Liebe Frau Do, „Ihr seid nicht willkommen“, rufen Mitglieder der rechten Szene in den Videos aus Chemnitz zwei Migranten auf der Straße hinterher. Einer bricht aus der Gruppe aus und geht mit dem Fuß vorneweg auf einen der Männer los. Das Video ist bei Youtube unter dem Stichwort „Chemnitz“ und „Ausländer“ sehr leicht zu finden. Fast 90.000 Abrufe verzeichnet es. „Kanacken“, „Elendes Viehzeug“, „Deutsch. National. Sozial“, sind weitere Parolen der Gruppe, die durch die Straßen zieht. Und trotzdem gibt es viele Menschen in den sozialen Netzwerken, in den Kommentarspalten, die diese Vorfälle verharmlosen. Das sei doch keine „Ausländerjagd“, kein „Mob“. Diese Nonchalance gegenüber Aufmärschen mit dezidiert fremdenfeindlichen Beweggründen sorgt mich. Auch gestern marschierten in Chemnitz wieder Rechte. Der „Mob“, lateinisch für eine reizbare Volksmenge, ist noch ein harmloser Begriff für diese Menschen, die skandieren, sie seien das Volk, aber doch die edelsten Werte unserer Verfassung verraten. Als „größte Feinde der Demokratie“ hat CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer die Rechtsradikalen nun bezeichnet. Ein starker Satz. Selbst der FDP-Vorsitzende Christian Lindner fordert nun, dass Teile der AfD, die in Chemnitz zu den Veranstaltern des Aufmarsches gehörten, vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollten. Ich hoffe, dass die vielen Tausend, die heute in Chemnitz unter dem Motto #wirsindmehr zusammenkommen wollen, friedlich bleiben. Ruhig. Souverän. Es wäre schön, wenn auch die Extremisten aus dem linken Lager, die ihre Gewaltbereitschaft zuletzt beim G-20-Gipfel in Hamburg demonstriert haben, einfach zu Hause blieben. Wie schön wäre es, wenn einfach nur Zehntausende aus der Mitte der Gesellschaft, in Jeans, Pulli und Anorak, nach Chemnitz kommen und für Frieden, Freiheit und Menschenwürde, für Herz statt Hass demonstrieren. Kristina Dunz fasst die Lage vor dem sensiblen Tag in Chemnitz zusammen. Das Campfire-Festival am vergangenen Wochenende in Düsseldorf hat mir Mut gemacht. Es gibt viele Bürger, die konstruktiv diskutieren wollen über die Zukunft und das Zusammenleben in dieser Gesellschaft. Über Immobilien und Integration. Über die Digitalisierung und die Durchlässigkeit des Bildungssystems. Über die künstliche Intelligenz und reale Sorgen. Die sich Sorgen machen, dass Maß und Mitte verloren gehen, und deshalb auch in uns, die Journalisten, viele Hoffnungen setzen. Eine große Verantwortung für die klassischen Medien in einer Welt, in der jeder Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller seiner eigenen Internet-Show sein kann. Mein Fazit ist: Die Zukunft hat viel zu bieten, auch und gerade für uns Journalisten. Henning Bulka wirft mit seinen Kollegen aus dem Campfire-Team einen Blick zurück auf die Veranstaltungen, Workshops und Vorträge. 2019 sind wir wieder dabei. P.S. Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser, die mir in den vergangenen Tagen wertvolles Feedback zu unserer neuen Samstagsausgabe gegeben haben. Die Resonanz ist ausgesprochen positiv, das freut mich sehr. „Das neue Wochenendgesicht gefällt mir gut“, schreibt Manfred Ridderskamp aus Dinslaken. Heinz Schiele aus Ratingen bemerkt: „Das neue Format der RP gefällt mir sehr! Ein Lesevergnügen zum Wochenende!“ Dieses Feedback ist ein Ansporn. Vielen Dank! Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |