ZDH-Newsletter
Foto: Henning Schacht/ZDH
Koalitionsvertrag aus Sicht des Handwerks

Liebe Leserinnen und Leser,
das Warten auf einen Koalitionsvertrag hatte diese Woche ein Ende. Mit dieser doch recht zügigen Entwicklung steigt die Aussicht auf eine schnell handlungsfähige Regierung. Auf 144 Seiten schreiben Union und SPD fest, wie sie Deutschland künftig regieren wollen. Aus Sicht des Handwerks ein Ergebnis mit Licht und Schatten. Vieles ist nun möglich – etwa bei Bürokratieabbau, beruflicher Bildung, Arbeitszeitregelungen oder Energiepreisen.

Wichtige strukturelle Reformen – etwa in der Steuer- und Sozialpolitik – bleiben aber noch vage. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bleibt gerade im Angesicht der derzeitigen internationalen Entwicklungen weiter unter Druck. Ob der Koalitionsvertrag tatsächlich den Auftakt zu einer wirtschaftlichen Trendwende bildet, hängt von seiner Umsetzung ab. Entscheidend wird sein, ob die neue Bundesregierung den Mut und die Entschlossenheit aufbringt, die großen Linien anzupacken – nicht nur die kleineren Stellschrauben zu drehen.

Welche Themen das Handwerk in dieser Woche bewegt haben, erfahren Sie in diesem Newsletter. Viel Freude beim Lesen!
Handwerkspolitik
Statement
Wirtschaftswende? Noch unklar
Die Koalitionsvereinbarung von Union und SPD ist aus Sicht von ZDH-Präsident Dittrich ein Ergebnis mit Licht und Schatten: Mutige Ansätze beim Bürokratieabbau und Stärkung der beruflichen Bildung könnten der Wirtschaft Auftrieb geben. Für Betriebe und Beschäftigte sind konkrete Perspektiven für Entlastungen besonders wichtig. Der ZDH-Präsident macht aber auch deutlich: "An entscheidenden Stellen bleibt der Reformdruck leider bestehen. Hier wird sich die Koalition einem Realitätscheck unterziehen müssen. Der sozialpolitische Teil ist sanierungsbedürftig, bevor die Koalition überhaupt ihre Arbeit aufnimmt. Auch die angekündigten Verbesserungen im Steuerbereich sind noch zu verzagt und zu wenig mittelstandsorientiert." Deutschland müsse mutig und entschlossen an seiner Sicherheit, Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Diese Koalitionsvereinbarung könne dafür ein Ausgangspunkt sein.
 
Statement
Wirtschaft braucht Tempo
Vor dem Hintergrund des Frühjahrsgutachtens der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute mahnt ZDH-Generalsekretär Schwannecke zum raschen Handeln: Angesichts der anhaltend schwachen Konjunktur müsse die künftige Bundesregierung ab Tag eins liefern – besonders beim Bürokratieabbau und der Investition in Infrastruktur. "Die wirtschaftliche Lage gibt keine Schonfrist her", betont Schwannecke. Die ehrgeizigen Pläne aus dem Koalitionsvertrag müssten jetzt zügig mit Leben gefüllt werden, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
 
Deutsches Gesetz und EU-Pläne
Lieferkettengesetz unter Druck
Abschaffen oder reformieren? Das deutsche Lieferkettengesetz, seit 2023 in Kraft, steht vor dem Aus – doch die EU plant bereits eine eigene Richtlinie. Für viele Handwerksbetriebe war das nationale Gesetz bisher eher ein Bürokratiemonster, das indirekt über Auftraggeber auf sie abgewälzt wurde. ZDH-Experte Jan Dannenbring sieht die derzeitige Praxis kritisch: Obwohl viele kleinere Betriebe nicht direkt auskunftspflichtig seien, würden viele dennoch die Fragebögen ausfüllen. "Wenn es der Auftraggeber fordert und sie diesen nicht verärgern wollen, akzeptieren sie den Aufwand." Die Hoffnung ruht nun auf einer vereinfachten EU-Richtlinie mit weniger Bürokratie und realitätsnaher Umsetzung – und weniger Druck für kleinere und mittlere Betriebe.
Service
Foto: adobestock / Björn Wylezich
Rechtliche Hinweise
Immer mehr gefälschte Meisterbriefe im Umlauf
Handwerkskammern warnen: Die Zahl gefälschter Meisterbriefe nimmt spürbar zu. "Schmuckurkunden" aus dem Internet sehen oft täuschend echt aus. Die Folgen für Betriebe können gravierend sein: wie beispielsweise fachliche Fehler durch "falsche" Meister. Wie Sie Fälschungen erkennen und wo Sie Hilfe bekommen, lesen Sie hier. Der ZDH und Vertreterinnen und Vertreter der Kammern raten grundsätzlich, bei der Handwerkskammer, die auf dem Meisterbrief als Aussteller angegeben ist, nachzufragen, ob die Meisterprüfung dort tatsächlich abgelegt wurde.
 
