Heute erkläre ich Ihnen, warum Aktionäre davor Angst haben und wo sich genau daraus auch große Chancen ergeben... Zunächst noch der Link zu meinem neuen YouTube-Video auf meinem YouTube-"Aktien Kanal". Dort erkläre ich Ihnen, warum Sie Aktien im Normalfall immer mit einem Kauflimit ordern sollten. Nun aber zu den Zinsen: Der Zusammenhang ist eigentlich ganz simpel: Je höher die Zinsen für festverzinsliche Anlagen, umso unattraktiver werden Aktien. Klar: Wenn Sie als Anleger drei Prozent Zinsen für sichere Staatsanleihen bekommen, werden Sie sich vielleicht überlegen, ob Sie einen Teil ihres Geldes von Aktien in Anleihen switchen. Die Folge ist eine zurückgehende Nachfrage nach Aktien und damit tendenziell sinkende Kurse. In den letzten Jahren hatten wir das umgekehrte Phänomen: Die Kurse von Aktien sind gestiegen, weil die Zinsen immer niedriger geworden sind. Zu verstehen ist dabei folgendes: Es gibt immer zwei Faktoren, die die Kurse beeinflussen: 1. Die Gewinnentwicklung der Firmen, sprich: Wie gut läuft es im operativen Geschäft? 2. Eben die beschriebene Zinsentwicklung. In den letzten Jahren war es so, dass beide Faktoren positiv waren und sich gegenseitig verstärkt haben. Das heißt: Die Gewinne der Firmen sind im Schnitt deutlich gestiegen und die Zinsen deutlich gefallen. Deswegen haben wir besonders starke Kursanstiege in den großen Indizes gesehen. Mit anderen Worten: Die Kurse sind schneller gestiegen als es die Gewinnentwicklung der Aktien eigentlich gerechtfertig hätte. Die Folge: Die Bewertungen der Aktien sind ebenfalls stark gestiegen. Hier mal das zyklisch adjustierte KGV für den S&P 500: Quelle: GuruFocus.com Wir liegen bei 31 und damit 84 Prozent über dem historischen Durchschnitt von 16,9. Guru Focus (www.gurufocus.com/shiller-PE.php), von deren Website dieser Chart stammt, rechnet daher in den kommenden 10-15 Jahren mit einer zukünftigen jährlichen Rendite von minus 2,3 Prozent. Nun kann man über die Berechnungsmethode und sogar über die Aussagekraft des Shiller-KGVs (wie das zyklisch adjustierte KGV auch genannt wird) trefflich streiten. Zum Beispiel ist es ohne Zweifel so, dass im S&P 500 inzwischen besonders viele global führende Wachstumsunternehmen enthalten und hoch gewichtet sind. Sie wissen von wem ich rede: Apple, Amazon, Facebook, Alphabet, Microsoft, NVIDIA etc. Bullen argumentieren daher, dass das deutlich höhere adjustierte KGV im S&P 500 ggü. z.B. dem DAX (aktuell 19,6) oder gar Russland (aktuell 6,3) seine Berechtigung hat. Fakt ist: Selbst wenn man die Vergleiche zu anderen Ländern komplett außen vor lässt und sich nur die Entwicklung in den USA in den letzten zehn, 20 Jahren anschaut, dann muss man ohne Zweifel feststellen, dass die Bewertungsniveaus sehr hoch geworden sind. Den Ausreißer, den sie um das Jahr 2000 oben im Chart sehen, stammt von der Internet-Bubble zur Jahrtausendwende als ja auch z.B. Telekommunikations- und einige Pharmaunternehmen extrem hoch bewertet waren. Aber zurück zum Thema: Es leuchtet vollkommen ein, dass die Börsianer angesichts dieser Ausgangslage ultranervös sind, wenn die Zinsen von festverzinslichen Anlageformen deutlich steigen. Einfach weil die Fallhöhe entsprechend luftig ist nach fast einer Dekade Bullenmarkt. Schauen wir uns doch diese 10-jährigen US-Staatsanleihen mal genauer an. T-Bonds werden die genannt. Hier mal der 5-Jahres-Chart. Sie sehen, dass wir mit dem Überschreiten der Drei-Prozent-Marke nun an den Fünf-Jahres-Hochs von Ende 2013 knabbern und dass es zuletzt wieder eine Beschleunigung