Von Thomas Tuma
● Wie Deutschlands Jugend tickt |
● Wo Rheinmetall expandiert |
● Was Berlin ab heute präsentiert |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, es gibt wohl kaum eine Branche, der so oft das baldige Ableben prophezeit wurde wie dem Buchmarkt. Allein das ganze Papier gilt hauptberuflichen Zukunfts-Apologeten in Zeiten digitaler Transformation als Äh-bäh! Tja, und dann startet heute die Frankfurter Buchmesse – und die Signale könnten kaum widersprüchlicher sein. Einerseits erodiert zwar die Zahl der Käufer weiter – von 37 Millionen im Jahr 2012 auf nicht mal mehr 25 Millionen aktuell. Andererseits freute sich die Branche aber schon im vergangenen Jahr über stabile Umsätze von 9,7 Milliarden Euro – weit mehr als Film- und Musikwirtschaft zusammen. Die erste Jahreshälfte 2024 brachte gar ein Plus. Wie kann das sein? Zwei Zielgruppen stützen das Geschäft: die ganz Jungen und alte Leute wie ich. Meine Boomer-Generation ist bereit, mittlerweile für ein Hardcover wie den neuen Roman von Frank Schätzing, „Helden“, 36 Euro auf den Tisch zu legen. Dagegen macht sich der – vor allem weibliche – Lektüre-Nachwuchs seine Trends gleich selbst. Der aktuell wichtigste nennt sich „New Adult“, spricht junge Erwachsene an und lebt thematisch von einer Mischung aus Harry Potter und „50 Shades of Grey“, was nicht despektierlich klingen soll. Dem Genre verdankt der hiesige Buchmarkt seine aktuell erfolgreichste Autorin. |
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| Der frühere Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld (© Christian Höhn/Suhrkamp Verlag) |
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Mona Kasten ist 32 und eine Art Schreib-Maschine. Allein von ihrer „Save me“-Trilogie sollen sich über 1,5 Millionen Exemplare verkauft haben. Die Verfilmung heißt „Maxton Hall“ und wurde jüngst auf Amazon Prime zum globalen Hit. Kasten braucht den Buchmarkt kaum noch, den sie zugleich rettet. Schon als Studentin fing sie mit Youtube-Kanal und Eigenverlag an, sich eine Fanbase aufzubauen, womit wir beim dritten Erfolgsfaktor sind: Tiktok. Auch wenn sich manche Altverleger bei der Nennung der Social-Media-Plattform bekreuzigen: Unterm Hashtag #booktok findet man dort inzwischen Milliarden von Videos, in denen sich die Nutzer gegenseitig Bücher empfehlen und ihren Idolen huldigen. Die Community ist so mächtig, dass völlig unbekannte Autoren über Nacht zu Weltstars werden können. Das Buchgeschäft wurde dadurch ebenso schnell wie riskant. Das gilt erst recht für die Verlage, die über immer höhere Vorschüsse entscheiden müssen. Das alles zeitigt Kollateralschäden. Jüngst musste ausgerechnet der für sakrosankt gehaltene Suhrkamp Verlag aufgrund wachsender Verluste verkauft werden. Ulla Unseld- Berkéwicz, Witwe der Verleger-Legende Siegfried Unseld, übergibt nun an den Hamburger Unternehmer Dirk Möhrle, was nichts Schlechtes bedeuten muss. Möhrle, Autoren-Nachwuchs wie Mona Kasten und neue Bühnen wie TikTok zeigen: Das letzte Kapitel des Buchs als Kulturgut und Geschäft gleichermaßen ist noch lange nicht geschrieben. Wie und was lesen Sie? Schreiben Sie mir: feedback@focus-magazin.de |
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| Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk (© imago-images) |
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Tusk kämpft gegen illegale Migration |
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Polen will das europäische Asylrecht vorübergehend aussetzen. Ministerpräsident Donald Tusk möchte zeitnah in Brüssel für seinen Plan werben und damit zugleich das Thema illegale Migration setzen, das seine Landsleute mehr und mehr beschäftigt. Der Grund: Der polnische Grenzschutz berichtet, dass Migranten vom Nachbarstaat Belarus aus in wachsender Zahl versuchten, den schwer gesicherten polnischen Grenzzaun zu überwinden – und so in die EU zu gelangen. Warschau und auch Brüssel werfen Wladimir Putin und dem Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko vor, Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten gezielt einzufliegen und dann via Belarus nach Polen zu schleusen. Die Grenz-Brecher seien vor allem alleinstehende und aggressiv auftretende junge Männer. Er werde „absolut hart und rücksichtslos sein“, kündigte der eigentlich rechts-liberale Europapolitiker Tusk an, der vor einem Jahr zum Regierungschef gewählt wurde. Niemand werde ihn zum Migrationspakt der EU zwingen, drohte der frühere Präsident des Europäischen Rates. |
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| Die neue Shell-Jugendstudie offenbart viele Sorgen beim Nachwuchs (© Getty Images) |
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Wie die deutsche Jugend wirklich tickt |
