| | | | | 29. September 2024 | | Prantls Blick | | Die politische Wochenschau | | | |
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| | | Prof. Dr. Heribert Prantl | | | |
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| | | ich muss Ihnen heute ein bitteres Geständnis machen: Ich kann Büchereien nicht leiden. Genauer gesagt: Ich habe Büchereien nicht leiden können. Noch genauer gesagt: Es war eine einzige Bücherei, die ich nicht leiden konnte. Ich kannte damals nur diese eine. Es war die katholische Pfarrbücherei meines Heimatortes Nittenau in der Oberpfalz. Die war im Jugendheim St. Wolfgang untergebracht. Es ist wirklich schon lange her. Ich war gerade dabei, aus dem Karl-May-Alter herauszuwachsen, und wollte etwas Erwachsenes lesen. An einem Sonntagnachmittag nach dem Mittagessen sprach ich darüber mit meinem Taufpaten, dem Onkel Mich. Der ist mir soeben auch deswegen eingefallen, weil am heutigen Sonntag das Michaelsfest ist, das Fest des heiligen Erzengels Michael, also des Namenspatrons vom Onkel Mich. Zusammen mit den Festen des heiligen Martin am 11. November und dem Fest des heiligen Nikolaus am 6. Dezember bildet das Michaelsfest eine Dreiheit, die uns auf Weihnachten zuführt. Onkel Mich hat mir damals von einem groÃartigen Roman namens âKrieg und Friedenâ erzählt, tausendseitig, von einem Autor namens Leo Tolstoi. Den wollte ich lesen â das groÃe Epos über das miteinander verwobene Schicksal dreier adeliger Familien vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege. Die Bücherei-Leiterin, eine beflissene und belesene Frau namens Krajewski, weigerte sich, mir das Buch zu geben â mit der Begründung, das sei noch nichts für mich. Ich fühlte mich beleidigt, ärgerte mich unglaublich, und der Ãrger wuchs noch, als sie mir in den beiden nachfolgenden Wochen statt des Buches von Tolstoi ein paar Jugendbücher aus der Caius-Reihe von Henry Winterfeld auf den Tisch legte: âCaius ist ein Dummkopfâ hieà eines, daran erinnere ich mich gut. Ich habâ es nur mit Widerwillen gelesen. Es hat sich dann ergeben, dass ich jetzt, Jahrzehnte später, selbst ein Buch über Krieg und Frieden geschrieben habe. Es ist allerdings kein Roman, sondern ein Sachbuch, und es hat auch keine tausend Seiten, sondern nur 240, und ich bin kein Literat, sondern ein politischer Publizist. Es ist ein Buch uÌber Gewalt, ihre Ursachen und uÌber die Versuche, ihr Einhalt zu gebieten. Es ist auch, und damit bin ich wieder beim heiligen Michael, ein Buch über die Rolle von Glauben und Religion: Religion war so oft Schmiermittel für den Krieg. Sie so zu missbrauchen ist eine Todsünde, ein Kriegsverbrechen. Religion kann, soll, muss Lehrmeisterin für den Frieden sein. Das ist ihre Aufgabe, das ist der Seinsgrund von Religion. Darüber habe ich heute in meinem SZ-Plus-Text âPrantls Blickâ geschrieben: | |
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| | | Krieg, Terror und wächserne Nasen | | |
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| Die vier Wochen nach dem Michaelsfest heiÃen in den christlichen Kirchen die Michaelizeit. Eine gute, möglichst friedliche Michaelizeit wünsche ich Ihnen. Ihr
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| Heribert Prantl | | Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung |
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| | | | | | | | | Eine Reisebuchzauberei | | Wenn man die ersten zwanzig, dreiÃig Seiten dieses Buches gelesen hat, mag man nicht mehr aufhören. Das geht einem bei guten Büchern ja öfter so. In diesem Fall aber, bei diesem Buch, will man am liebsten alles liegen und stehen lassen und losfahren â nach Süden, auf die Inseln. Stefan Ulrich taucht mit uns nämlich fünfzehnmal ein in Italien: 15 Kapitel, 15 Inseln. GroÃe Inseln, kleine Inseln, bekannte und unbekannte Inseln. Stefan Ulrich nimmt uns wunderbar hinein in die italienische Geschichte und Gegenwart, er serviert uns die leckersten Leckereien, er mischt mit leichter Hand Anekdoten und Alltagssituationen. Er ist Entdecker und Sammler â sensibel, staunend, einfühlsam â und bei alledem einer, der packend schreiben kann. Stefan Ulrich ist ein Reisebuchzauberer. Inseln, so philosophiert er in seiner Einleitung, sind abgeschlossene Räume â wie Theaterbühnen, wie Bücher: âSie verdichten das Leben und dienen als Orte, an denen die Fantasie ihre Dramen aufführen kann â¦. Sie tauchen am Horizont auf, stacheln Entdeckergeist und Abenteuerlust an.â Stefan Ulrichs Buch stachelt uns kräftig an. Stefan Ulrich: Isole Belle. Ganz Italien in 15 Inselgeschichten. Das Buch ist 2024 bei dtv erschienen, es hat 384 Seiten und kostet 14 Euro. | | | | |
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| | | | | Max Weber und der Biber | | Der Biber ist ein Vorbild. Warum? Weil er so viel bewegen kann. Er kann zum Beispiel in einer Nacht einen fünfzig Zentimeter dicken Baum fällen. Beim Nachdenken über diese Meisterleistung im harten Holz kann einem Max Weber einfallen. Der hat vor 105 Jahren in einer Schwabinger Buchhandlung seinen berühmt gewordenen Vortrag âPolitik als Berufâ gehalten. Darin findet sich der berühmte Satz über die Politik. Sie sei âein langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaà zugleichâ. Ob Weber da auch an den Biber gedacht hat? Der Biber gehört, aber das ist derzeit sehr umstritten, zu den streng geschützten Tierarten. Es gibt Forderungen, ihn in die Liste der sogenannten bejagbaren Tiere aufzunehmen. Die Gründe für diese Diskussion erläutert Leonard Scharfenberg unter der Frage: âSie sind also ein Biberfreund?â | | | |
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| | | | | Meinung | | Kommentare, Kolumnen, Gastbeiträge und Leserdiskussionen im Ãberblick | |
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