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24. Mai 2023
Meike Schreiber
Korrespondentin in Frankfurt
SZ Twitter Mail
Guten Tag,
es ist schon ein paar Jahre her, aber zu meiner Schulzeit gab es noch die Sechstagewoche: Zumindest jede zweite Woche mussten wir in Baden-Württemberg auch am Samstag in die Schule gehen – geboten wurden je zwei Doppelstunden Unterricht, im schlimmsten Fall zwei dröge Hauptfächer. Ich weiß nicht mehr, wann das Ganze abgeschafft wurde, vielleicht so um 1990 herum: Aber ich weiß, dass eigentlich alle den Samstags-Unterricht reichlich nervtötend fanden, die Schüler sowieso, aber ziemlich wahrscheinlich auch die Lehrerinnen und Lehrer, die am Wochenende sicherlich lieber Ausflüge mit ihren eigenen Kindern unternommen hätten oder – wer alleinerziehend war – vielleicht sogar handfeste Betreuungsprobleme zuhause hatten.

Die Debatte um die Viertagewoche verfolge ich daher mit großem Interesse. Anfangs konnte ich nicht so recht nachvollziehen, was die Vorteile sein sollen, und ich habe mich durchaus gefragt, ob wir uns so etwas am Standort Deutschland „leisten“ können – auch angesichts des Fachkräftemangels. Die Argumente, die meine Kollegen Alexander Hagelüken, Benedikt Peters und Paulina Würminghausen in ihrem Artikel (SZ-Plus), aufgezählt haben, finde ich allerdings einleuchtend.
Sie beschreiben darin zum Beispiel die Erfahrungen eines Handwerksbetriebes, der zur Viertagewoche gewechselt ist: Die einen haben montags frei, die anderen freitags. So ist die Firma jetzt fünf volle Tage für die Kunden da. „Alle sind zufrieden“, zitieren meine Kollegen den Betriebsrat der Firma. Die Kunden erreichten die Handwerker länger und zahlten seltener Notfallaufschlag. Der Chef registriere bessere Stimmung bei trotzdem guter Auftragslage. Und die Mitarbeiter seien ausgeglichener und dadurch motivierter.  

Die IG Metall behauptet sogar, wenn Menschen kürzer arbeiteten, würden sie produktiver. Vor allem, weil Firmen dann die Arbeit anders organisierten. „Außerdem sind Beschäftigte mit kürzeren Arbeitszeiten motivierter und gesünder, sie fallen weniger aus“, heißt es in dem Artikel. Beides würde den Firmen Einnahmen verschaffen, aus denen sie mehr Lohn zahlen könnten. Ob das wirklich stimmt? Hoffentlich. Es klingt jedenfalls gut.

Von solchen Arbeitsbedingungen können die Menschen im globalen Süden indes nur träumen. Meine Kollegin Isabel Pfaff hat an der Elfenbeinküste recherchiert (SZ-Plus), wie der weltgrößte Schokoladenhersteller Barry Callebaut dort seit vielen Jahren gegen Kinderarbeit in der Kakao-Produktion ankämpft. Aus dieser Gegend stammt ein Großeil des Kakaos, der weltweit konsumiert wird. Ivorische Bauern produzieren rund 45 Prozent der globalen Ernte; aus anderen Ländern Westafrikas, vor allem Ghana, kommen weitere 30 Prozent. Barry Callebaut tut einiges, um die Produktionsbedingungen zu verbessern: Vertreter des Unternehmens schulen die Bauern darin, wie sie ihre Anbaumethoden verbessern können. Sie subventionieren Dünger und finanzieren Pflanzenschutzmittel. Aber ob das wirklich reicht, die Arbeitsbedingungen der Bauern zu verbessern? „Barry Callebauts Nachhaltigkeitsprogramm ist mehr wie ein kleiner Schritt als wie der große Wurf“, schreibt Isabel Pfaff. Die Situation in Westafrikas Kakaosektor sei weiterhin dramatisch. „Die Kakaofirmen legen ihren Fokus stets auf die Bauern und was diese verändern müssen. Sie sollten den Schwerpunkt besser auf ihr eigenes Handeln legen“, zitiert sie eine Aktivistin.

Den „Schwerpunkt auf das eigene Handeln legen“ – das ist immer ein guter Ansatz, finde ich.

Herzliche Grüße
Meike Schreiber
Korrespondentin in Frankfurt
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