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Jährlich befragt die sog. Shell-Studie über 2500 Menschen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren nach ihren Werten und Einstellungen. Die gestern vorgestellten neuesten Zahlen zeigen: Nicht alle Vorurteile über die Generation Z stimmen. Die Jugend interessiert sich nicht mehr für Politik? Falsch. Aktuell bezeichnen sich 50 Prozent der jungen Menschen als politisch interessiert. Dieser Wert lag vor 20 Jahren noch bei 34 Prozent. Die Jugend ist nach rechts gerutscht? Teilweise. Die politische Orientierung ist mehrheitlich leicht links, das belegen die Zahlen und bestätigen damit die Werte der Vorjahre. Allerdings stieg der Anteil an jungen Männern, die sich politisch rechts einordnen, auf 25 Prozent. 2019 lag dieser Wert noch bei 16 Prozent. 11 Prozent aller junger Frauen ordneten sich politisch rechts der Mitte ein. Die Jugend blickt pessimistisch in die Zukunft? Stimmt. Die Umfrage offenbart viele Sorgen. Ganz vorn: Die Angst vor Krieg treibt 81 Prozent der Befragten um. Vor fünf Jahren waren es nur 46 Prozent. Dahinter folgen Armut mit 67 Prozent (2019: 52 Prozent). 75 Prozent gaben aber auch an, mit der Demokratie im Land zufrieden zu sein. |
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| Rheinmetall-Chef Armin Papperger (l.) und Leonardo-CEO Roberto Cingolani (© PR, Reuters, Montage) |
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Rheinmetall baut neue Panzer mit Italienern |
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LRMV heißt ein neues Gemeinschaftsunternehmen des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall und seines italienischen Partners Leonardo. Die Abkürzung steht für Leonardo Rheinmetall Military Vehicles. Beide Konzerne halten je 50 Prozent. Erster Großauftrag dürfte eine 23-Milliarden-Bestellung der italienischen Armee werden. Erklärtes Ziel ist aber auch, Streitkräfte anderer Länder zu bestücken – in Europa und darüber hinaus. Ihren Hauptsitz soll die Firma in Rom haben. Das operative Geschäft ist in La Spezia angesiedelt. Rheinmetall-Chef Armin Papperger lobte die Vereinbarung am Dienstag bei der Vorstellung der Kooperation in Rom und sprach von einem „neuen Schwergewicht im europäischen Panzerbau“. Leonardo-Chef Roberto Cingolani mahnte, Europas Rüstungskonzerne seien einzeln zu klein, um künftig gegen „Giganten“ aus den USA oder China zu bestehen. Basis für den ersten Kampfpanzer soll der von Rheinmetall entwickelte Panther sein, der bislang noch keine Serienreife hat. Leonardo verzeichnete zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro, Rheinmetall von 7,2 Milliarden. |
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| Aktuell werden pro Jahr noch rund 40 Tonnen Quecksilber für Amalgam verwendet (© dpa) |
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Aus für Amalgam rückt näher |
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Ab 1. Januar 2025 ist das quecksilberhaltige Amalgam EU-weit verboten – aus Umweltschutzgründen. Nur wenn ein Zahnarzt es bei einem Patienten als zwingend erforderlich sieht, darf er für Zahnfüllungen weiterhin Amalgam verwenden. Das kommt etwa bei behinderten Menschen in Betracht, die nicht lange stillsitzen können. Mit dem Verbot sollen Versicherte dann im Bereich der Backenzähne „auf Kasse“ selbstklebende Materialien oder in Ausnahmefällen sogenannte Bulk-Fill-Komposite erhalten. Beide sind erst seit wenigen Jahren im Einsatz und noch nicht vollständig etabliert. Bei vorderen Zähnen dürfte sich nichts ändern. Weiterhin gilt auch: Wer bestimmte Farben oder aufwändigere Kunststofffüllungen wünscht, muss den Aufpreis selbst zahlen oder entsprechend versichert sein. Eine Vorschrift, bestehende Amalgamfüllungen zu entfernen, gibt es nicht. Fachleute raten in den meisten Fällen auch davon ab. |
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Gewinner: Ein deutscher Nationaltrainer im Mutterland des Fußballs? Jahrzehntelang unvorstellbar. Durch die Pionierarbeit von Coaches wie Jürgen Klopp oder eben Thomas Tuchel, 51, in der Premier League wandelte sich das Image radikal. Insofern ist es nur konsequent, dass der im Sommer bei Bayern München ausgeschiedene Tuchel nun Englands goldene Generation zum ersten internationalen Titel seit 1966 führen soll. | |
Verlierer: Er kann nichts für den Deal, aber unangenehm ist es für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, 54, schon: Ein Großaktionär hat sich buchstäblich über Nacht von 16 Millionen Aktien des Frankfurter Instituts getrennt. Wert: 256 Millionen Euro. Welcher Investor dahintersteckt, wollte die platzierende US-Investmentbank Goldman Sachs aber nicht verraten. | |
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… darf ab heute jedermann die beiden Panda-Babys im Berliner Zoo besuchen. Mama Meng Meng, 11, hatte die Zwillinge am 22. August zur Welt gebracht. Da sie als die seltensten Bären der Welt gelten, ist jede Panda-Geburt eine kleine Sensation. Täglich von 13.30 bis 14.30 Uhr soll künftig jeweils ein Jungtier im Panda Garden zu sehen sein. | | Einer der beiden neuen Panda-Stars im Berliner Zoo (© dpa) | Zur Zeit heißen die Schwestern wegen ihres unterschiedlichen Geburtsgewichts noch nüchtern „die Große“ (169 Gramm) und „die Kleine“ (139). Ihre offiziellen Namen bekommen sie, wenn sie 100 Tage alt werden. So charmant schwarz-weiß hat man die Welt lange nicht gesehen, oder? Herzlichst | | Thomas Tuma |
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