des Anstiegs gab. 10-jährige US-Staatsanleihen gelten in den USA als Klassiker für eine sichere und langfristig orientierte Geldanlage und damit als Alternative zu Aktien. Eigentlich ist das auch keine Entweder-oder-Entscheidung. Anleger investieren häufig in beides. Es geht immer darum, wie hoch werden Anleihen gewichtet und wie hoch werden Aktien gewichtet. Je attraktiver die Rendite der Anleihen, umso höher deren Gewichtung. Wichtig zu verstehen ist auch, wie extrem die Zinsen in den letzten Jahren gefallen waren. Auf dem absoluten Tiefststand im Juli 2016 gab es für eine Anlage in 10-jährige Staatsanleihen nur noch einen jährlichen Zins von 1,32 Prozent. Zum Vergleich können Sie sich im obigen Link unter "ALL" auch den Chart seit 1954 anzeigen lassen: Das Hoch im September 1981 lag bei einer Rendite von über 15 Prozent! Hier mal der Einfachheit halber ein Screenshot: Quelle: CNBC.com Wie können wir das nun einordnen? Nun, zunächst einmal zeigt der Ultra-Langfrist-Chart, dass wir immer noch meilenweit von einem historisch wirklich hohen Zinsniveau entfernt sind. Entsprechend bleibt die Anlage in Aktien grundsätzlich attraktiv. Allerdings liegen wir umgekehrt eben auf einem Fünf-Jahres-Hoch bei der Verzinsung der T-Bonds und das verträgt sich nicht sonderlich gut mit den extrem hohen Bewertungsniveaus. So kommt es derzeit zu einer gewissen Anpassungsreaktion am Markt. Dabei hat man aber den Eindruck, dass die Börsianer mit jedem Zehntel-Prozentpunkt, um den die Verzinsung der T-Bonds weiter steigt, noch nervöser werden. Die Verlierer dieser Entwicklung Besonders stark betroffen von steigenden Zinsen sind Unternehmen mit einer hohen Verschuldung. Warum das? Nun, ganz einfach: Je höher die Guthabenzinsen, umso höher sind auch die Kreditzinsen. Wer umfangreiche Kredite bedienen muss, der muss entsprechend mehr Zinsen bezahlen. Umgekehrt bleibt weniger als Gewinn hängen. Unternehmen mit hoher Verschuldung sind traditionell solche aus sehr kapitalintensiven Branchen wie der verarbeitenden Industrie beispielsweise, Rohstoffunternehmen oder auch Immobilienfirmen. Auch Autohersteller sind häufig recht hoch verschuldet. Darüber hinaus gibt es aber auch Firmen, die von den jahrelang niedrigen Zinsen quasi dazu animiert worden sind, sich hoch zu verschulden. "Gelegenheit macht Schulden", könnte man sagen. Es gibt sogar einen feststehenden Begriff für Firmen, die massiv anorganisch gewachsen sind, also viele Übernahmen getätigt haben: Roll-Ups! Ins deutsche übersetzt könnte man sie "Aufroller" nennen, weil sie sich ihre Branchenkonkurrenten quasi einverleiben. Ein besonders krasses Beispiel ist das US-Unternehmen TransDigm (US-Kürzel: TDG). Der Zulieferer für die Flugzeugindustrie hatte bereits bis Dezember 2016 (damals hatte ich mich zum letzten Mal näher mit dem Unternehmen beschäftigt) 34 verschiedene Tochtergesellschaften aus dem Luftfahrtbereich, die man alle in den zurückliegenden Jahren übernommen hatte. Ich hatte die Aktie danach aus den Augen verloren, weil sie nicht mehr die Trendkomponente erfüllt hat, die für mich essenziell ist, damit eine Aktie als Kauf in Frage kommt. Aber bereits damals war TransDigm extrem verschuldet: 10 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten hat die Firma aus Cleveland/Ohio inzwischen angehäuft. