Angstschweiß ist nicht sexy, schreibt unser Wochenendkolumnist Alexander Grau über denjenigen, der höchstwahrscheinlich nächster Bundeskanzler wird: Friedrich Merz. Denn dessen Problem besteht genau darin, dass er es höchstwahrscheinlich wird. Statt einen mutigen Wahlkampf zu wagen, versucht der CDU-Chef nur Fehler zu vermeiden. Merz wirkt merkwürdig verzagt. Ganz anders Robert Habeck. Der grüne Wirtschaftsminister, Vize- und Möchtegernkanzler ist omnipräsent. Auf Münchner Baudenkmälern, bei Freund und Feind in den sozialen Medien und an den Küchentischen dieser Republik. Sein Vorteil ist: Er weiß, dass er höchstwahrscheinlich nicht der nächste Bundeskanzler wird. Umso befreiter kann er sich durch das Land plaudern. Bernd Stegemann seziert die Selbstinzenierung des Sichselbstüberschätzenden treffend. Mit einem anderen Überflieger der Grünen – wobei dessen Höhenflug sich dem Ende zuneigt – beschäftigt sich mein Kollege Ferdinand Knauß. Windfried Kretschmann, erster und bislang einziger Ministerpräsident der Ökopartei, regiert in Baden-Württemberg amtsmüde vor sich hin. Doch jüngst kam ihm ein Geistesblitz: Künstliche Intelligenz muss ins Klassenzimmer! Knauß hält davon nichts, er wirft dem gelernten Biologielehrer vor, einen inhumanen Bildungsbegriff zu vertreten und fragt: Wollen wir wirklich Menschen und Bürger heranziehen, die ohne ihre digitalen Krücken hilf- und orientierungslose Nomaden sind? Unsere Autorin Pat Christ rückt ein Thema in den Mittelpunkt, das oft verdrängt wird: Wie gehen wir mit behinderten Menschen um? Vom Geschlechtswechsel bis zur Debatte über assistierten Suizid – immer wird betont, wie wichtig die Selbstbestimmung der Bürger sei. Für Behinderte scheint das nicht zu gelten. Sie müssen sich im Alltag oft einem extrem bürokratischen Reglement unterwerfen – bis hin zum Toilettengang. Und zur Vorbereitung auf den Wochenbeginn empfehle ich Ihnen noch den Text meines Kollegen Ben Krischke zu lesen. Denn er blickt anlässlich der bevorstehenden Amtseinführung Donalds Trumps (am Montag) darauf, was dessen erneute Präsidentschaft für Deutschland bedeutet. Beziehungsweise, was sie bedeuten sollte. Denn Krischke plädiert dafür, die peinlich-missionarische Außenpolitik der vergangenen Jahre endlich sein zu lassen – und wieder gute, alte Diplomatie zu machen. Damit wünsche ich Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Ihr Daniel Gräber, Ressortleiter Kapital |