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Liebe Leserin, lieber Leser, | | Olaf Gersemann | Ressortleiter Wirtschaft |
| es ist jetzt ein Jahr Lockdown – und wir wissen nichts. Nicht, wo sich Menschen mit dem Coronavirus anstecken, und deshalb auch nicht so recht, welche Maßnahmen wie gut helfen. Wie hoch ist die Dunkelziffer? Da kursieren weit auseinanderliegende Schätzungen. Niemand weiß, wie viele Selbsttests in Deutschland unternommen werden – wann und wo und von wem. Auch die von Fachpersonal durchgeführten Schnelltests werden nirgends registriert. Viel Testen ist immer besser als wenig Testen in dieser Pandemie, doch so, wie es in Deutschland vollzogen wird, ist es vor allem dummes Testen: Der Betroffene erfährt, ob er aktuell infiziert ist oder nicht – aber Deutschland als Gesellschaft lernt rein gar nichts daraus. Warum gibt es in Deutschland bis heute keine regelmäßigen Massentests, bei denen eine repräsentative Gruppe von Bürgern getestet wird, unabhängig von Symptomen oder Kontakten zu Infizierten? „Am besten wäre es, wenn wir, genauso wie UK, ein Screening hätten, also rund 100.000 Zufallstests, die jede Woche ein objektives Bild des Ausbruchsgeschehen liefern“, hat gerade erst die prominente Max-Planck-Forscherin Viola Priesemann auf Twitter vorgeschlagen. Nun ist die Idee nicht neu. Am 18. März des vergangenen Jahres, noch ziemlich zu Beginn der Pandemie, hat das Institut für Weltwirtschaft (IfW) einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet: „Um die bestehende Unsicherheit deutlich zu reduzieren“, so die Kieler damals, schlage man vor, „in hoher Frequenz (alle fünf Tage) eine für die Gesamtbevölkerung repräsentative Stichprobe auf eine Corona-Infektion zu testen“. Begründung: „Je weniger sicher man den Anteil der infizierten Menschen in der Bevölkerung kennt, desto umfangreicher müssen vorbeugende Maßnahmen ausfallen, um das Risiko eines überlasteten Gesundheitswesens einzudämmen.“ Wer mehr weiß, heißt das im Umkehrschluss, kann sich auch mehr Freiheiten erlauben. Und das IfW unter Gabriel Felbermayr beließ es nicht dabei. Zusammen mit anderen Forschungsinstituten, darunter dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen, schloss sich das IfW nach WELT-Informationen noch im März 2020 zu einem Konsortium zusammen und ersann eine bestechende Idee: Die repräsentativen Tests sollten integriert werden in die NAKO Gesundheitsstudie, mit der ohnedies eine ausgewählte Bevölkerungskohorte über längere Zeit hinweg beobachtet wird. Das hätte zwei Vorzüge gehabt: Ein zügiger Start wäre möglich gewesen. Und vor allem: Über die NAKO-Einbindung hätten wir sozioökonomische Merkmale der Getesteten gehabt. Deutschland wüsste, wer sich infiziert und wer eben nicht. Damit wäre mutmaßlich heute auch wesentlich mehr darüber bekannt, welche Orte, welche Settings und welches Verhalten risikobehaftet wären. Die Pandemiebekämpfung ließe sich damit viel besser feinsteuern. Tatsächlich wurde diese Projektidee in Berlin bis hinauf auf Staatssekretärsebene diskutiert. Am Ende setzte sich die Da-könnte-ja-jeder-kommen-Mentalität durch, der gute Plan wurde eingemottet. Ein Jahr später ist es höchste Zeit, die Idee aus der Schublade zu holen. Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom meine Kollegin Judith Mischke.