Befragung
Was Azubis wollen
Was macht Handwerksbetriebe für junge Menschen attraktiv – und wo sehen Auszubildende Nachholbedarf? Eine aktuelle Befragung im Rahmen von NEXT LEVEL HANDWERK (unter der Schirmherrschaft des Aktion Modernes Handwerk e.V.) liefert spannende Antworten zu Berufswahl, Zufriedenheit und den Erwartungen der Fachkräfte von morgen. Besonders im Fokus: Arbeitgeberattraktivität, Frauen im Handwerk und praktische Impulse für Betriebe, die Talente nicht nur gewinnen, sondern auch halten wollen.
 
Preis für Handwerk in der Denkmalpflege
Handwerkskunst trifft Kulturerbe
Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wird 2025 in Brandenburg und Thüringen vergeben. Ausgezeichnet werden private Denkmaleigentümer sowie die beteiligten Handwerksbetriebe für herausragende Restaurierungsleistungen. Neben Anerkennung und Preisgeld gibt's vor allem eins: Sichtbarkeit für exzellentes Handwerk am historischen Bau. Bewerbungen sind noch bis 4. (Thüringen) beziehungsweise 18. Mai (Brandenburg) möglich – alle Infos unter www.denkmalschutz.de/bundespreis.
Aus der Redaktion
Foto: Sarah Rauch / HWK Dortmund
Meisterfeiern
Bühne frei für hunderte neue Führungskräfte
In den letzten Wochen fanden in zahlreichen Handwerkskammern die diesjährigen Meisterfeiern statt. Potsdam begrüßte zum Beispiel 202 neue Meisterinnen und Meister aus 13 Gewerken. In Dortmund legten 72 Frauen und 368 Männer erfolgreich ihre Meisterprüfungen ab. Koblenz stellte sogar einen neuen Rekord in der 125-jährigen Geschichte der Handwerkskammer auf: mit 26 Herkunftsländern steht der "Meister made in Koblenz" für Weltoffenheit und über Nationalitäten hinweg für das gemeinsame Ziel der handwerklichen Meisterschaft. Im Rahmen der großen Meisterfeier in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle wurden 678 Meisterbriefe an Vertreterinnen und Vertreter aus 25 unterschiedlichen Handwerksberufen überreicht.
 
Wettbewerb
Fränkische Metzgerei holt sich Vizeweltmeisterschaft
Bei der "World Butchers' Challenge" in Paris hat das Team um Metzgermeister Dirk Freyberger aus Nürnberg Großes geleistet: Mit dem Motto Schloss Neuschwanstein begeisterte das "Butcher Wolfpack" die Jury und sicherte sich den Vizeweltmeistertitel. 16 Nationen traten gegeneinander an, mehrere Jahre hatte sich Freybergers Team intensiv auf den Wettkampf vorbereitet. Es gewann zusätzlich die Auszeichnung für die beste Schweinsbratwurst. 
 
Handwerkszeichen in Gold
Zweimal die höchste Auszeichnung des Handwerks
Ludwig Voß und Maik Beckmann sind im Rahmen der 135. Jahrestagung des Bundes Deutscher Buchbinder (BDBI) mit dem Handwerkszeichen in Gold geehrt worden. ZDH-Präsident Dittrich würdigte in seiner Laudatio Voß' über 50-jähriges Engagement für das Handwerk – sowohl als ehemaliger Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Aachen und als Geschäftsführer des BDBI. Voß war und sei stets ein starker Vertreter für das Handwerk gegenüber Politik und Verwaltung. Auch Maik Beckmann, Vorsitzender des BDBI, hat in der vergangenen Woche das Handwerkszeichen in Gold erhalten. "Ruhig, verbindlich, aber durchaus hartnäckig vertreten Sie als BDBI-Vorsitzender die Interessen Ihrer Zunft", betonte ZDH-Präsident Dittrich.
 
 
 
          Zentralverband des
          Deutschen Handwerks e.V.
 
           Mohrenstraße 20/21
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          Verantwortlich: Beate Preuschoff
          Redaktion:Anne Beyer
         
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