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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 14.03.2022 | Sonne und Böen bei frühlingshaften 13°C. | ||
+ Ukrainer waren bei Ukraine-Demo in Berlin wohl unerwünscht + Helfer: Senat organisiert besser als 2015 + Mobile Videoüberwachung der Berliner Polizei bisher fast immer defekt + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, wir beginnen wieder mit einem kurzen Überblick der Ereignisse in den Nachtstunden: +++ Russische Truppen in der Ukraine bereiten sich darauf vor, mehrere neue Angriffe zu starten. In einem Bericht, den der ukrainische Generalstab auf Facebook veröffentlicht hat, heißt es, die russischen Einheiten formierten sich gerade neu; danach werde es mit weiteren Offensiven auf die Städten Charkiw im Osten, Sumy im Nordosten und auch auf Browari, einen Vorort der Hauptstadt Kiew, gerechnet. +++ Am Montag wollen die Delegationen von Russland und der Ukraine erneut Verhandlungen führen. Es gibt offenbar Fortschritte zu vermelden. Beide Seiten betonen, man werde sich wohl schon bald auf eine Position verständigen. Der ukrainische Präsident will unterdessen direkt mit seinem russischen Amtskollegen verhandeln. +++ Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat schwere Vorwürfe gegen Deutschland erhoben wegen seiner langjährigen Russland-Politik. „Es tut mir leid, das sagen zu müssen: Sie haben tatsächlich dazu beigetragen, die aktuelle Macht von Russland mit aufzubauen“, sagte Kuleba am Sonntagabend in der ARD-Talksendung „Anne Will“. „Und wir hoffen, dass auch Sie entsprechend viel leisten werden, um die russische Kriegsmaschinerie anzuhalten.“ Alle weiteren Entwicklungen lesen Sie in unserem Liveblog auf tagesspiegel.de. | |||||
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Mehrere Zehntausend Menschen versammelten sich gestern zu einer zweiten Berliner Großdemo gegen den Krieg in der Ukraine (zw. Alex und Großer Stern) – deutlich weniger als erwartet (gerechnet wurde mit min. 100.000). Eine eigene Demo wurde von Ukrainern veranstaltet, Anton Dorokh von der Organisation Vitsche begründet das so: „Wir wollten uns vor zwei Wochen der Großdemo anschließen, aber die Organisatoren wollten das nicht – offenbar, weil wir auf unserer Website Waffen für die Ukraine gefordert haben.“ (Q: Tagesspiegel). Wladimir Putin gefällt das. | |||||
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Von einem „dynamischen Ankunftsgeschehen“ spricht Franziska Giffey mit Blick auf die Geflüchteten aus der Ukraine – aber wie gut ist der Senat organisiert, verglichen mit der Situation von vor sieben Jahren? Einige Helfer hatten sich kritisch geäußert (CP v. 10.3.). Sabine Beikler sprach dazu mit dem Kommunikationsberater Holger Michel, der seit 2015 in der Freiwilligen-Hilfe aktiv ist – hier seine Einschätzung: + „Die Vorbereitung ist aus meiner Sicht einige Tage zu spät angelaufen. Das liegt auch an der Informationspolitik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das nach Kriegsbeginn nur 20.000 Flüchtlinge für die nächsten Wochen prognostiziert hatte. Das war eine völlige Fehleinschätzung. Die Berliner Landespolitik und die Verwaltung haben im Vergleich zu 2015 dagegen einen Sprung gemacht.“ + „Der Krisenstab bei Sozialsenatorin Kipping ist 24 Stunden für uns erreichbar. Das gilt auch für das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten. Diese Kommunikationsstruktur gab es 2015 nicht. Wir sprechen heute respektvoll auf Augenhöhe miteinander und sind nicht die nervenden Helfer und Helferinnen wie früher, weil wir natürlich auch unsere Expertisen haben.“ + „Es werden viel schneller Unterbringungsplätze akquiriert. Damals kamen rund 80.000 Flüchtlinge aus Syrien an, aber über einen sehr viel längeren Zeitraum. Heute kommen rund 15.000 Flüchtlinge täglich aus der Ukraine an. Früher hieß es, wir kümmern uns um die Versorgung, aber das hatte nicht funktioniert. Heute ruft mich das LAF zum Beispiel abends um 22 Uhr an und bittet für den Festsaal Kreuzberg um 15 Personen, die 200 Flüchtlinge in Empfang nehmen. Wir arbeiten zusammen, nicht gegeneinander.“ + Zur schlecht koordinierten Unterbringung durch den vom Senat beauftragten Träger „Karuna“: „Es ist okay, Probleme zu haben, aber neun Tage nach dem Gespräch muss das gelöst sein. Und wenn ich es selbst nicht kann, muss ich um Hilfe bitten. Wir hätten sofort eine Hotline aufbauen und Helfer abstellen können.“ + Zur späten Beauftragung eines Caterers für die Versorgung am Hauptbahnhof: „Der hat um 22 Uhr Feierabend gemacht. Ich brauche aber nach 22 Uhr Leute, wenn am Hauptbahnhof 2600 Flüchtlinge die Nacht verbringen. Wenn man was organisiert, muss man das auch zu Ende denken.“ + „Ein weiteres Problem am Hauptbahnhof ist die organisatorische Trennung des großen Zeltes am Washingtonplatz vom Untergeschoss, wo die Flüchtlinge ankommen. Die Stadtmission ist für das Zelt zuständig, die Ehrenamtlichen für das Untergeschoss. Aber das muss als Einheit gedacht werden.