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WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT |
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Quelle: picture-alliance / dpa/ file |
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Masken-Affäre: Razzia bei Bayerns Ex-Justizminister
Die Generalstaatsanwaltschaft München hat eine weitere Durchsuchung in Zusammenhang mit der Masken-Affäre durchgeführt. Am Mittwoch durchsuchten die Beamten das Büro des Landtagsabgeordneten Alfred Sauter (CSU, im Foto), wie die „Süddeutsche Zeitung" berichtet. Es geht um den Anfangsverdacht der Bestechlichkeit eines Mandatsträgers. Demnach soll Sauter, einst Justizminister des Freistaates Bayern, an dem vom bereits zurückgetretenen Abgeordneten Georg Nüßlein (CSU) vermittelten Maskendeal indirekt mitverdient haben. Bei dem Deal soll eine hessische Textilfirma unter anderem an die bayerische Landesregierung Schutzausrüstung und Masken verkauft haben. Sauter soll die Verträge mit entworfen haben. Forderungen nach Lockdown-Verschärfung
Mit Blick auf die steigenden Corona-Neuinfektionen, am Mittwoch waren es 13.435 Fälle innerhalb eines Tages, werden die Rufe nach einer Korrektur der Lockdown-Lockerungen lauter. „Man wird einfach angesichts einer Inzidenz über 100, was man ja als Messlatte angelegt hat, entscheiden müssen, dass man wieder zurückrudern muss“, sagte Uwe Janssens von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) im „Deutschlandfunk". Die 7-Tage-Inzidenz lag bundesweit bei 86,2 und damit höher als am Vortag (83,7). In einigen Regionen überschreitet sie jedoch deutlich die 100, die bisher als „Notbremse" galt. Wenn es zu Ostern wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) prognostiziert wieder täglich rund 30.000 Neuinfektionen gebe, argumentierte Janssens, dann werde es mit einer Verzögerung von zwei Wochen zu erheblichen Belastungen kommen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat die Lockerung für gescheitert erklärt. Der Versuch sei ein Fehler gewesen und müsse abgebrochen werden, so Kretschmer. Und: „Wir müssen möglichst schnell wieder auf einen wissenschaftlichen Weg kommen." Am Montag der kommenden Woche findet der nächste Corona-Gipfel von Bund und Ländern statt. Deutsche befürworten AstraZeneca-Stopp Die Mehrheit der Deutschen (54 Prozent) hält den Impfstopp für AstraZeneca für verantwortungsvoll. 39 Prozent sind der Ansicht, dies sei übertrieben, wie aus einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL und ntv hervorgeht. 71 Prozent der Befragten, die sich sobald wie möglich impfen lassen wollen, geben an, AstraZeneca zu akzeptieren, sobald das Vakzin wieder verabreicht werden darf. Insgesamt ist die Impfbereitschaft im Vergleich zu Anfang März lediglich um zwei Prozentpunkte auf 71 Prozent gesunken. Den Verlauf der Impfkampagne in Deutschland bewerteten 48 Prozent als eher schlecht und 40 Prozent als sehr schlecht. Nur ein Prozent war der Ansicht, dass sie sehr gut verlaufe. Neun Prozent halten sie für gut. Am Donnerstag wird die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) über die Ergebnisse einer neuen AstraZeneca-Prüfung informieren. Russland droht deutschen Medien mit Einschränkungen Russland hat sich über angebliche Einschränkungen des Staatsmediums „Russia Today“ (RT) in Deutschland beklagt – und im Gegenzug in Moskau akkreditierten deutschen Medien Konsequenzen angedroht. „Wir rufen Berlin mit vollem Ernst dazu auf, ein normales Funktionieren von RT zu gewährleisten“, so die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Sie behauptete, dass Banken auf deutschen Behördendruck die Eröffnung eines Geschäftskontos für RT abgelehnt hätten und forderte, dass alle „einschränkenden Maßnahmen" beendet werden sollten. „Im anderen Fall sehen wir uns gezwungen, harte Gegenmaßnahmen für die in Russland arbeitenden deutschen Medien zu ergreifen.“ Welche konkreten Schritte geplant seien, sagte Sacharowa jedoch nicht. RT steht immer wieder als Propagandainstrument des Kreml in der Kritik und soll im Auftrag des russischen Staates Verschwörungstheorien und Desinformationen verbreiten. Alle Hintergründe finden Sie hier.
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WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD |
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Quelle: Sean Gallup/Getty Images) |
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Der Druck aus der Opposition auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU, im Foto) wächst: Nach den Grünen hat nun auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki die Entlassung des Ministers gefordert. „Es sind zwar nur noch wenige Monate bis zur Wahl, aber eine Auswechslung Spahns als Gesundheitsminister würde helfen, neues Vertrauen in der Bevölkerung in den Staat zu schaffen“, sagte Kubicki dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Kubicki argumentierte: „Die Leistungen von Herrn Spahn als Gesundheitsminister kann man nur mit einer Fünf oder Sechs bewerten. Spahn ist seiner Aufgabe nicht gewachsen.“ Deutschland habe die Alten- und Pflegeheime nicht rechtzeitig geschützt, der Minister habe zu spät auf den Schutz durch Masken gesetzt und, so Kubicki, bei der Test- und Impfstrategie habe er auch versagt. Für die FDP ist dies nicht die einzige Entlassung, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) veranlassen sollte. „Auch Peter Altmaier sollte die Kanzlerin aus seinem Amt als Wirtschaftsminister entlassen“, fügte Kubicki hinzu. „Altmaier hat es nicht geschafft, die versprochenen Hilfen in auch nur annähernd erträglicher Zeit zu den Selbstständigen zu bringen.“ CSU-Chef Markus Söder hatte sich zuletzt hinter seine Unionskollegen gestellt und argumentierte, dass eine Neubesetzung der Ministerposten zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn ergebe. Söder sagte, es sei wichtig, sich nun auf eine funktionierende schnelle Impfstrategie zu konzentrieren. Der eigentlich für heute geplante Impfgipfel soll noch in dieser Woche stattfinden – nach der Entscheidung der Europäischen Arzneimittel-Agentur zu AstraZeneca am Donnerstag. In der großen Koalition wird zudem heute weiter über Konsequenzen aus der Maskenaffäre debattiert. Die SPD forderte einen unabhängigen Ermittler, der jeden Masken-Deal und mögliche Korruption untersuchen solle. Auch für die CDU/CSU sollte eine Aufarbeitung von Interesse sein – denn die Unionsparteien im Bund verlieren derzeit deutlich an Zuspruch: CDU und CSU kommen in einer neuen Umfrage nur noch auf 29 Prozent der Stimmen – vier Prozentpunkte weniger als in der Vorwoche, wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa mitteilte. Dieses Umfrageniveau erreichte die Union zuletzt im März 2020 – also zu Beginn der Corona-Pandemie. Vom Umfragetief der Konservativen profitieren vor allem die Grünen, die sich um drei Prozentpunkte auf 21 Prozent verbesserten. Die Werte von SPD (16 Prozent), AfD (zehn Prozent), Linke und FDP (jeweils acht Prozent) blieben unverändert. |
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WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD |
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Quelle: REUTERS/Johanna Geron/Pool |
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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (im Foto) wird gegen Mittag Brüssels neue Pläne zu einem einheitlichen EU-Impfpass vorstellen. Dieser soll ab dem Sommer eingeführt werden. Neben der Kommissionspräsidentin werden EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton und der Justizkommissar, Didier Reynders, heute die Einzelheiten bekanntgeben. Alle Details zu den Impfpass-Plänen finden Sie auf welt.de. In Deutschland schaltet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Nachmittag mit dem Sachverständigenrat der Wirtschaft zusammen, um über die Lage der Wirtschaft zu diskutieren. Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD), Arbeitsminister Hubertus Heil und Kanzleramtschef Helge Brauchn (CDU) nehmen teil.
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Wasserstoffaktien werden an den Börsen gefeiert – aber zu Recht? Die WELT-Finanzjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz streiten darüber, ob Wasserstoff wirklich ein Zukunfts-Trend ist – in der neuen Podcast-Folge „Deffner und Zschäpitz". Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag. Olaf Gersemann Ressortleiter Wirtschaft |
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MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE |
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| DIE SELTSAME RALLYE DER FALSCHEN VW-AKTIE | In den sagenumwobenen Anlegerforen von Reddit taucht plötzlich VW als neues Spekulationsobjekt auf. Allerdings mit der falschen Aktie. |
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| AUF DER SUCHE NACH FREUNDEN | Der britische Premier Boris Johnson hat seine Leitlinien für die Außen- und Sicherheitspolitik vorgestellt. Er positioniert sein Land klar gegen Russland und China – und bekommt dadurch ein großes Problem. |
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| VERDACHT AUF NEBENWIRKUNGEN |
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| WER ENTSCHIED, ASTRAZENECA ZU STOPPEN? | Die massive Kritik am Impfstopp für AstraZeneca konzentriert sich auf Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Involviert waren aber auch das Kanzleramt und der Koalitionspartner SPD. Was geschah am Montag? |
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