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Allzu viele Reaktionen gab es für den folgenden Artikel der Welt zwar nicht, doch das lag zum Teil sicher auch daran, dass er hinter der Bezahlschranke steckt. Lesens- und teilweise nachdenkenswert ist er auf jeden Fall, der Text mit der Headline-Frage "Muss man twittern?" Aus Anlass der Habeckschen Twitter-Löschung schreiben 12 Welt-Redakteure darüber, was Twitter für sie bedeutet - oder eben nicht. Ein paar Beispiele: - Susanne Gaschke, frühere Zeit-Redakteurin und Oberbürgermeisterin von Kiel, schreibt in ihrem provokativen Teil u.a.: "Empirisch gesehen hat Twitter für die demokratische Öffentlichkeit in Deutschland kaum Bedeutung. Es wird überwiegend von Journalisten und politisch Aktiven genutzt – und die Zitate gewinnen immer nur dann an Gewicht, wenn sie der digitalen Unterwelt entsteigen und in oberirdischen Medien beachtet werden. Man braucht Twitter ernsthaft für gar nichts." - Peter Huth zählt die 23 Bücher auf, die er gelesen habe, seit er sich Anfang November aus den sozialen Netzwerken verabschiedete. - Jan Küveler, Ressortleiter Feuilleton schreibt: "Mir ist das nach ein paar Wochen Herumspielen schnell auf die Nerven gegangen. Zumal ich zwischen E-Mailchecken, Facebook checken, SMS checken, WhatsApp checken, Ebay checken, Amazon checken, Slack checken, Teams checken auch ganz gut mal eine Pause brauchen kann." - Niddal Salah-Eldin, demnächst stellvertretende Chefredakteurin der dpa, nennt drei Fragen, die man sich vor dem Posten stellen sollte. Grund: "Woran die Debattenkultur im Netz zudem krankt: An der Erkenntnis, dass nicht jeder 'Gedanke' es wert ist, öffentlich geäußert zu werden." Die drei Fragen lauten: "1. Muss das von mir gepostet werden? 2. Hat es Mehrwert für andere? 3. Ertrage ich öffentlichen Widerspruch?" - Chefredakteur Ulf Poschardt zählt acht Dinge auf, die für ihn twittern sind. Beispiele: "1. Eine ständige Feldforschung, welche Themen wie reizen, 5. Ein Ort kluger Unterhaltung, 6. Ein Tatort beschämender Abgründe und widerlicher Niedertracht." - Korrespondent Clemens Wergin findet: "Wir Bürger entscheiden am Ende, ob Twitter et cetera zu einer Bereicherung werden oder zu einer Belastung für die Gesellschaft. Ich möchte ohne Twitter jedenfalls nicht mehr leben. Weil es mir die Möglichkeit gibt, mich in Echtzeit an Debatten zu beteiligen. Und weil es einen ständigen Strom an Nachrichten und an Gedanken von Menschen liefert, deren Meinung ich schätze." Wie gesagt: Sehr lesenswert und teilweise nachdenkenswert. |