Liebe/r Leser/in, verlieben Sie sich bloß nicht in Ingeborg Bachmann. Und auch nicht in Max Frisch. Ihren Einwand, die beiden seien ja nun schon vor einer Weile verstorben, nehme ich zur Kenntnis. Er beruhigt mich nicht. Man kann nie wissen. Irgendwann sitzen Sie am Zürichsee, versuchen Ihren sündteuren Café crème zu genießen, und plötzlich blicken Sie in seine freundlich-neugierigen Augen hinter der Hornbrille. Er legt die Pfeife ab, sagt, er werde die Rechnung begleichen, er wolle auch eine gemeinsame Wohnung mieten, er müsse sein Leben mit Ihnen teilen. Er müsse es zumindest versuchen. Später wird er sagen, er könne in Ihrer Nähe nicht arbeiten. Er wird Sie aus der gemeinsamen Wohnung werfen. Ihre Briefe wird er behalten und Ihr privates Desaster in einen Roman verwandeln. Und die Bachmann? Die wird immer klagen. Dass sie nicht wisse, wohin sie gehöre. Dass sie zu viel trinke, zu wenig schlafe. Dass ihr die Ruhe und das treffende Wort fehlen. Und zwischen den Klagen und dem Sehnen wird sie Vorwürfe einweben. Dass sie sich von Ihnen gedemütigt fühle, ausgenutzt und verachtet. Dass sie in Ihren Briefen keine Spur von Liebe finde. Und dann wird sie ums Leben kommen. Wahrscheinlich wird es ein Unfall gewesen sein. Aber Sie werden sich schuldig fühlen. Gehen Sie den beiden also nach Möglichkeit aus dem Weg. Zahlen Sie Ihren Café crème selbst. Nun, mit wem ließe sich denn sonst noch eine feste Beziehung denken? Mit Sahra Wagenknecht? Reizvoll. Aber schwierig. Abwechslungsreich wären anfangs sicher die gemeinsamen Bildungsreisen nach Moskau, Moskau oder vielleicht nach Moskau. Sie sollten sich allerdings in Toleranz üben. Sahra wird Ihnen erzählen, sie arbeite im Bundestag. Das tut sie immer, und womöglich glaubt sie das ja selbst. Tatsache ist, dass sie im Hohen Haus so häufig auftaucht wie Hans-Joachim Watzke in der Bayern-Kabine. Sie werden misstrauisch, lesen heimlich ihre Kontoauszüge. Und das war’s dann. Zwischen 2021 und 2023 erhielt sie 792.961,43 Euro an „Nebeneinkünften“. Wenn Sie nun die Trennung wollen, geht das grundsätzlich in Ordnung. Frau Wagenknecht hält Sie ohnehin für selbstgerecht. Ich muss Sie allerdings warnen: Ob und wann es zur Scheidung kommt, wird einzig Sahra entscheiden. Im Zweifel lässt sie Sie einfach links liegen. Sollten Sie eher eine Ehe mit Christian Lindner in Erwägung ziehen, so ist dagegen nicht viel zu sagen. Porsche, Sylt, Villa in Berlin – das passt schon alles. Bedenken Sie allerdings: Sie heiraten die Verwandtschaft gleich mit. Auch den wilden Onkel Kubicki, der nach einigen Tassen Tee schon mal gern derb wird. Oder ausfällig. Er bereut das dann aber auch wieder. Dass er jetzt Robert Habeck mit Wladimir Putin verglichen hat, findet er selbst ziemlichen „Quatsch“. Er entschuldigte sich dafür in aller Form. Dann ist ja alles gut. Robert und Christian verdrehen die Augen, lachen – und alle Roten, Gelben und Grünen haben sich wieder lieb. Sie müssen im Übrigen Christian Lindner nicht verfallen sein, um wissen zu wollen, wie der Bundesfinanzminister eigentlich alles am Laufen halten will – die Koalition, den staatlichen Haushalt und das weltweite Kapitalsystem. Im großen FOCUS-Gespräch (ab Seite 27) sah sich der Minister auch mit jener Frage konfrontiert, die bereits einmal, während der Finanzkrise von 2008, viele Menschen quälte: Wie sicher sind unsere Banken – und damit unsere Ersparnisse? Damals verkündete Kanzlerin Angela Merkel am 5. Oktober 2008 mit der ihr eigenen Ruhe und Souveränität: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein.“ Später wurde klar, dass sie geblufft hatte. Um das Vertrauen in die Banken zu stützen und eine Panik der Kunden zu vermeiden. Wahrscheinlich war der Bluff notwendig. Aber es war ein Bluff. Würde er ein zweites Mal funktionieren? Vorstellen darf ich Ihnen eine neue Kolumnistin. Mehr als zwei Jahre lang hat die Berliner Ärztin und Bestsellerautorin Yael Adler für uns Gesundheitsthemen aufgegriffen – pointiert, tabulos und heiter. Wir bedanken uns dafür herzlich! Nun übernimmt Ulrike Koock die zweiwöchentliche Rubrik auf unseren Wissenschaftsseiten. Sie ist schreibende Medizinerin in Altenstadt im hessischen Wetteraukreis. „Schwesterfraudoktor“ nennt sie ihren erfolgreichen Blog. Sie berichtet darin aus dem Alltag einer Landärztin. Ihre neue Kolumne bei FOCUS heißt „Praxisnah“. Wir freuen uns auf ihren Blick auf die kleinen und großen Leiden des Menschen und unseres Gesundheitswesens. Die erste Folge finden Sie auf Seite 70. Ich wünsche Ihnen Freude bei der Lektüre. Sie werden die Texte unserer neuen Kolumnistin lieben. |