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung liegt bei 17 Milliarden US-Dollar. Und der Clou: TransDigm hat ein negatives Eigenkapital. Das heißt, die Schulden sind höher als die Vermögensgegenstände (Aktiva). Das Spannende dabei ist: Der Flugzeugzulieferer hat diesen extremen Leverage selbst bewusst herbei geführt. Neben den Schulden für die Übernahme hat TransDigm zusätzlich in großem Stil eigene Aktien zurückgekauft (wofür man ja auch Kapital braucht) und damit nicht genug Millionen US-Dollar via Sonderdividenden ausgeschüttet. Wenn man das so liest, könnte man denken: "Die Jungs sind total verrückt! Eine absolute Harakiri-Strategie, die da betrieben wird. Die setzen das Überleben des Unternehmens bewusst aufs Spiel. Wahrscheinlich ist der Kurs wegen der Risiken ins Bodenlose abgetaucht, oder?" Hier der Langfrist-Chart: TransDigm Group (ISIN: US8936411003) | | Der Kurs der Aktie ist seit 2008 um rund den Faktor 10 gestiegen. Das Papier gehört zu den am besten performenden US-Aktien der letzten Dekade überhaupt. Wie ist das möglich bei einem Unternehmen mit negativem Eigenkapital? Nun, diese Verschuldung bzw. das negative Eigenkapital haben eine Kehrseite: Den Erfolg eines Unternehmens messen Börsianer eben auch daran, wieviel Rendite es auf das eingesetzte Eigenkapital erwirtschaftet. Mit anderen Worten: Wie profitabel ist die Firma? Und hier besticht TransDigm mit einer abartig hohen Eigenkapitalrendite. Genau genommen lässt sie sich prozentual gar nicht messen: Denn wie soll man eine Eigenkapitalrendite messen, wenn das Eigenkapital negativ ist? Für unsere Zwecke reicht die Feststellung: TransDigm ist extrem profitabel. Und durch die Übernahmen wachsen Umsätze und Gewinne schnell. Genau das will der Markt sehen. Aber warum ist TransDigm so profitabel? Nun, man liefert ja wie erwähnt Komponenten für Flugzeuge und Helikopter. Das ist eine sehr attraktive Branche, weil die Anbieter ihre Produkte via Patent vor Nachahmung schützen können und häufig der einzige Zulieferer für Flugzeugbauer sind. Die strengen Sicherheitsvorschriften (Luftfahrtbehörde muss jedes Teilgenehmigen) und die Komplexität bei der Flugzeugmontage, sorgen so für teilweise sogar monopolartige Strukturen. Und die sind bekanntlich gut für die Margen. Das gilt insbesondere im Nischenbereich (z.B. bei feuerfesten Spezial-Laminatböden), in dem sich das Unternehmen um Management-Genie Nicholas Howley bei Zukäufen besonders gerne bedient. Die Umsatzvolumina je Teil sind dort viel geringer und im Gegensatz zu umkämpften Bereichen wie den Flugzeugmotoren läuft man dort auch nicht so schnell Gefahr, durch technologische Innovationen von der Konkurrenz ausgebootet zu werden. Hinzu kommt, dass das Management sehr erfolgreich bei der Integration der zahlreichen kleineren Übernahmen ist. Nach dem Vorbild von Berkshire Hathaway (Warren Buffett) agieren die Töchter weiter als eigenständige Unternehmen mit eigenem Markenauftritt nach außen. Die Muttergesellschaft tritt z.B. bei Verhandlungen mit Flugzeugbauern gar nicht in Erscheinung. Ebenfalls einzigartig sind die Produktlebenszyklen in der Branche. Alleine der Produktionszyklus für eine bestimmte Flugzeugplattform (z.B. für eine Boeing 777) währt 25 bis 30 Jahre, die Nutzungsdauer der Flugzeuge beträgt dann nochmals in etwa ebenso lang. Wer hier zu Beginn den Zuschlag als Zulieferer enthält, kann dann über Jahrzehnte hinweg relativ sichere und gut kalkulierbare Einnahmen erzielen, z.B. mit dem Ersatzteilgeschäft. Entsprechend kann man es sich auch leisten, die hohen freien Cashflows, die seit 2005 in jedem Jahr gestiegen sind (von 73 Millionen auf inzwischen über 500 Millionen US-Dollar) für die Übernahme von Konkurrenten einzusetzen. Damit kann TransDigm einen höheren Mehrwert