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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 07.06.2024 | Teils bewölkt bei bis zu 21°C. | ||
+ Was wird aus Berlins Kaufhäusern? + Grüne lachen bei Debatte über toten Polizisten + Stadion-Abriss im Jahn-Sportpark steht bevor + Kreuzberg verpappbechert + Liebeslieder in Neukölln + Currywurst-Pizza + |
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von Robert Ide |
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Guten Morgen, die schlechte Nachricht zuerst: Die Präsidentin der Technischen Universität Geraldine Rauch hat mitgeteilt: „Ich trete nicht zurück.“ Sie selbst mag das für einen mutigen Schritt halten. Für ihre Universität ist es nicht weniger als ein Desaster. Rauch hatte antisemitische Posts auf der Plattform X mit der „Gefällt-mir“-Funktion gutgeheißen und dies erst nach massiver Kritik als Fehler eingesehen. Doch von Fehlerkultur, die neben Toleranz an einer Universität vermittelt werden sollte, ist die 41-Jährige weit entfernt. Denn sichtbare Konsequenzen aus ihrem Verhalten zieht Rauch nicht, sondern möchte lieber aussitzen, dass in den akademischen Gremien keine für eine Abwahl nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zustande kommt. Die Debatte um ihre Person zum Schaden der gesamten Universität kann die Präsidentin so nicht beenden, im Gegenteil. Das Präsidium der Universität hat Rauch einen „inakzeptablen Fehler“ vorgeworfen – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Der Akademische Senat hat ihr mit 13 zu 12 Stimmen einen Rücktritt nahegelegt und ihr attestiert, sie habe die TU „schwer beschädigt“ – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Die Uni befindet sich ob der Debatte in Aufruhr und Lähmung zugleich, gerät in Verruf zum Schaden auch ihrer exzellenten Forschung – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Mit einem beantragten Disziplinarverfahren gegen sich selbst will die Präsidentin lediglich die eigenen rechtlichen Verfehlungen untersuchen lassen. Welche Folgen aber haben die hochschulpolitischen Beschädigungen und das fehlende moralische Gespür für das weitere Miteinander an der Hochschule? Mag sein, dass Rauch sich seit Amtsbeginn engagiert gegen Diskriminierung und Machtmissbrauch einsetzt und sich deshalb auch viele Sympathien in der Studierendenschaft erwerben konnte. Mag sein, dass manche politische Forderung an Rauch die Autonomie der Hochschulen tangiert. Mag sein, dass noch eintritt, was sie selbst verspricht: „An meinen Fehlern werde ich arbeiten.“ In Zeiten von offenem Antisemitismus auf Berlins Straßen und gewaltsamen Besetzungen an Universitäten durch Israel-Hasser muss es allerdings einen unverrückbaren Maßstab für eine Uni-Präsidentin gerade in Berlin geben. Dieser Maßstab bemisst sich in der Frage: Wie sicher und wie aufgehoben fühlen sich jüdische Studierende hier, wenn Antisemitismus keine sichtbare Konsequenz hat? Die Antwort darauf muss Geraldine Rauch klar sein. | |||
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Und nun die gute Nachricht: Heute wird wohl bekannt gegeben, dass ein Berliner Karstadt-Kaufhaus gerettet werden kann. Überraschenderweise liegt es nach Checkpoint-Informationen nicht in der Innenstadt – wahrscheinlich könnte eher im Westen die Sonne des Konsums doch nicht untergehen. Schöner shoppen am Rande der Stadt. Allgemein gibt’s Kaufhäuser inzwischen eher im Sale. Nach Pleiten bei hin zum KaDeWe und angesichts vieler leerer Flächen in den Kiezkaufhäusern vom Märkischen Viertel bis nach Köpenick muss man sich langsam fragen: Droht bald ganz der Ausverkauf? „Der Handel befindet sich in einer Phase der Neuaufstellung“, sagt Niels Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, am Checkpoint-Telefon. Zwar sei die Zahl der Insolvenzen 2022 und 2023 niedriger ausgefallen als befürchtet. „Doch es ist zu erwarten, dass sich noch in diesem Jahr viele bereits angeschlagene Unternehmen vom Markt zurückziehen müssen.“ Was kann und soll aus den Shoppingmalls noch werden? Das klären wir am Dienstagabend in unserer Tagesspiegel-Reihe „Berlin im Wandel, Stadt im Gespräch“. Gemeinsam mit der Architektenkammer laden wir ab 19.30 Uhr zur Debatte in die Urania (An der Urania; U-Bahnhof Wittenbergplatz). Mit dabei sind neben Busch-Petersen und Architekten auch Wirtschafts-Staatssekretär Michael Biel und Linken-Politikerin Katalin Gennburg. Es moderiert Tagesspiegel-Handelsexperte Christoph Kluge (Infos hier), der Eintritt ist frei. Eine spannende Frage bleibt die in Berlin ungewöhnlich hohe Dichte an Einkaufszentren. Selbst Busch-Petersen kann nicht beantworten, „ob man alle 70 Zentren in der bisherigen Form wieder zum Laufen bringen kann“. Kurzfristig würden unvermietete Flächen durch Pop-Up-Stores oder künstlerische Kooperationen sinnvoll bespielt. Langfristig müssen die Betreiber aber wohl umdenken: weniger Verkaufsräume, dafür mehr und bessere Gastronomie, außerdem vielleicht ja auch Wohnungen. Oder wie sehen Sie das, wenn Sie selbst bummeln gehen? | |||
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Über einen Vorfall am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, bei dem pietätvolles Schweigen angemessen gewesen wäre, wird noch zu reden sein. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach während der Plenarsitzung über den Mord an dem Polizisten Rouven L. in Mannheim und sagte zu den Folgen des islamistischen Anschlags: „Der schreckliche Tod von Mannheim zeigt uns natürlich...“ Dann ruft eine Frauenstimme dazwischen: „Mannheim ist tot?“ Mehrere Menschen lachen. Dem vorläufigen Plenarprotokoll zufolge kam der Ruf aus der Grünen-Fraktion, genauso wie das Lachen darüber. Die Fraktion räumte den Vorfall später ein. Während der Sitzung waren auch Berliner Polizeibeamte auf den Zuschauertribünen zu Gast, diese reagierten verstört. Auch Spranger zeigte sich entsetzt „darüber, dass ein Menschenleben offensichtlich keine Rolle spielt“. Am späten Abend schrieb die Berliner Grünen-Abgeordnete Tuba Bozkurt auf dem Nachrichtendienst X: „Ich möchte für meinen Zwischenruf im Abgeordnetenhaus um Entschuldigung bitten. Er war pietätlos und unanständig und ich bereue ihn zutiefst. Die Angehörigen, Freund:innen und Kolleg:innen von Rouven L., die ich damit verletzt habe, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung.“ Nichts läge ihr ferner, „als nach dieser schrecklichen Tat den Eindruck von Spott zu erwecken“, teilte Bozkurt mit. Genau diesen Eindruck allerdings hatte sie erweckt. | |||
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Dynamisch will Berlin werden, wo sich einst der Dynamo im Kreis drehte. Im Jahn-Sportpark, einem der politisch am meisten umkämpften Areale der Innenstadt, jubelte einst Stasi-Chef Erich Mielke direkt an der Mauer seinen Fußballclub BFC Dynamo von einer DDR-Meisterschaft zur nächsten, bevor das Team dann regelmäßig früh im Europapokal rausflog (unter anderem gegen Werder Bremen trotz eines 3:0-Sieges im Hinspiel – Video dazu hier). Heute steht die Ehrentribüne zerzaust mit Fassadenlöchern im Wind, und die markanten Flutlichtmasten am Mauerpark rosten vor sich hin. Ein paar Footballspiele der Berlin Thunder noch ist der Abriss einer Ikone des DDR-Sports in Prenzlauer Berg entfernt, die ersten Räumgeräte stehen schon bereit. Die Kritik von Kiezinitiativen am inzwischen teuer gewordenen Neubau eines inklusiven und dennoch profifußballtauglichen Stadions reißt derweil nicht ab; zuletzt stimmte aus der Nachbarschaft die renommierte Schriftstellerin Jenny Erpenbeck ein („Finanziert doch lieber ein paar mehr Frauenhäuser!“). Warum die Bauverwaltung das nicht anficht und wie genau der Zeitplan des Abrisses aussieht, erfahren Sie in der Vollversion des Checkpoints – nachzulesen hier. | |||
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