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Chemnitz fand sich am Sonntag wieder an der Spitze der Social-Media-News-Charts, nachdem am Freitag noch die mögliche Abschaffung der Zeitumstellung in der EU gigantische Interaktionsraten bei Facebook und Twitter erreicht hatte. Am Sonntag nun - nach den erneuten Demonstrationen in Chemnitz - finden sich auf den ersten sechs Plätzen ausschließlich Artikel zum Thema. Ganz vorn: Christian Stöckers Spiegel-Online-Kolumne "Wie man Nazis erkennt" - u.a. mit Sätzen wie "Wer neben Nazis marschiert, ist entweder selbst ein Nazi oder ein nützlicher Idiot der Nazis. Andere Kategorien gibt es nicht. Wenn Sie also feststellen, dass Sie an einer Kundgebung teilnehmen, bei der auch Nazis mitmachen, gehen Sie schnell nach Hause." Mehr als 35.000 Likes, Shares, etc. gab es für den lesenswerten Text bis Mitternacht - und es könnten am Montag noch einige zehntausend mehr werden. Ein völlig anderer Text erreichte rund 8.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter - und damit Platz 6 der Artikel deutschsprachiger Medien. Der Text verbreitet auf der Website des früheren n-tv-Moderatoren Michael Mross eine simple Lüge: "Sachsen: Kiosk-Besitzer stoppen SPIEGEL-Verkauf". Der anonyme Autor erfindet in dem Text, der die aktuelle Spiegel-Titelstory "Sachsen - Wenn Rechte nach der Macht greifen" thematisiert, einen "Verband der sächsischen Kioskbetreiber", dessen erfundener Sprecher zitiert wird mit "der Verkaufsstopp ist Konsens unter unseren Mitgliedern, unsere Rechtsabteilung prüft weitere Schritte." Verknüpft werden die Erfindungen dann noch mit real existierenden Politikern - vor allem der Grünen - gefakten Tweets und allerlei anderer Lügen. Ganz klein in hellgrauer Schrift steht zwischen Teaser und Text - ganz weit rechts - das Wort "Satire". So klein und hellgrau, dass die große Mehrheit der Leser - oder derjenigen, die nur die geteilte Headline bei Facebook und Twitter lasen, den Text für voll nahm und ihn massiv weiter verbreiteten (u.a. Erika Steinbach, der bayerische AfD-Chef Peter Bystron und andere AfD-Politiker und Ortsverbände). Zumal Headline und Teaser auf der MMnews-Homepage ohne das Wort "Satire" auskommen und der Text zwischen echten Nachrichten ins Ressort "Vermischtes" einsortiert wurde. MMnews hat sich also offenbar auch in die Reihe der Internet-Seiten eingereiht, die mit Pseudo-Satire politische Stimmung machen. |