#trending // Quarantäne-Entschädigungen
Zum Aufreger auf Ansage wurde am Mittwoch eine Entscheidung der Gesundheitsminister aus Bund und Ländern. Inhalt: "Spätestens ab dem 1. November können Arbeitnehmer nun in Deutschland keine staatliche Unterstützung mehr erhalten, wenn sie wegen Coronaverdachts in Quarantäne müssen und nicht geimpft sind."
"Der Spiegel", der zunächst irrtümlich titelte: "Gesundheitsminister beschließen Ende der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte" und daraus später korrekterweise machte: "Gesundheitsminister beschließen Ende der Quarantäne-Entschädigung für Ungeimpfte" sammelte mit der Story 23.900 Facebook- und Twitter-Interaktionen ein - so viele wie kein anderer journalistischer Artikel vom Mittwoch hierzulande. "zdfheute" erreichte mit "Ungeimpfte: Quarantäne-Entschädigung entfällt" 19.700 Reaktionen, die "Welt" mit "Ab Oktober geht es Impfverweigerern an den Geldbeutel" 11.500.
Der nach Likes erfolgreichste Facebook-Kommentar unter dem Post des "Spiegels" lautet: "Jeder der zu solchen Maßnahmen Beifall klatscht wird sich in Zukunft selbst noch wundern wenn ihn an anderer Stelle es selbst trifft, weil solche Sachen bei vielen in Politik und dem Versicherungswesen alle möglichen Phantasien erlaubt durchzusetzen. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Klatscht weiter Beifall."
#trending // Kubickis "Spacken"
"Bild" hat am Mittwoch dafür gesorgt, dass aus einem 53 Minuten langen, womöglich durchaus interessanten Interview [Ich habe es nicht geschaut] mit Wolfgang Kubicki nur eine komplette Nebensächlichkeit in Erinnerung bleiben wird: "In meiner Stammkneipe nennen sie einen wie Lauterbach Spacken". Das Zitat, das nur in ähnlicher Form gefallen ist und dem zumindest in der "Bild"-Headline der komplette Zusammenhang geraubt wurde, hat zahllose Kommentare ausgelöst.
Im Originalton antwortete Kubicki auf Paul Ronzheimers Frage "Wie reagieren die Leute hier in der Stammkneipe auf Karl Lauterbach?" mit den Worten "Nicht positiv". Und auf Ronzheimers Nachfrage: "Was sagen die so?" kam dann der Satz "Also man würde im Norden so sagen Spacken oder Dumpfbacke". Direkt vor der "Stammkneipen"-Frage sagte Kubicki aber auch: "Ich schätze den Kollegen Karl Lauterbach sehr. Wir haben in der Pandemiefrage, er aus medizinischer Sicht, ich aus juristischer Sicht in weiten Teilen völlig unterschiedliche Auffassungen. Trotzdem ist er einer der wenigen, mit denen man wirklich intensiv darüber diskutieren kann."
Natürlich kann man auch darüber diskutieren, ob ein Bundestagsvizepräsident mit Worten wie "Spacken" darüber spekulieren muss, was Menschen in "Stammkneipen" über Kollegen denken. Dennoch war es eben keine persönliche Beleidigung Lauterbachs durch Kubicki.
Der erfolgreichste deutschsprachige Tweet des Tages kam dann dennoch von Karl Lauterbach, der schrieb: "Für den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags eine unwürdige Einlassung. Ich wüsste auch, was über Herrn Kubicki gesagt wird. Aber ich erreiche noch mediale Präsenz ohne dass ich Kollegen beleidige." 28.400 Likes und Retweets gab es dafür. Ebenfalls viel beachtet: Igor Levit mit 8.600 Reaktionen auf "In unserer Stammkneipe haben wir darüber, was wir über diesen Mann sagen, Stillschweigen vereinbart. Just saying." Und: Derya Türk-Nachbaur mit 7.300 für "In meiner Stammkneipe nennen Sie solche Äußerungen respekt-und niveaulos. Und eines Vizepräsidenten des Bundestages unwürdig."
Kubicki stellte später auf Facebook nochmal klar: "Ich nehme mit Interesse und Verwunderung wahr, dass eine Äußerung von mir gegenüber dem Kollegen Karl Lauterbach im Interview mit der 'Bild' aus dem Zusammenhang gerissen und in den sozialen Netzwerken gegen mich verwendet wird. Dabei habe ich nur zum Ausdruck gebracht, dass Herr Lauterbach in meiner Stammkneipe durchaus kritisch gesehen wird - was ihn sicher nicht verwundert. Ich verteidige ihn jedoch grundsätzlich gegen unbotmäßige Anwürfe."
Dass Kubicki "mit Interesse und Verwunderung" wahrnimmt, dass "Bild" Zitate aus dem Zusammenhang reißt und sie zu klickgeilen Headlines aufpumpt, nehme wiederum ich mit Interesse und Verwunderung wahr.
#trending // Neuers Orden
Die erfolgreichsten deutschsprachigen Posts auf Facebook und Instagram hatten am Mittwoch nichts mit "Spacken" zu tun, sondern mit einem Orden. Torwart Manuel Neuer, geboren in Gelsenkirchen, bekam am Mittwoch nämlich den bayerischen Verdienstorden.
Der Fotobeweis und Neuers Sätze wie "Ich bin sehr stolz, heute mit dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden zu sein. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, drei Jahre nach dem Verdienstorden meines Heimatbundeslandes Nordrhein-Westfalen nun den zweiten entgegennehmen zu dürfen" generierten 266.000 Likes auf Instagram, sowie 61.000 Likes, Reactions, Shares und Kommentare auf Facebook.
#trending // Deutsche Tops des Tages
Story nach Social-Media-Interaktionen: "Der Spiegel" - "Gesundheitsminister beschließen Ende der Quarantäne-Entschädigung für Ungeimpfte" (23.900 Interaktionen bei Facebook und Twitter)
Story nach Likes & Shares bei Twitter: "Bild" - "'Likes' für Antisemitismus - Neue Vorwürfe gegen TV-Moderatorin" (5.500 Likes und Shares)
Podcast (Apple Podcasts): "Verbrechen" - "Eine Stütze der Kompanie"
Google-Suchbegriff: Herbstzeit (2.000.000+ Suchen) [wegen eines Google-Doodles]
Wikipedia-Seite: Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes (65.100 Abrufe am Dienstag)
Youtube-Video [die Nummer 1 aller am Dienstag veröffentlichten deutschsprachigen Videos]: "Lidl" - "TV Spot | Vemondo "Hamlet" | Lidl lohnt sich"
Serie (Netflix): "Sex Education"
Song (Spotify): The Kid LAROI - "Stay (with Justin Bieber)" (487.400 Stream-Abrufe aus Deutschland am Dienstag)
Musik (Amazon): Die Ärzte - "Dunkel (Im Schuber mit Girlande)" (Audio CD)
DVD/Blu-ray (Amazon): "Black Widow" (Blu-ray)
Game (Amazon) [ohne Gutscheinkarten und Hardware]: "FIFA 22 - Standard Plus Edition" (PlayStation 4)
Buch (Amazon): Rita Falk - "Rehragout-Rendezvous: Der elfte Fall für den Eberhofer" (Broschiert)
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