“ Ein spezielles Hilfsgesuch veröffentlichte Holger Michel dann noch bei Facebook: „Wir suchen Clowns für die Kinderecke im Auffangzelt am Hauptbahnhof. Ihr bekommt kein Geld, aber viel Dankbarkeit und würdet viele Kinder vielleicht seit Tagen zum ersten Mal wieder zum Lachen bringen.“ Wie Sie selbst am besten helfen können, sehen Sie hier (aktualisiert). In unseren 12 Bezirks-Newslettern beschreiben wir kontinuierlich die Auswirkungen von Krieg und Flucht in den einzelnen Stadtteilen sowie die Hilfsaktionen in Ihrer Nachbarschaft – Sie können die Mailings hier kostenlos bestellen. | |||||
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Sie erinnern sich an den erbitterten politischen Streit über die Videoüberwachung? Ok, heute schauen wir mal, wie es den beiden mobilen Videoüberwachungsanlagen so ergangen ist … hier: „Im Jahr 2021 wurde die mobile Anhängertechnik 38-mal eingesetzt“, stellt die Innenverwaltung fest, und weiter: „In diesem Zusammenhang muss angemerkt werden, dass ein Videoanhänger acht Monate aufgrund von konstruktionsbedingten Fehlern dauerhaft nicht eingesetzt werden konnte. Auch bei dem zweiten Modell kam es vereinzelt zu technischen Problemen.“ Na gut, und wie sind die Aussichten? „Aktuell werden strategische Überlegungen angestrebt, um diese Einsatzmittel der Polizei Berlin noch effektiver, effizienter und vielfältiger einzusetzen.“ Wow, noch effektiver! Wie effektiv waren sie denn? „Es wurden keine Strafverfahren eingeleitet.“ (Q: Drucksache 19/11059, MdA Frank Balzer, CDU). | |||||
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Der schönste Satz im Koalitionsvertrag steht gleich auf Seite 14: „Für die Zeit der Legislaturperiode wird keine Randbebauung des Tempelhofer Feldes geplant.“ Damit bleibt zwar der „Bauen, Bauen, Bauen“-Fraktion eine Ausrede für nicht eingehaltene Wohnungsziele erhalten (obwohl es noch immer mehr als genug andere Entwicklungsflächen in Berlin gibt) – der Stadtgesellschaft aber auch ein einmaliger Schatz. Der Zauber, den alle spüren, deren Herz nicht aus Beton ist, würde zerstört, wäre das Feld von Baustellen umzingelt. Am Wochenende zog es wieder Zehntausende hierher – sie genossen die Weite dieses wertvollen, weil unverwerteten Ortes, der sich sträubt, so zu werden, wie andere längst sind. Lieber ein bisschen normal verrückt sein als immer nur verrückt normal: Das hat Berlin immer ausgemacht. Aber vielleicht übersehen wir ja was, also: Wo ist Berlin noch auf wunderbare Weise anders, als es andere Städte sind? Auffälligkeiten bitte an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||||
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Einen bewegenden Auftritt hatte Klaus Wowereit im rbb-„Riverboot“, als Moderatorin Kim Fischer vorsichtig fragte: „Ich würde … kann ich mit Dir … kann ich Jörn ansprechen?“ Wowereits Lebenspartner Jörn Kubicki, der an der Lungenkrankheit COPD litt, war vor zwei Jahren nach einer Corona-Infektion an Herzversagen gestorben. „Ja, kannste machen“, antwortete Wowereit mit leicht zittriger Stimme, „aber … ja.“ Und Fischer: „Ich merke, du bist jetzt schon angefasst. Wie kannst du das in deinem Alltag verarbeiten?“ Und dann erzählte Wowereit: von der letzten gemeinsamen Reise nach Neuseeland, von lustigen Tagen, und von dem Abend, an dem nur einer sich infizierte – derjenige, der „durch seine Vorerkrankung ein offenes Tor dafür“ war. „Es ist furchtbar. Der Mensch fehlt. Das kann man nicht ersetzen, und darüber kommt man nicht hinweg. Ich bin dankbar für die vielen Jahrzehnte. Und ich will jetzt auch nicht zu traurig wirken, ich habe einen großen Freundeskreis und Familie, die helfen da schon. Aber … kommste nach Hause, der Partner ist nicht mehr da. Das ist eine andere Welt auf einmal.“ | |||||
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Mit einem Tagesspiegel-Plus-Abo (hier geht’s zum kostenlosen Probemonat) können Sie heute u.a. folgende Texte lesen: Monogamie? Nein, danke: Wenn Affären zum Alltag gehören. Lina und Marek führen eine offene Beziehung. Geht sie aus, dann kümmert er sich um die gemeinsame Tochter. Geht das gut? Helena Piontek hat nachgefragt. Kraftzuwachs schon nach drei Sekunden: Kraft und Fitness benötigen nicht viel Zeit. Sportmediziner Halle weiß, welche Übungen wundersame Effekte haben und was viele falsch machen. Martin Einsiedler hat mit ihm gesprochen. Der letzte Zug fuhr vor 42 Jahren: Zum 200. Geburtstag könnte die Stammbahn von Berlin nach Potsdam wieder aufleben. Die Verkehrsverwaltung will „in Kürze“ verkünden, wie es mit der brachliegenden Strecke zwischen Zehlendorf und Potsdam weitergeht. Jörn Hasselmann ahnt schon, was passiert. | |||||
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