Translokationen Ousmane Sembène war einer der zentralen Protagonisten eines politisch engagierten Kinos, das sich ab Ende der 1960er-Jahre abseits von Hollywood und dem europäischen Autorenfilm mit dem Ziel ausbildete, das Medium für antikoloniale Befreiungskämpfe zu nutzen. Sein erster Langfilm La noire de… wurde angeblich auf übrig gebliebenen Materialresten kolonialer Einheiten gedreht und nimmt sich als schnörkellose Rassismus-Abrechnung aus, die in einem kompromisslosen Finale mündet. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Senegalesin, deren Hoffnungen auf ein angenehmeres Leben als Kindermädchen einer wohlhabenden französischen Familie sich bald zerschlagen. Im direkten Anschluss läuft Chris Markers kritische Auseinandersetzung mit europäischer Museums- und Archivkultur. Les statues meurent aussi konfrontiert Bilder 'toter Objekte' in ethnographischen Sammlungen mit lebendigen Momentaufnahmen aus den jeweiligen Herkunftsländern der Gegenstände. Das Filmprogramm läuft im Rahmen der Translokationen-Reihe zu territorialen Verlagerungen von Kulturgütern und beginnt morgen (03.12.) um 19 Uhr mit einer Einführung von Verena Rodatus (FU Berlin). Alexander von Humboldt In der zweiten Woche unserer Film-Auswahl zu dem deutschen Forschungsreisenden sind zwei Arbeiten zu sehen, die sich auf unterschiedliche Weise konventionellen Kinoformaten widersetzen. Am Donnerstag, den 05.12., zeigen wir um 20 Uhr Ausschnitte aus dem multimedialen Langzeit-Projekt Archivo Alexander von Humboldt des ecuadorianischen Künstlers Fabiano Kueva. Im Rückgriff auf nachgestellte Zeitdokumente, Begehungen von Gegenwartsorten und Reenactments in historischen Kostümen läuft Kuevas Beschäftigung mit Humboldt auf eine Invertierung tradierter Machtstrukturen im Verhältnis zwischen Entdeckern und 'Entdeckten' zu. Am Sonntag (08.12.) zeigen wir um 16 Uhr Edgar Reitz‘ fast vierstündigen Film Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht, in dem um 1840 ein junger Hunsrück-Bewohner in Humboldts ethnografischen Südamerikastudien Sehnsuchtskulissen jenseits seiner entbehrungsreichen dörflichen Lebensverhältnisse findet. In einer späten Phase des Films tritt auch Humboldt selbst als Figur auf – gespielt von Werner Herzog. Einen Trailer des Monumentalwerks kann man sich hier ansehen. |