Zahlen belegen: Das globale Ölangebot übersteigt die Nachfrage
Zahlen belegen: Das globale Ölangebot übersteigt die Nachfrage von Sven WeisenhausAm Donnerstag der vergangenen hatte ich angesichts der rasant fallenden Ölpreise vermutet, dass der Markt aktuell etwas überversorgt ist. Inzwischen liegen dazu konkrete Zahlen vor. In ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt die Internationalen Energie-Agentur (IEA), dass das globale Angebot die Nachfrage aktuell übersteigt. Die folgende Grafik der DWS veranschaulicht die Entwicklung. Grund dafür sei, dass die USA, Russland und Saudi-Arabien Rohöl auf Rekordniveau fördern. Alleine seit Mai sei die globale Ölproduktion um 1,8 Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Die USA erhöhten ihre Förderung in diesem Zeitraum um rund 1 Million Barrel, Russland um 620.000 Barrel und Saudi-Arabien um 445.000 Barrel. Förderausfälle anderer Staaten konnten so mehr als kompensiert werden. USA festigen ihren Platz als größter Ölproduzent Im Oktober pumpten die Förderländer insgesamt rund 100,7 Millionen Barrel pro Tag aus der Erde. Das waren 2,6 Millionen Barrel pro Tag mehr als im Oktober 2017. Daran hatte die Ölförderung Saudi-Arabiens einen Anteil von 10,65 Millionen Barrel pro Tag, und die russische Rohöl- und Kondensatproduktion betrug 11,4 Millionen Barrel pro Tag. Vorläufige Daten für die USA zeigen, dass die Produktion dort bis auf 11,6 Millionen Barrel pro Tag geklettert ist, womit die USA ihren Platz als größter Ölproduzent der Welt weiter gefestigt hätten. Auf diese Entwicklung wurden Sie übrigens bereits in der Börse-Intern vom 07. Februar dieses Jahres vorbereitet. Und daher war absehbar, dass sich der Ölpreisanstieg nicht dauerhaft fortsetzen konnte. - Damals war der Ölpreis gerade aus der Seitwärtsrange nach oben ausgebrochen, in die er nun wieder zurückgefallen ist. OPEC macht Fortschritte bei der Produktionssteuerung Wie die DWS allerdings bemerkt, hat die OPEC „große Fortschritte in der Produktionssteuerung“ gemacht. Die weltweiten Lagerbestände sind auf den Durchschnitt der letzten fünf Jahre gesunken. Und genau das war schon Ende 2016 das erklärte Ziel der OPEC. Damals hatten die Förderländer erstmals seit 2008 eine Förderkürzung beschlossen, die mit Beginn des Jahres 2017 in Kraft trat (siehe dazu auch Börse-Intern vom 29. und 30.11.2016 sowie 14.12.2016). Und da die weltweiten Öllagerbestände bis Ende 2017 „nur“ um die Hälfte geschrumpft waren und noch 140 Mio. Barrel über dem Fünfjahresdurchschnitt lagen, fassten die OPEC-Staaten am 30. November 2017 den Beschluss, die Förderbremse bis Ende 2018 zu verlängern (siehe dazu Börse-Intern vom 13.12.2017). Und inzwischen ist das Ziel der OPEC bezüglich der Lagerbestände erreicht. Wird die Förderbremse erneut verlängert? Doch nun liegt wieder ein Überangebot vor. Und wenn Ende 2018 die Förderbremse ausläuft, könnte sich dieses Problem sogar noch verschärfen. Inzwischen hat zwar, wie am vergangenen Dienstag bereits berichtet, Saudi-Arabien für sich beschlossen, im Dezember pro Tag 500.000 Barrel weniger Erdöl zu fördern, doch muss sich erst noch zeigen, ob das ausreichen wird, um den aktuellen Preisverfall zu stoppen. Saudi-Arabien ist hier sicherlich auf die Mithilfe anderer Förderländer angewiesen. Auf die USA können sie dabei nicht setzen. Zumal Donald Trump sich bereits gegen höhere Ölpreise und damit eine geringere Ölförderung ausgesprochen hat. Die OPEC hat die Preise langfristig im Griff Dennoch: Die OPEC hat in den vergangenen zwei Jahren beträchtlich an Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Fähigkeit ihrer Mitglieder gewonnen, die vereinbarten Quoten einzuhalten und den Preis zu kontrollieren. Daher gehe ich auch jetzt davon aus, dass es ihr gelingen wird, den Ölpreis in absehbarer Zeit zu stabilisieren. Die jüngste Kurserholung des WTI-Preises vom Tief bei 55,03 auf heute fast 58 USD ist ein erster Hinweis darauf. Es könnte also langsam wieder Zeit für kleine Long-Positionen sein. Zumal der Ölpreis aktuell ziemlich exakt 61,80 % seiner gesamten Aufwärtsbewegung korrigiert hat (siehe grüner Pfeil im Chart). Und auf diesem Niveau kommt es nicht selten zu stärkeren Gegenbewegungen (wie wir in den vergangenen Wochen auch in den US-Indizes gesehen haben). Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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