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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 04.03.2025 | Sonnenschein bei 1 bis 11°C. | ||
+ Rassismus-Eklat im Tennis-Club + Berliner Cannabis-Verein zweifelt an Legalisierungs-Stopp + Viele Leser meiden AfD-Regionen im Urlaub + Speckgürtel kein Wohnungsbaugebiet + Rindfleisch-Preis steigt + |
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von Jessica Gummersbach und Sönke Matschurek |
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Guten Morgen, schwer erträgliche Szenen spielten sich am Wochenende im Tennis-Club Blau-Weiss in Grunewald ab: Bei einer Party läuft „L’amour toujours“, rund hundert Menschen tanzen, man hört deutlich das Gegröle „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Auf einem Instagram-Video, das inzwischen gelöscht wurde, ist nicht erkennbar, wie viele tatsächlich mitsingen. Der Tennis-Club distanzierte sich in einer Stellungnahme „von jeglichem extremistischen oder diskriminierenden Verhalten“. Die Polizei ermittelt. Veranstalter der Party war laut Club-Anwalt ein in der Tennisszene bekannter DJ. Die Feier sei öffentlich zugänglich gewesen. Gegenüber dem Tagesspiegel betonte der Anwalt, dass nur eine kleine Gruppe von fünf bis sechs Neuntklässlern die rassistischen Textzeilen gegrölt hätten. Andere Partygäste hätten sie aufgefordert, damit aufzuhören. In der RBB-Abendschau sagt der DJ er habe nichts davon mitbekommen, sei tief entsetzt. Erst im Nachgang habe er gehört, dass man den Song von Gigi D’Agostino lieber nicht mehr spielen sollte. Er habe gedacht, nach dem Vorfall auf Sylt sei Gras über die Sache gewachsen, weil der Titel Teil einer aktuellen Zusammenstellung von Après-Ski-Hits sei. | |||
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Keine Lust auf Urlaub im Blauen? Gestern hatten wir gefragt, ob Sie ihre Urlaubsplanung wegen des starken Abschneidens der AfD in Mecklenburg-Vorpommern ändern. Wir haben dutzende Mails und Nachrichten bekommen. Eine Auswahl: „Ich bin normalerweise 4x pro Jahr an der Ostsee“, schreibt Checkpoint-Leserin Sylvia N. Doch 35 Prozent für die AfD in Mecklenburg-Vorpommern hemmen ihre Reiselust: „Unter mehrheitlich rechtsradikaler Einstellung fühle ich mich nicht wohl.“ Auch für Peter H. kommt „Urlaub im AfD-Regionen“ für seine aus Afrika stammende Frau und ihn wegen starrender Blicke und Affenlauten „leider gar nicht mehr“ infrage, „selbst wenn wir damit der demokratisch gesinnten Restbevölkerung Unrecht tun“. Gisela U. meidet Usedom seit drei Jahren. „Es ist uns ein Rätsel, wie eine Gegend, die vom Tourismus lebt, derart fremdenfeindlich sein kann.” U. Krabbe dagegen bleibt pragmatisch: „Was interessiert mich die Politik, wenn ich in Urlaub fahre?“ Auch Bettina B. lässt sich die Erholung nicht verderben: „So viel Ehre und Aufmerksamkeit gebe ich keiner Partei – schon gar nicht der AfD“. Für Carl-Jürgen P. ist das Wahlergebnis sogar ein Ansporn: „Erst recht hinfahren und mit den AfD-Menschen ‚reden‘ oder zumindest die links-grüne Flagge zeigen. Schaumermal." | |||
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Wir bleiben im Umland: Gestern schien Berlins 13. Bezirk näher zu rücken, nachdem Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) dafür plädierte, dass Berlin im Speckgürtel Wohnungen baut. Ein Sprecher der Berliner Bauverwaltung stellte klar: Berlin besitzt zwar rund 17.000 Hektar „Stadtgüterflächen“ im Speckgürtel – diese werden allerdings vorrangig für ökologischen Ausgleich genutzt. Wohnungsbau sei dort aufgrund fehlender Infrastruktur „in der Regel nicht vorgesehen“. Eine Zusammenarbeit mit Brandenburg sei zwar „richtig und wichtig“. Aber: Wo Wohnungsbau im Speckgürtel möglich sei, hätten die Kommunen Planungshoheit, nicht die Länder. Ist leider alles kein Wünsch-Dir-Was. | |||
