die Cicero-Redaktion ist nicht groß. Im Impressum unserer aktuellen Ausgabe – Titelgeschichte: „Nichts wie weg! Warum immer mehr Deutsche ihr Land verlassen“ – stehen exakt neun Redakteure, inklusive Chefredakteur, Stellvertreter und Volontär. Dennoch behaupte ich an dieser Stelle unbescheiden, dass wir – unterstützt von einer klugen Riege freier Autoren natürlich – einen guten bis hervorragenden Job machen. Denn wir wissen, dass am Ende vor allem die journalistische Qualität unserer Arbeit entscheidet, ob Sie uns auch weiterhin treu bleiben. Für diese Qualität muss man hin und wieder aber auch raus in die Welt. Und während ich diese Zeilen auf meiner Terrasse in München schreibe (auch schön), sind gleich zwei meiner Kollegen auf Reisen: Unser Chefreporter Moritz Gathmann befindet sich mal wieder in der Ukraine, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, unabhängige Informationen über diesen Krieg aus erster Hand zu liefern. Währenddessen ist Cicero-Politikchef Volker Resing mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dessen Ministerriege unterwegs. Seit Mitte des Tages in Prag. Von Resing ist heute der Beitrag „Rückendeckung von Pedro“ über Scholz' gestrigen Spanienbesuch erschienen. Dort hat der spanische Regierungschef Deutschland Unterstützung für eine Gaspreisbremse und neue Energie-Lieferwege zugesagt. Und Gathmann berichtet erstens in „Russen mit dem Rücken zum Fluss“ aus dem Gebiet Cherson und erzählt zweitens im Gespräch mit meinem Kollegen Ralf Hanselle von seinen jüngsten Erfahrungen und Beobachtungen in der Ukraine. Apropos Gaspreisbremse und mehr: Der Bundeskanzler und die Regierungschefs der Länder wollten jüngst darüber beraten, wie Bürger und Unternehmen von den steigenden Energiepreisen entlastet werden können – und kamen zu keinem Ergebnis. Das ist beunruhigend, denn niemand weiß, wie Gas- und Strompreisbremse funktionieren sollen. Überdies hat die Ampel-Regierung alles unterlassen, was die Energiekrise hätte abmildern können. Hugo Müller-Vogg über einen „Doppelwumms“, der vor allem aus Wortgeklingel besteht. Um Worte geht es auch bei Annie Ernaux seit ihrem Debüt-Roman „Les Armoires vides“ im Jahr 1984. Heute wurde ihr von der Schwedischen Akademie offiziell der Literaturnobelpreis verliehen. Für unseren Autor Björn Hayer ein Votum, das politisch und unpolitisch zugleich ist: Denn seit langem kürt die Schwedische Akademie damit wieder einmal eine populäre Autorin und verleiht sich und dieser Auszeichnung eine ganz neue Aufmerksamkeit, findet Hayer. Und er findet auch: „Wir alle sind ein Stück Annie Ernaux.“ Derweil kämpft die britische Premierministerin Liz Truss nach ihrem ersten Monat im Amt bereits um ihren Job. Ihr Versuch, die Inflation zu bremsen, ging nach hinten los. In Umfragen sinken ihre Beliebtheitswerte und die ihrer Tory-Partei rasant in den Keller. Ihre Reise nach Prag zum ersten Treffen der „Europäischen Politischen Gemeinschaft“ (deshalb ist auch Olaf Scholz dort) ist für Truss deshalb auch eine Chance, sich ihrem Volk als Staatschefin zu zeigen, findet London-Korrespondentin Tessa Szyszkowitz. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Und bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Redakteur |