generieren als durch die Ausschüttung einer Dividende. Ins exzellente Wachstumsprofil passt auch, dass der Flugzeugmarkt weiter strukturell wächst. Die von Passagieren geflogenen Meilen legen seit Jahren um fünf bis sechs Prozent zu. Auch die Preise für Ersatzteile, sind in den vergangenen Jahren mit zwei bis vier Prozent per anno stärker gestiegen als die Inflation. Diese Puzzleteile haben sich zu einem "wunderschönen Mosaik" zusammengefügt. Die Börsianer lieben TransDigm. Scheinbar scheinen auch die Übernahmeziele nicht auszugehen: Es ist gerade zwei Tage her seit TransDigm die jüngste Übernahme, den Kauf von Extant Aerospace für 525 Millionen US-Dollar komplettiert hat. Das Problem dabei: Wenn das Wachstumstempo aufrecht erhalten soll, und das erwarten die Börsianer, müssen die Übernahmen immer größer werden. Irgendwann kommt TransDigm hier natürlich an eine Grenze, weil sich die eigenen Cashflows zur Finanzierung natürlich nicht nach Belieben steigern lassen und die Verschuldung letztlich immer größer wird. Shortseller wittern Beute Hinzu kommt, dass derart fulminante Kurssteigerungen und hohe Verschuldungsgrade die Shortseller anlocken, ähnlich wie Haie, die Blut wittern. Der berühmt-berüchtigte Andrew Left beispielsweise hat bereits im März 2017 ein "Hitpiece" zu TransDigm verfasst. Er kritisiert darin Interessenskonflikte bei den Übernahmen, die er für illegal hält. Wenn Sie sich näher damit beschäftigen möchten, die komplette Analyse gibt es hier. Left nimmt darin auch Bezug zu Valeant Pharmaceuticals (US-Kürzel: VRX). Valeant ist eines der wohl bekanntesten Roll-Ups aus dem Pharmasektor. Vereinfacht formuliert war hier die Strategie, andere Pharmafirmen zu übernehmen und danach die Preise für deren Medikamente zu erhöhen, um damit die Übernahmen teilweise finanzieren zu können. Das ging aus verschiedenen Gründen ziemlich daneben und der Chart sieht heute so aus: Valeant Pharmaceuticals Int. (ISIN: CA91911K1021) | | Was hat das alles nun mit dem Zinsniveau zu tun? Bei Firmen, die derart hoch verschuldet sind, haut jedes Zehntel Prozent an höheren Zinsen mächtig ins Kontor. Da geht es dann um Millionen, die mehr für den Schuldendienst aufgewendet werden müssen. Rutschen solche Unternehmen, dann in die Verlustzone kann das schnell zum absoluten Desaster werden. Sie kennen das Spiel ja vielleicht: Sobald es Probleme gibt, sind dann die Rating-Agenturen schnell bei der Hand mit einer Abstufung des Kredit-Ratings. Damit werden die Zinsen noch höher, die die Firma X bezahlen muss. Oder sie bekommt erst gar keine neuen Finanzierungen mehr. Ruckzuck kann die Erfolgsgeschichte wie ein Kartenhaus zusammenbrechen - siehe Valeant oben. Die konnten nur mit Mühe eine Insolvenz abwenden und sind auch jetzt noch nicht ganz aus dem Schneider. Das Problem ist nun, dass Firmen wie Valeant beileibe keine Einzelfälle sind. Es handelt sich vielleicht um besonders krasse Beispiele. Darüber hinaus gibt es aber unzählige weitere börsennotierte Aktiengesellschaften, die das extrem niedrige Zinsniveau in den letzten Jahren für viele Übernahmen genutzt haben. Teilweise auch aus der Not heraus, weil sie z.B. nur so eine Chance sahen, eine kritische Größe zu erreichen, um sich heftiger Konkurrenz zu erwehren. Genau solchen Firmen, die beileibe kein so attraktives Geschäftsmodell wie TransDigm haben, könnte die Roll-Up-Strategie als erstes auf die Füße fallen - wenn die Zinsen weiter steigen. Wichtig für uns als Anleger ist daher: Meiden Sie Firmen, die sich in den vergangenen Jahren