Sehr geehrte Damen und Herren, | | Pia Heinemann Ressortleiterin Wissen |
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| es waren Bilder von hunderten Grindwalen, die in dieser Woche vielen Menschen einen Kloß in den Hals trieben. Die Tiere dümpelten sterbend an der Küste Tasmaniens, es war eine Massenstrandung von Hunderten Walen. Die, wie Retter vor Ort berichteten, in ihren letzten Stunden versuchten, miteinander zu kommunizieren. Ein tragisches Ereignis. Thomas Stewart Traill beschrieb im Februar 1809 diese Tierart zum ersten Mal wissenschaftlich. Der Brite hatte eine Strandung der bis dato undokumentierten Wale auf der schottischen Insel Mainland Orkney erlebt. Fast völlig schwarz seien sie, ihre Haut weich und glatt wie ölige Seide. Anatomie und Verhalten - Traill trug alle Fakten über die Tiere zusammen: dass sie oft in großen Herden nach Fischen suchen, dass sie friedliebend sind und ihrem Leittier „in scheinbar blindem Vertrauen“ folgen. Seither haben Generationen von Meeresforschern dazu beigetragen, die Tiere zu verstehen und den tragischen Strandungen ihr Mysterium zu nehmen. Oft ist demnach das Leittier krank oder verwirrt, es schwimmt in die falsche Richtung, verliert im flachen Wasser die Fähigkeit, sich zu orientieren. Die anderen Wale folgen ihm blind in den Tod. Zoologen und Pathologen waren es auch, die eine Erklärung für ein anderes, gruseliges Ereignis der vergangenen Monate gefunden haben: das Sterben vieler Elefanten in Botsuana. Bilder von Kadavern, die aufgebläht wie überdimensionale Heliumballons oder von Löwen und Geiern halb ausgeweidet im Staub der Savanne liegen, gingen um die Welt. Eine wochenlang andauernde Spurensuche durch Wissenschaftler hat ergeben, dass die Tiere nicht von Bauern oder Wilderern vergiftet, am Coronavirus erkrankt oder durch Milzbrand getötet wurden. Es waren vielmehr giftige Blaualgen, die sich massenhaft in den Wasserlöchern der Dickhäuter vermehrt hatten. Naturwissenschaftler erklären uns Tag für Tag merkwürdige Phänomene wie den herzzerreißenden Tod gefährdeter Tiere. Sie berichten uns vom Fund überraschender Moleküle auf anderen Planeten und von der Möglichkeit von Leben im All. Sie erforschen das Leben der Vergangenheit und das Klima der Zukunft, entwickeln Medikamente und Impfstoffe. Sie geben Orientierung, wo sonst Verschwörungsglaube und Fake-News dominieren würden. Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom meine Kollegin Judith Mischke. |
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WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT |
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Quelle: Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa |
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Öffentlicher Nahverkehr: Verdi kündigt Warnstreiks an |
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Pendler müssen sich am Dienstag bundesweit auf Warnstreiks im Öffentlichen Nahverkehr einstellen, das gab die Gewerkschaft Verdi heute Vormittag bekannt. Sie rief zum Streik auf, um Tarifverhandlungen für die 87.000 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr durchzusetzen – und fordert einen bundesweiten Tarifvertrag für alle Beschäftigten. „Mit unseren Forderungen haben wir Vorschläge geliefert, wie sich die drängenden Fragen von Entlastung und Nachwuchsförderung lösen lassen“, teilte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende, Christine Behle, mit. „Dass die Arbeitgeber nicht einmal zu einer Verhandlung bereit sind, verhöhnt die Beschäftigten und torpediert jede Bemühung, eine Verkehrswende zu erreichen.“ Weitere Details zu den Streiks sollen bis Dienstag bekannt gegeben werden. |
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Immer mehr Kredite für Firmen |
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Die Kreditvergabe für Firmen im Euro-Raum steigt weiterhin kräftig an, wie die Europäische Zentralbank (EZB) heute mitteilte. Im August vergaben die Banken im Euro-Währungsgebiet 7,1 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen als im Jahr zuvor. Damit fällt der Anstieg bereits den dritten Monat in Folge so stark aus wie seit elf Jahren nicht mehr. An die Haushalte vergaben die Institute im August 3,0 Prozent mehr Kredite als im Vorjahreszeitraum. Auch in den beiden Monaten zuvor lag der Zuwachs in dieser Höhe. |
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Seehofer für Verbot von Reichskriegsflagge |
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Bundesinnenminister Horst Seehofer will bei der Innenministerkonferenz im Dezember das Verbot der Reichskriegsflagge auf die Tagesordnung setzen. Der Minister begrüße es, „wenn die Länder ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um das Zeigen der Reichskriegsflagge in der Öffentlichkeit zu unterbinden", hieß es aus seinem Ministerium. Die Reichskriegsflagge dient Rechtsextremen als Erkennungszeichen. In Bremen ist sie bereits verboten. Seehofer wünscht sich ein „bundesweit einheitliches Vorgehens." |
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Impfstofftests in Großbritannien mit absichtlicher Corona-Infektion |
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In London sollen Menschen für Impfstoff-Tests absichtlich mit dem Coronavirus infiziert werden, schreibt die „Financial Times". Gesunde, erwachsene Freiwillige sollen dabei im neuen Jahr unter kontrollierten Quarantäne-Bedingungen dem Coronavirus ausgesetzt werden, nachdem sie einige Wochen zuvor einen potenziellen Impfstoff verabreicht bekommen haben. Rund 2000 Teilnehmer hätten sich bereits angemeldet. Man arbeite mit Partnern zusammen, um mithilfe von „Human Challenge“-Tests die Entwicklung von Impfstoffen zu beschleunigen, bestätigte ein Regierungssprecher. |