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Huch! Da hat sich Berlins Start-up-Szene kurz am „Iced Matcha Latte“ verschluckt: Zu Beginn des Jahres hatten Gründer in Bayern erstmals mehr Risikokapital (VC) als in der Hauptstadt gesammelt. Die Berliner AfD sieht in einer AGH-Anfrage den Status Berlins als Gründermetropole gefährdet, die Wirtschaftsverwaltung widerspricht. Die Argumentationsstrategie zum Mitschreiben: 1. Kontext: „Mit etwa 13 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern erzielt das Bundesland Bayern etwa die vierfache Wirtschaftsleistung Berlins.“ 2. Debattenverschiebung: „Für den viel relevanteren Stadtstaatenvergleich und auch für die einzelnen Standorte bleibt Berlins herausragende Stellung sichtbar.“ 3. Vergleich (ungefragt): „Berlin akquiriert deutlich mehr VC als Hamburg oder Bremen…“ 4. Konter: „… und immer noch mehr als München“. 5. Konklusion: „Berlin ist und bleibt Startup- und Gründungsmetropole Nr. 1 in Deutschland.“ Mic drop, wie die hippen Start-up-Typen sagen würden. | |||
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Übrigens: Die Berliner Wirtschaftsbilanz für 2024 kann sich sehen lassen. 1,1 Milliarden Euro wurden von den landeseigenen Wirtschaftsförderern Berlin Partner in den Standort investiert, eine „Rekordsumme“. Besonders viel Geld floss in den Bereichen Medien, Kreativwirtschaft, Verkehr, Mobilität und Logistik. Interessant: In diesem Jahr könnten erstmals Investitionen im Bereich Militärtechnik dazukommen, vor allem aus den USA. | |||
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Apropos: Weiter herrscht Erschütterung angesichts des Eklats zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. In Berlin ist die Situation besonders für die ukrainische Community belastend. Ostap Hanulyak ist sicher: „Der katastrophale Ausgang des Treffens war im Voraus geplant.“ Kateryna Demerza sieht die Verantwortung jetzt bei den europäischen Staats- und Regierungschefs: „Sie müssen sich zusammentun und sich um ihre eigene Sicherheit kümmern.“ Weitere Reaktionen lesen Sie hier. Viele junge Berlinerinnen und Berliner machen sich derweil Sorgen über eine Ausweitung des Krieges in Europa und fragen sich, wie sie reagieren würden. Kollege Daniel Sagradov hat mit ihnen gesprochen. Einige Auszüge: Ferdinand (27) fragt sich, ob er in einem Krieg kämpfen würde: „Vor wenigen Jahren noch unvorstellbar in meinem Umfeld, wo sich alle als links und friedensorientiert verstehen.“ Er wolle aber definitiv nicht von Trump „hin-und-her geschubst werden“. Paul (25) kritisiert, dass Deutschland aktuell nicht in der Lage wäre, sich zu verteidigen: „Wir wiegen uns in Sicherheit. Aber wir sind es nicht.“ Meryem (26) bewegen andere Sorgen: „Was uns mehr Angst macht als ein Krieg, ist der Rechtsruck.“ Und Philipp (27) würde im Kriegsfall auswandern, „wahrscheinlich nach Lateinamerika“. Er glaubt, dass Russland längst Krieg gegen Deutschland führt, „nicht mit Panzern, sondern mit Cyberangriffen, Sabotageakten gegen kritische Infrastruktur und gezielter Desinformation“. Mona (24) ist derweil strikt gegen eine deutsche Führungsrolle in Konflikten: „Nicht mit unserer Geschichte. Und erst recht nicht unter einem Kanzler Merz." | |||
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Passend dazu: „Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung“ – das ist der Titel des neuen Buchs von Joschka Fischer (Grüne). Zur Premiere am 13. März in der Urania spricht Anja Wehler-Schöck, Mitglied der Chefredaktion des Tagesspiegels, mit dem ehemaligen Außenminister. Tickets gibt’s hier. | |||
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Neue Weltordnung, neue Bundesregierung, neue Konflikte: Es bleibt spannend. Für Sie berichten wir rund um die Uhr, analysieren und ordnen ein. Außerdem starten Sie mit dem Checkpoint in der Vollversion immer bestens informiert und gut unterhalten in den Tag. Da Sie aktuell noch in der Kurzstrecke unterwegs sind, verpassen Sie heute unter anderem: + Wie ein Berliner Cannabis-Anbauverein in die Zukunft blickt. + Warum es bald nur noch Hähnchen-Döner in Berlin geben könnte. + Wo in den USA Kreuzberger Luft weht. Lesen Sie den ungekürzten Checkpoint und Tagesspiegel Plus 2 Monate für 2 Euro. Jetzt testen – wir freuen uns auf Sie! | |||
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