Liebe Frau Do, das 130-Milliarden-Euro-Paket der Groko gegen die Corona-Folgen hat zwar kein „Börsenfeuerwerk“ ausgelöst, wie gestern früh manche Kommentatoren erwartet hatten, aber rundum große Zustimmung. Eine Ausnahme stellen die überschuldeten Kommunen in NRW dar, die nun Hilfe vom Land einfordern. Für die hiesige SPD-Opposition liegt der Ball bei Armin Laschet, der Ministerpräsident habe „offenbar nicht genug Rückendeckung in der Bundes-CDU“ erfahren. Für einen Mann, der die Partei führen und Bundeskanzler werden will, ist Gegenwind im eigenen Land nicht ideal. Sein Kontrahent auf diesem Karrierepfad, Friedrich Merz, findet das Groko-Paket übrigens „insgesamt ausgewogen und gut durchdacht“. Und Markus Söder, der Mann, den viele als chancenreichsten Merkel-Nachfolger sehen, hat als CSU-Chef selbst mitverhandelt und in Bayern weniger mit klammen Kommunen zu tun. Aber nicht nur in der K-Frage in der Union werden gerade die Karten neu gemischt, sondern auch innerhalb der Groko selbst. Für deren Restlaufzeit von gut 16 Monaten gibt der neue kleine Koalitionsvertrag, den der 15-seitige Beschluss über das Konjunkturpaket darstellt, die künftigen Achsen der Macht vor. Unsere stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck zeichnet in ihrer Analyse nach, wie das regelmäßig totgesagte Bündnis zu neuem Leben erwacht. Aus der Neurologie kennt man klare Momente kurz vor dem Tod. Aber wer weiß, vielleicht ist dem zeitweise zerrütteten Bündnis auch ein längeres Leben beschert. Einer der größten Streitpunkte war die zunächst erwogene Prämie für den Autokauf, die nun nicht kommt. Wie sich trotzdem dabei viel Geld sparen lässt, schildert unsere Wirtschaftschefin Antje Höning. Viel Geld fließt auch an Verbraucher, Familien und Unternehmen: Alle weiteren Einzelheiten des Konjunkturpakets hat unsere Berliner Korrespondentin Birgit Marschall zusammengefasst. Bei manchen Dingen will man die Einzelheiten eigentlich nicht so genau wissen. Das gilt auch für den Fall von Jörg L. aus Bergisch Gladbach, denn es geht um Kindesmissbrauch oder vielmehr einen ganzen Missbrauchskomplex, für den er sich ab Anfang Juli vor Gericht verantworten muss. Fast täglich soll er seine kleine Tochter missbraucht haben, zahlreiche Bilder und Videos entstanden, die in kinderpornographischen Netzwerken geteilt wurden. Zwei weitere Mädchen wurden missbraucht, einem mutmaßlichen Mittäter wird ebenfalls der Prozess gemacht. Und auch wenn man eigentlich die Einzelheiten nicht so genau wissen will, führt hier kein Weg daran vorbei, um die Monströsität des Falls zu verstehen. Unsere Reporterin Claudia Hauser hat ihn recherchiert und dokumentiert. Ja, das ist harter Tobak am Morgen, vielleicht lesen Sie ihren Artikel daher lieber später. Leichter geht es bei einem Musikphänomen zu, das Philipp Holstein aufgespürt hat. Gerade werde die Düsseldorfer Punkband Östro 430 wiederentdeckt, behauptet er. Auf mich trifft das nicht zu, ich habe jetzt zum ersten Mal von der reinen Frauenformation gehört. Aber was für eine Geschichte! Es geht um knallharte Songs aus den Jahren 1981 bis 1983, die das Leben dieser Zeit aus weiblicher Perspektive schildern und betörend aktuell klingen. „Sie standen auf der Bühne und ballerten einfach los“, erzählt Campino im Begleittext zu einem jetzt aufgelegten Östro-Album „Keine Krise kann mich schocken“. Die Keyboarderin Bettina Flöchinger wurde später Frauenärztin, gerade hat die heute 62-Jährige ihre Praxis aufgegeben und ist zur Musik zurückgekehrt. „Keine Krise kann uns schocken“, das war damals ein Kracher der Band (hier finden Sie die Aufnahme), und weil dieser Schlachtruf bestens in die Corona-Zeiten passt, erscheint die Single bald mit aktualisiertem Text. Kurzum, lassen auch Sie sich heute von nichts und niemandem schocken – und viel Spaß dabei! Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |