Sie kennen das vielleicht von Genossenschafts- oder Stockwerkeigentümerversammlungen. Am meisten zu reden gibt oft das Traktandum Varia. Scheinbar Unwichtiges, wie die Einhaltung der Waschküchenordnung, wird plötzlich heiss diskutiert. Am Mittwoch war es im Bundesmedienzentrum ähnlich. Nochbundesrätin Viola Amherd hielt sich gewissenhaft an die Traktandenliste. Zuerst sprach sie über den ordentlich angekündigten Punkt «Zukunft der Armee». Auch die anwesenden Medienschaffenden fragten brav nach der künftigen Rolle der Frauen in der Landesverteidigung. |
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Im Newsroom von CH Media in Aarau verfolgten wir das Geschehen mit zunehmender Nervosität. Denn Chefredaktor Patrik Müller hatte uns per Teams-Nachricht mitgeteilt, die Bundesrätin trete heute zurück. Entweder wusste die Konkurrenz davon nichts oder sie war schlicht geduldiger als wir. Dann ergriff ein Journalist von «20 Minuten» das Wort, der verspätet zur Medienkonferenz erschienen war. |
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Er habe einen Tweet unseres Chefs gelesen, der von ihrem Rücktritt handle, sagte er zu Viola Amherd und fragte, ob er etwas verpasst habe. Die Ehrlichkeit des Journalisten vermochte die Verteidigungsministerin nicht zu entwaffnen. Sie lächelte und sagte: «Sie haben nichts verpasst.» Bundesratssprecher Andrea Arcidiacono schlug vor, beim Traktandum zu bleiben. Es gehe später noch um «weitere Themen». Der Rücktritt als Varia. |
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Falls Ihnen Bundesratswahlen als viel Lärm um nichts erscheinen, versuchen Sie es mit Musk oder Musik. Unser Auslandredaktor Bojan Stula geht dem Verdacht nach, dass der Tesla-Tausendsassa bei Videospielen bescheisst. Kulturredaktor Stefan Künzli ergründet, warum Schweizer Popmusik vom Topseller zum Ladenhüter geworden ist. Auch in der Zeitung ist es manchmal so: Texte, die als Varia erscheinen, werden plötzlich heiss diskutiert. |
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Gute Lektüre und ein schönes Wochenende. |
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Pascal Ritter, Reporter und Online-Tagesleiter |
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Sieben aktuelle Geschichten in Kürze |
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1. Auch im Jahr 2025 ist die Frage der Frauenvertretung im Bundesrat noch immer ein Thema: Nach Viola Amherds Rücktritt ist es gut möglich, dass in der Regierung bald nur zwei Frauen fünf Männern gegenüber sitzen. Dagegen formiert sich nun breiter Widerstand. |
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2. Nur vier Alben, die im letzten Jahr veröffentlicht wurden, haben es in die Schweizer Album-Jahres-Hitparade geschafft. Roman Camenzind von Hitmill wirft Labels und Radios falsche Strategien und Ausrichtung vor - am Publikumsgeschmack vorbei. |
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3. Er ist Deutschlands einziger grüner Regierungschef: Winfried Kretschmann. Im Gespräch erklärt der baden-württembergische Ministerpräsident, was die AfD von der SVP unterscheidet – und warum die Schweiz für die EU unentbehrlich ist. |
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Darüber spricht man in Ihrer Region |
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Und dann ist auch noch das passiert... |
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