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WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD |
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Quelle: Peter Kneffel/dpa |
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Bewahrt das föderale System die Deutschen vor einem zweiten Corona-Lockdown – oder wirkt es eher kontraproduktiv? Was soll bundesweit geregelt werden, was Ländersache sein – diese Frage wird das Thema des Corona-Gipfels von Kanzlerin und Ministerpräsidenten am kommenden Dienstag sein. Doch schon jetzt läuft die Debatte zwischen Einheitswollern und Regionalbefürwortern heiß. Lokal wird derzeit ganz unterschiedlich agiert: In Hamm in Nordrhein-Westfalen geht man härter gegen private Feiern vor als anderswo, weil zuletzt große Familienfeiern als Virenschleuder-Event identifiziert wurden. Während in Bayern seit dieser Woche verschärfte Masken-Regelungen an öffentlichen Plätzen gelten, lehnt Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine bundesweite Maskenpflicht im Freien ab. Er findet: Eine Verpflichtung auf öffentlichen Plätzen einen Schutz zu tragen, könne „lokal, regional nach dem Infektionsgeschehen“ am besten entschieden werden. Je nachdem, wie die Lage vor Ort sei. Anders sieht das die renommierte Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Sie empfiehlt dringlich, bundesweit verbindliche und einheitliche Regeln für Vorsorgemaßnahmen. So fordern die Wissenschaftler unter anderem das noch konsequentere Einhalten der bisherigen Schutz- und Hygienemaßnahmen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet setzt einen anderen Schwerpunkt, er will die Parameter der Risiko-Bewertung neu konzipieren. Der CDU-Politiker sagte dem „Handelsblatt“, man dürfe „nicht nur auf die reinen Infektionszahlen schauen.“ Stattdessen müssten auch die Kapazität der Krankenhäuser sowie die Zahl der intensivmedizinisch behandelten und beatmeten Patienten stärker in die Lagebewertung einfließen. In einem Punkt besteht allerdings Klarheit: Die neuesten Zahlen in Deutschland, am Freitag wurden wieder 2153 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert, zeigen, dass das Virus sich weiter ausbreitet. | |
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WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD |
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Quelle: Roberto Pfeil/dpa |
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Nach langer Corona-Pause gehen am Nachmittag wieder Fridays for Future Aktivisten auf die Straße – zumindest dort, wo sie es wegen der Corona-Maßnahmen dürfen. In Hamburg wurde bereits die Teilnehmerzahl für eine angemeldete Demo stark reduziert. Aufgrund der Pandemie hatte die Klimabewegung ihre meisten Aktionen an den vergangenen Freitagen abgesagt. Viele Lieferanten warten noch auf ihr Geld: Das Debakel um die üppigen Maskenbeschaffungen des Bundesgesundheitsministeriums landet heute Mittag vor Gericht. In Bonn, wo das Ministerium seinen ersten Sitz hat, beginnt das erste Verfahren gegen das Haus unter Leitung von Jens Spahn. Eine Gesellschaft aus Hannover fordert Zahlungen von rund einer halben Million Euro plus Zinsen für gelieferte Masken. Zahlreiche weitere solcher Forderungen könnten folgen. Denn mindestens 48 Lieferanten, die vom Bundesgesundheitsministerium nicht oder nur teilweise für gelieferte Ware bezahlt wurden, haben Zivilklagen eingereicht, wie WELT AM SONNTAG berichtete. Rund 100 weitere Lieferanten bereiten mithilfe von Anwälten ein abgestimmtes juristisches Vorgehen vor. Weil im März in Deutschland Schutzmasken fehlten, hatte das Ministerium selbst die schnelle Initiative ergriffen und kaufte Masken über ein sogenanntes „Open House-Verfahren“ ein. |
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Quelle: THOMAS COEX / AFP |
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Als Politiker sollte man mit gutem Vorbild vorangehen – eigentlich. Wie sich in Frankreich herausstellte, nimmt der neue französische Premier Jean Castex diese Idee nicht ganz ernst. Bei einem französischen TV-Auftritt kommt er ganz schön ins Straucheln, als er gefragt wird, ob er die französische Corona-Warn-App „Stop Covid" eigentlich selber geladen habe. Die überraschende Antwort: „Non! Non!" Und dann: „Ich habe es nicht gemacht, weil ich es nicht gemacht habe." Er begründet, dass die App vor allem für Leute interessant sei, die „die Metro nehmen." Aufgrund seiner jetzigen Funktion als Premier würde er aber die Metro nicht mehr nehmen. Dennoch könne er den Franzosen nur empfehlen, die App zu laden. In Frankreich spitzt sich die Lage zu: Innerhalb von 24 Stunden seien 16.096 neue Infektionsfälle registriert worden, so die Gesundheitsbehörden. | |
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Ich wünsche Ihnen einen trockenen Nachmittag. Pia Heinemann Ressortleiterin Wissen | |
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MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE |
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FRIDAYS FOR FUTURE AUSSTEIGER „PRIVILEGIERTE BLASE NIE VERLASSEN" Clemens Traub war Aktivist bei der Klimabewegung Fridays for Future. Heute glaubt er: Die meisten Protestler schaden dem Klimaschutz. Zum Artikel | |
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MOBILES ARBEITEN HOMEOFFICE AM MEER? WAS ERLAUBT IST UND WAS NICHT Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie liegt mobiles Arbeiten im Trend. Doch Arbeits- und Steuerrecht bergen viele Fallen. Zum Artikel | |
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ARGENTINIEN HAT DIE WELT EIN NEUES CORONA-PROBLEMLAND? Bislang galten die USA und Brasilien als die am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. In Argentinien scheint die Lage nicht weniger dramatisch. Zum Artikel | |
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