Bei der Mobilität ruhen die Hoffnungen auf Elektrofahrzeugen und in Teilen auch auf Wasserstoff. Mit dem „Kraftstoff der Zukunft“ sollen Flugzeuge, Schiffe und Züge angetrieben werden. Außerdem sollen Häuser geheizt, Strom erzeugt und sogar Stahl und Zement produziert werden. CO2-neutrale Wasserstoffgewinnung Viele Stahlkonzerne, wie zum Beispiel Thyssenkrupp, stellen ihre Hochöfen schrittweise auf Wasserstoff um. Auch der Flugzeugbauer Airbus will in Zukunft mit Wasserstoff produzieren. Dazu kommen Industriekonzerne, die zwar schon lange Wasserstoff einsetzen, diesen aber bislang aus fossilen Energien gewonnen haben, den so genannten grauen Wasserstoff. Eine ganze Reihe von Unternehmen stellen die Gewinnung von Wasserstoff bereits CO2 neutral um und setzen auf Methan, darunter unter anderem Royal Dutch Shell und BASF. Bei diesen Verfahren wird Methan in die Bestandteile Wasserstoff und Kohlenstoff zerlegt. Neben Wasserstoff als Hauptprodukt, dieses so genannten Methan-Crackens, entsteht als Nebenprodukt Kohlenstoff, der zunehmend als industrieller Rohstoff gefragt ist. So wird er beispielsweise in der Produktion von Stahl und Kohlenstofffasern eingesetzt. Experten schätzen, dass der Weltenergieverbrauch in den nächsten 30 Jahren zu mindestens 12% aus grünem Wasserstoff gedeckt werden muss, will man die Klimaziele erreichen. Dabei bedeutet grüner Wasserstoff, dass der Energiebedarf für die Wasser-Elektrolyse aus erneuerbaren Energien wie z. B. Windenergie oder Sonnenenergie gedeckt wird. Zweifellos ist Wasserstoff ein Wachstumsmarkt, doch spiegelt sich das auch in den Aktienkursen der entsprechenden Player wider? Es gab bereits einen echten Hype um Wasserstoff-Aktien Wer erinnert sich nicht an den Hype um Wasserstoff-Spezialisten wie Nel Asa, Fuelcell, Plug Power oder Ballard Power? Wer hier zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen – aber auch rechtzeitig wieder ausgestiegen ist - der konnte satte Kursgewinne einfahren. Wem das jedoch nicht gelungen ist und womöglich nahe der Höchstkurse eingekauft hat, der sitzt heute auf ebenso satten Buchverlusten. All diese Titel hatten im ersten Quartal des Jahres 2021 ihre zwischenzeitlichen Kurs-Höchststände erreicht und haben seitdem zwischen 80 bis 90% nachgegeben. Es verwundert nicht, zumal die Unternehmen durchgängig Verluste schreiben und teilweise (wie z. B. Plug Power) kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen. Ob sich die Aktien auf lange Sicht wieder erholen, ist fraglich. Ein Grund für den Niedergang der kleinen Spezialisten ist zum einen die billige Konkurrenz aus China, zum anderen der Einstieg großer finanzstarker, westlicher Konzerne (bisweilen auch Länder) in das Geschäft mit dem Wasserstoff. Es gibt zahlreiche Profiteure in dem Sektor Profiteur im Bereich Wasserstoff könnte zum Beispiel der Schweizer Energietechnik-Spezialist ABB sein. ABB entwickelt unter anderem Brennstoffzellen für den Einsatz auf Schiffen. Die Aktie hat in den letzten 5 Jahren eine Kursperformance von über 160% erzielt, allein im Jahr 2023 insgesamt 37%. Das US-amerikanische Energieunternehmen NextEra Energy, führend in der Solar- und Windenergie in den Vereinigten Staaten, wird in Florida eine Wasserstofffabrik auf Basis von Solarstrom errichten. Eine Milliarde Dollar sollen in die Produktionsanlage fließen, wobei Industriegas-Gigant Linde als Partner auserkoren wurde. Insgesamt 20 Mrd. Dollar sollen in die Umstellung von Gaskraftwerken auf Wasserstoff investiert werden. Die Aktie von NextEra legte in den letzten 5 Jahren zwar lediglich um 30% zu, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, wann das grundsolide Unternehmen wieder zu neuen Höchstkursen aufbricht (Höchstkurs: 90 Euro; Kurs heute: rund 56 Euro). Eben erwähnter Aktienlust-Dauerfavorit Linde mit Sitz im irischen Dublin entstand vor fünf Jahren durch Fusion der deutschen Linde AG mit der US-amerikanischen Praxair. Das Kerngeschäft von Linde sind Industriegase und Prozessanlagen, die Gase gewinnen oder herstellen. Wasserstoff ist hier ein Teil des Produktportfolios. Im Bereich Industriegase ist Linde Weltmarktführer vor dem französischen Konkurrenten Air Liquide und der US-amerikanischen Air Products. Air Products will bis 2026 insgesamt 15 Mrd. Dollar in den Bereich Wasserstoff investieren. Fast die Hälfte davon fließt in ein Gemeinschaftsprojekt mit Saudi-Arabien, das 2025 die Produktion von Wasserstoff aufnehmen soll. Egal ob Linde, Air Liquide oder Air Products – der große Vorteil dieser Konzerne ist, neben ihrer Finanzstärke, die bereits bestehenden langjährigen Geschäftsbeziehungen zu potentiellen Kunden im Bereich der Industriegase. Die Kursentwicklungen können sich sehen lassen Die Aktienkursentwicklungen von Linde und Air Liquide in den letzten 5 Jahren können sich durchaus sehen lassen. Die von Air Products ist in diesem Zeitraum leicht negativ, nach zwischenzeitlichem Kurs-Hoch Ende 2022. Womöglich ein guter Einstiegszeitpunkt? Linde: +190% Air Liquide: +110% Air Products: -2% Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Bereich Wasserstoff zweifellos ein Wachstumsmarkt ist. Allerdings sollte man als Langfrist-Investor weniger auf die kleinen Spezialisten setzen, sondern am Trend über eine Beteiligung an den Großen partizipieren. Das ist risikoärmer und schont vor allem die Nerven. Herzlich, Eure Nicole 🙋♀️ Nicole Straub, aktienlust |