Liebe/r Leser/in, das Taumeln ist beendet, das Zittern geht weiter. Die Schweizer Bank UBS soll die Credit Suisse übernehmen und damit die wankende Konkurrenz-Bank vor dem Untergang bewahren. Die UBS will das nicht. Sie soll. Staatliche Appelle und Garantien der Notenbank konnten die Märkte und insbesondere die Kunden der Bank nur noch für wenige Stunden beruhigen. Die Credit Suisse rettete sich gerade mal ins Wochenende – um Zeit zu gewinnen für eine finanzielle Notoperation. Die Übernahme durch die UBS mag den Kollaps verhindern. Dass sie die Krise beendet, darf und muss bezweifelt werden. Die Credit Suisse, deren ruhm- und skandalreiche Geschichte als eigenständiges Geldhaus jetzt endet, mag durch drastische und unverzeihliche eigene Fehler in Schieflage geraten sein. Erst aber die Bankpleiten in den USA verursachten jenen Strudel, der die Credit Suisse mitzureißen drohte. Für die Not, in der sich manche Banken befinden, lassen sich einige Gründe angeben – etwa die Inflation, die extreme Verschuldung vieler Unternehmen und die Zinswende. Neben diesen „harten“ Ursachen gibt es aber auch einen „weichen“ Hintergrund. Er ist womöglich der wichtigste: Das Vertrauen in die Banken erodiert. Diese Erosion mag ein schleichender Prozess sein. Doch die Risse und Brüche können urplötzlich dazu führen, dass die Mauern brechen und ein so traditionsreiches Haus wie die Credit Suisse innerhalb weniger Tage implodiert. Der Fall des Schweizer Bankhauses zeigt überdeutlich, wie empfindlich das globale Finanzsystem auf scheinbar kleine und überschaubare Probleme reagiert. Die Pleiten in den USA haben das Beben in der Schweiz ja offensichtlich nicht ausgelöst, weil die US-Banken besonders enge Geschäftsbeziehungen zur Credit Suisse unterhielten. Es ist die Angst, die sich verbreitet. Die Angst vor einer neuerlichen Finanzkrise. Die Angst, dass ohnehin angeschlagene Banken eine derartige Krise nicht überstehen könnten. Es ist das Misstrauen, mit dem sich die Credit Suisse ansteckte. Die Bank taumelt nicht mehr. Sie liegt jetzt auf der Intensivstation. Das Virus aber ist damit nicht besiegt. Das Zittern geht weiter. Ich wünsche Ihnen trotzdem einen guten Start in diese Woche! | | Herzlich grüßt Markus Krischer, stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin |
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