wir sind auf einem guten Weg. Gestern konnte man endlich auch im ZDF Standpunkte zur deutschen Corona-Politik klar und unmissverständlich äußern, für die man sich vor Monaten noch besser auf die Zunge gebissen hätte: „In der Art und Weise, wie Sie hysterisiert haben, Herr Lauterbach, haben Sie die Querdenkerei mit großgezogen." Der Mann der diesen Satz in Richtung des Bundesgesundheitsministers sagte, war niemand geringeres als Heribert Prantl, einer der sicherlich wichtigsten Publizisten des Landes. Mein Kollege Ben Krischke hat diese öffentliche Abrechnung mit einer überzogenen Maßnahmenpolitik zum Anlass genommen, um einmal generell danach zu fragen, welche Verantwortung die Politik letztlich auch für ihre entgleisten Kritiker hat. Die Rechnung sei einfach, so Krischke: Wo die Politik die Sorgen der Bürger nicht ernstnimmt, regt sich Widerstand. Und wenn die Politik diesen Widerstand diskreditiert, wird er nur noch größer. Das Querdenker-Milieu ist genauso ein Erbe der Corona-Politik, wie die AfD ein Erbe Merkels ist. Fazit: Sowas kommt von sowas. Das gilt in gewisser Weise auch für den gestrigen EU-Sondergipfel. Auf dem nämlich haben sich Selenskyj und führende EU-Politiker rhetorisch so weit vorgewagt, dass die Europäische Union aus diesem Krieg zumindest politisch kaum noch herauskommt, meint unser Brüssel-Korrespondent Eric Bonse. Diese Brüsseler Kriegsrhetorik ist hochgefährlich - zumal eine Strategie weiterhin nicht erkennbar ist. Von Brüssel nach Berlin: Kurz vor der kommenden Wahl in der Hauptstadt lohnt es sich, den Berliner Wohnungsmarkt und die entsprechenden Wahlversprechen anzuschauen. Dort nämlich treffen große Worte auf wenig Taten. Der Bauunternehmer Quirin Graf Adelmann hat daher den Eindruck, dass die Politik an der desolaten Lage der Stadt gar nichts ändern will. „Immer weniger Menschen füttern einen immer größer werden bürokratischen Apparat“, so Graf Adelmann im Cicero-Interview. In Berlin spielt übrigens auch die Lebensgeschichte eines heutigen Geburtstagskindes - zumindest meistenteils. Heute nämlich jährt sich der Geburtstag von Bertolt Brecht zum 125. Mal. Im Cicero-Interview spricht Jürgen Hillesheim, Leiter der Forschungsstätte zu Brecht, über dessen Theaterverständnis und erklärt, warum die sogenannte Wokeness für den Schriftsteller und Regisseur „Moralscheißerei“ gewesen wäre. „Über die Political Correctness würde Brecht die Nase rümpfen“, ist sich Hillesheim sicher. Um „Moralscheißerei“ geht es irgendwie auch im nächsten Beitrag: Die Europäische Union hat sich gestern auf eine Verschärfung der Migrationspolitik geeinigt. Ob das nur eine unverbindliche Absichtsbekundung oder eine grundlegende Änderung ist, wird sich zeigen müssen. Schon jetzt aber ist klar: Vor allem Deutschland lehnt zahlreiche Maßnahmen ab. Aus dem großen Wurf werden so nur Beschlüsse ohne Fahrplan, wie Thomas Jäger für uns kommentiert. Und dann ist natürlich auch wieder Podcast-Tag: Heute geht es um zwei Männer, die über Gefühle reden. Unvorstellbar? Keineswegs. Schließlich sind Gefühle wichtig. Auch in der Politik. Doch wenn man sie nicht mehr mit dem Verstand gegencheckt, können ganze Gesellschaften in eine bedrohliche Schieflage geraten. Für den Podcast Gesellschaft habe ich mich mit dem Wiener Psychiater und Psychoanalytiker Raphael M. Bonelli über Nutzen und Risiken des politischen Bauchgefühls unterhalten. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |