Liebe Frau Do, die Bundestagswahl hat viele historische Facetten, aber vor allem fällt ihr Ergebnis so unübersichtlich wie nie zuvor aus. Sowohl Olaf Scholz als auch Armin Laschet erheben Anspruch aufs Kanzleramt, und sowohl Grüne als auch FDP halten die Türen offen. Rot-Grün-Rot ist vom Tisch. Aber jetzt erstmal zu den Zahlen.
Heute wichtig: Endergebnis: Die SPD hat die Bundestagswahl nach dem Ergebnis der Auszählung aller Wahlkreise gewonnen. Erstmals seit mehreren Jahren legte sie wieder zu und kam im vorläufigen Endergebnis auf 25,7 Prozent. Die CDU/CSU stürzte dagegen mit 24,1 Prozent auf ein Rekordtief, die Grünen errangen mit 14,8 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte und wurden drittstärkste Kraft. Die FDP verbesserte sich auf 11,5 Prozent. Die AfD rutschte mit 10,3 Prozent vom dritten auf den fünften Rang. Die Linke stürzte auf 4,9 Prozent. Alle Entwicklungen in unserem Newsblog. NRW: Und auch in Nordrhein-Westfalen ist die SPD bei der Bundestagswahl laut vorläufigem Endergebnis mit 29,1 Prozent der Zweitstimmen stärkste Kraft geworden. Die CDU erreichte am Sonntag 26,0 Prozent der Zweitstimmen, die Grünen 16,1 Prozent, die FDP 11,4 Prozent, die AfD 7,3 Prozent und die Linke 3,7 Prozent. Hier gibt es die Details. Berlin: Die SPD hat auch die Abgeordnetenhauswahl in Berlin gewonnen. Die Partei mit Spitzenkandidatin Franziska Giffey erreichte am Sonntag nach Auszählung aller Stimmbezirke 21,4 Prozent und landete vor den Grünen, die auf 18,9 Prozent kamen. Die CDU erreichte laut Landeswahlleitung 18,1 Prozent, die Linke 14,0 Prozent, die AfD kam auf 8,0 Prozent, die FDP erzielte 7,1 Prozent. Wie bisher kann Berlin damit künftig nur von einem Dreierbündnis regiert werden. Mecklenburg-Vorpommern: Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat die SPD haushoch gewonnen. Nach Auszählung aller 2003 Wahlbezirke erreichte die Partei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am Sonntag 39,6 Prozent der Stimmen und damit das zweitbeste SPD-Ergebnis überhaupt im Nordosten. Der bisherige Koalitionspartner CDU fuhr mit 13,3 Prozent sein historisch schlechtestes Ergebnis im Bundesland ein und landete erneut hinter der AfD, die auf 16,7 Prozent kam. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Und nun? Eingangs habe ich die politische Lage nach der Bundestagswahl geschildert. Die einstigen Volksparteien sind ein Schatten ihrer selbst, aber der „Klimaregierung“, die Annalena Baerbock schaffen wollte, wurde eine Absage erteilt. In meinem Leitartikel versuche ich eine Deutung und einen Ausblick. Falls Sie heute Morgen nicht so viel lesen möchten, können Sie sich auch meine kurze Video-Analyse zur Wahl anschauen. Die Zahlen hinter den Zahlen: Die Forschungsgruppe Wahlen, mit der wir zusammenarbeiten, hat umfassende Daten rund um das Wahlergebnis zusammengetragen. Martin Kessler schildert in seiner Analyse, was sich daraus über die politische Stimmung in Deutschland ableiten lässt. NRW: Wie die Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland lief, in dem Armin Laschet noch als Ministerpräsident amtiert, haben wir oben geschildert. Aber an Rhein und Ruhr richtet sich der Blick auch auf die Landtagswahl in knapp acht Monaten. Horst Thoren beschreibt die Herausforderung in seinem Leitartikel. So gesehen: Der bundesweite Wahlkampf ist vorbei, in den nächsten Wochen sollte das Gegeneinander von einem Miteinander abgelöst werden. Denn die Aufgaben – Klimawandel, Digitalisierung, Altersvorsorge – sind groß. Ganz sicher wird sich eine neue Bundesregierung bilden, aber wir haben Zeit. Die geschäftsführende Bundeskanzlerin macht den Job seit 16 Jahren, auf ein paar Wochen mehr oder weniger kommt es nicht an. Starten Sie am besten gelassen in die neue Woche, egal, was Sie gewählt haben.
Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |