.300 Likes und Shares) Podcast (Apple Podcasts): Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten - "(33) Herdenimmunität noch lange nicht in Sicht" Google-Suchbegriff: Dieter Hallervorden (200.000+ Suchen) [bei "The Masked Singer" ausgeschieden] Wikipedia-Seite: 420 (Cannabis-Kultur) (72.100 Abrufe am Montag) Youtube-Video: Berlin - Tag & Nacht - "Kim am Ende - Kann Mike sie umstimmen? #2175 | Berlin - Tag & Nacht" Serie (Netflix): Finger weg! Song (Spotify): Drake - Toosie Slide (485.500 Stream-Abrufe aus Deutschland am Montag) Musik (Amazon): Ramon Roselly - Herzenssache (Audio CD) DVD/Blu-ray (Amazon): Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (Blu-ray) Game (Amazon) [ohne Gutscheinkarten und Hardware]: Animal Crossing: New Horizons (Nintendo Switch) Buch (Amazon): Katja Krasavice - "Die Bitch Bibel: Sei kein Opfer und sie werden dich anbeten" (Gebundene Ausgabe) |
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trending // Feedback Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr) Was finden Sie gut an #trending? Was schlecht? Was fehlt Ihnen? Schreiben Sie mir! |
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