Trendwende im DAX?
Trendwende im DAX? von Sven WeisenhausDer DAX ist heute auf ein neues Korrekturtief gefallen. Und mit dem Tief bei nur noch 14.818,71 Punkten entfernte er sich zunächst deutlich von der psychologisch wichtigen Marke von runden 15.000 Punkten. Doch ist er damit immer noch nicht nachhaltig aus seiner Seitwärtstendenz ausgebrochen. Denn am Tief vom 13. Mai fand er eine Unterstützung (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart). Nicht ohne Grund hatte ich gestern explizit darauf hingewiesen, dass man die mit dem gelben Rechteck eingezeichnete Handelsspanne nicht als exakte Begrenzung betrachten sollte, weil der DAX sehr ungeordnet seitwärts läuft. Und durch die starke Kurserholung besteht die Chance, dass es sich bei dem heutigen Kursrutsch um ein erneutes Fehlsignal gehandelt hat, wie wir es auch im Mai drei Mal gesehen haben (gelbe Bögen). Man könnte die Seitwärtsspanne (gelbes Rechteck) also eigentlich auch bis auf diese Tiefs erweitern. Trendwende im DAX Allerdings gibt es neben der Seitwärtstendenz auch noch eine andere Sichtweise. Dazu möchte ich Ihr Augenmerk auf die dicke grüne Aufwärtstrendlinie im Chart oben richten. Auf der linken Seite dieser Linie haben wir es mit steigenden Hochs und Tiefs zu tun, also mit einem intakten Aufwärtstrend. Doch seit dem nachhaltigen Bruch dieser Aufwärtstrendlinie, über den ich auch schon in der Börse-Intern vom 8. September berichtet habe (siehe „DAX bricht wichtige Aufwärtstrendlinie nachhaltig“), liegt eine klare Tendenz von tieferen Hochs und Tiefs vor. Und so haben wir es mit dem Bruch der Aufwärtstrendlinie auch zugleich mit einer Trendwende bzw. einem Trendwechsel zu tun. Kursziele von rund 14.000 und 13.000 Punkten Und diese Trendwende wird bestätigt, wenn der DAX nun aus seiner Seitwärtsrange klar nach unten ausbricht, also auch deutlich unter das Tief vom 13. Mai fällt. Dann sollte man durchaus einkalkulieren, dass der DAX noch einmal von oben auf das Vor-Corona-Hoch bei 13.795,24 Punkten zurücksetzt. Vom Rekordhoch aus betrachtet würde dies eine Korrektur um rund 14 % bedeuten. Angesichts der vorangegangenen Aufwärtsbewegung, die den DAX-Stand fast verdoppelt hat, wäre dies sicher nicht undenkbar. Und aus Sicht der Fibonacci-Marken (graue Linien im Chart) wäre sogar ein Anlaufen der 13.000er Marke zu erwarten. Denn bei 13.061,12 Punkten hätte der DAX 38,20 % der Aufwärtsbewegung seit dem Corona-Tief korrigiert, was eine völlig normale Gegenbewegung auf zuvor stark gestiegene Kurse wäre. Dies würde eine Korrektur um etwa 18,5 % bedeuten. Auch das ist eigentlich nicht utopisch, selbst wenn ein solcher Kursrutsch aktuell kaum denkbar erscheint. Nach der ersten Erholungswelle, die auf den Corona-Crash folgte, hat der DAX übrigens auch exakt 38,20 % dieser Welle korrigiert. Kurzfristige Signale müssen längerfristige Kursziele erst bestätigen Ich will den Teufel allerdings nun nicht an die Wand malen. Denn ich war in den vergangenen Wochen und Monaten schon skeptisch genug und mir wurde dabei vorgeworfen, zu bearish zu sein oder zumindest so zu wirken. Angesichts der Tatsache, dass der DAX heute auf sein Niveau vom März zurückgefallen ist und er zwischenzeitlich nur noch eher durchschnittliche Hinzugewinne erzielen konnte, war meine Skepsis sicherlich angebracht. Doch es ist an der Börse nun mal so, dass viele Akteure wesentlich kurzfristiger denken und agieren. Und tatsächlich man sollte auch stets Schritt für Schritt vorgehen. Längerfristige Kursziele sind zwar eine Perspektive, die man im Hinterkopf behalten kann, doch muss man stets mit Ereignissen und Entwicklungen rechnen, durch die mögliche Szenarien einer Überarbeitung bedürfen. Börse ist ein kontinuierlicher Prozess. Und es gilt stets, die kurzfristigen Signale daraufhin zu untersuchen, ob sie Veränderungen am langfristigen Chartbild herbeiführen. Alternatives Szenario Zumal auch immer alternative Szenarien denkbar sind (siehe folgender Chart). So könnte sich der DAX aus Sicht der Elliott-Wellen seit dem Tief des Corona-Crashs in einem neuen 5-gliedrigen Aufwärtszyklus befinden, von dem wir bereits die Wellen 1, 2 und 3 gesehen haben. Der aktuelle Rücksetzer könnte die Welle 4 bilden. Und wenn man die Fibonacci-Marken nicht an die gesamte Aufwärtsbewegung, sondern an deren zweite Aufwärtswelle anlegt (Welle 3), dann läge das Korrekturpotential für eine 38,20er Gegenbewegung schon nur noch bei 14.280,67 Punkten. Das wäre wesentlich weniger bearish als die oben genannten Korrekturkursziele. Der neue Trend hat sich noch nicht durchgesetzt Zudem erinnere ich an meine Analyse vom 9. September, die nach wie vor gilt und in der es hieß: „Aber letztlich plädiere ich aktuell dafür, erst wieder Trades auf den DAX einzugehen, wenn sich ein klarer Trend ausbildet und dieser sich gegen die mehrmonatige Seitwärtstendenz nachhaltig durchsetzen kann. Denn gerade beim kurzfristigen Trading wird man ansonsten durch die vielen Überschneidungen im Kursverlauf der vergangenen Tage, Wochen und Monate zerrieben.“ Ein klarer Trend hat sich inzwischen ausgebildet. Der DAX befindet sich, wie oben beschrieben, seit dem Rekordhoch vom 13. August und dem nachhaltigen Bruch des Aufwärtstrends vom 8. September in einem Abwärtstrend mit tieferen Hochs und tieferen Tiefs. Allerdings ist es zwischen den Hochs und Tiefs zu vielen Überschneidungen in den Wellen gekommen, was gegen einen nachhaltigen Abwärtstrend und stattdessen für eine Korrekturbewegung im übergeordneten Aufwärtstrend spricht (siehe Elliott-Wellen-Analyse oben). Auch in der heutigen Kursentwicklung gab es wieder eine Überschneidung. Denn beim Blick auf den folgenden Chart zeigt sich, dass die vorherigen Tiefs mit der heutigen Kurserholung zurückerobert wurden und damit schon wieder eine Überschneidung vorliegt (Ellipse). Somit hat sich der aktuelle Abwärtstrend gegenüber der Seitwärtstendenz noch nicht klar durchgesetzt. Warten wir also ab, ob der DAX nun aus seiner Seitwärtsbewegung klar nach unten ausbricht, also auch deutlich unter das Tief vom 13. Mai fällt, oder ob es zu einer erneuten Kurserholung kommt und damit die Seitwärtstendenz fortgesetzt wird. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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