hoch verschuldet haben und deren Geschäftsmodell angreifbar ist. Tauchen dann nämlich erste Probleme auf und/oder rutscht die betreffende Firma in die Verlustzone, kann es zu massiven und schnellen Kursabstürzen kommen. Die Gewinner dieser Entwicklung Nach dem Motto "Des einen Leid, des andern Freud" gibt es aber auch Branchen, die von einem steigenden Zinsniveau profitieren. Allen voran sind das Banken und Versicherungen. Wie das? Nun, zum Geschäftsmodell von Firmen aus diesen beiden Bereichen gehört es ja, dass sie überschüssige Liquidität auf eigene Rechnung am Kapitalmarkt anlegen. Was heißt das konkret? Nun, bei Banken sind es die Einlagen der Kunden, die ja niemals auf einmal alle abgerufen werden (von einem Banken-Run mal abgesehen). Bei Versicherungen sind es die Prämienzahlungen, die ja vorab eingezogen werden und von denen dann - optimalerweise - nur ein Teil wieder in Form von Versicherungsleistungen an die Kunden ausgeschüttet werden. Und das auch nur zeitverzögert. Bei der Anlage der Gelder auf eigene Rechnung müssen die Firmen aber natürlich auf Sicherheit achten. Das heißt, ein Großteil dieser Liquidität wird in festverzinsliche Papiere gesteckt. Womit wir wieder bei den Zinsen wären: Sind diese extrem niedrig, werfen die Anlagen natürlich kaum Ertrag ab. Das ist für Banken und Versicherungen nicht anders als für Privatanleger. Entsprechend geraten die Gewinne der Firmen unter Druck. Erschwerend hinzu kam hier noch, dass die Institute ihren Kunden z.B. bei lang laufenden Produkten wie Bausparverträgen oder Lebensversicherungen hohe Garantierenditen zugesichert hatten. Das heißt, sie mussten ihren Kunden dann teilweise Jahr für Jahr mehr an Zinsen auszahlen als sie mit den eigenen Anlagen überhaupt erwirtschaften konnten. Je niedriger die Zinsen fielen, umso schwieriger wurde noch. Damit nicht genug kam noch ein weiterer Punkt hinzu: Viele Traditionsfirmen aus dem Banken- und Versicherungsbereich haben hohe Pensionsverbindlichkeiten angehäuft. Das sind Zahlungen, die sie an ehemalige Mitarbeiter leisten müssen, denen eine Betriebsrente zusteht. Auch hier gibt es natürlich entsprechende Kalkulationen mit denen man abgeschätzt hat, wieviel dieser Zahlungsverpflichtungen man aus laufenden Zinseinnahmen abdecken konnte. Sie ahnen, auf was ich hinaus möchte: Diese Rechnungen wurden entsprechend ebenfalls mehr und mehr Makulatur, weil die Zinseinnahmen immer stärker zurückgingen. Anfangs konnten die Firmen das noch besser abfedern, weil man z.B. selber in langlaufende Produkte zu höheren Verzinsungen investiert hatte, z.B. eben in zehnjährige Staatsanleihen. Aber immer mehr dieser festverzinslichen Investments liefen mit der Zeit logischerweise aus und es fehlte an entsprechenden attraktiven Wiederanlagemöglichkeiten. Die Folge? Die Firmen mussten irgendwann in der Bilanz ihre Rückstellungen für solche Pensionsverbindlichkeiten erhöhen. Vereinfacht gesagt bedeutet das, sie mussten einen größeren Teil ihrer laufenden Cash-Flows abzweigen und auf einem parallelen Konto als Sicherheit verwahren. Das wiederum wirkte dann zusätzlich gewinnmindernd. Davon ganz abgesehen kamen dann noch ganz andere branchenspezifische Probleme hinzu, bei Banken (aber auch teilweise bei Versicherungen) wurden ja die Regulierungsvorschriften im Nachlauf der Finanzkrise massiv ausgeweitet. Ich will an dieser Stelle da nicht detailliert drauf eingehen. Das würde den Rahmen des heutigen Geldanlage-Reports sprengen. Nur soviel: Die Eigenkapitalanforderungen wurden massiv nach oben gezogen (BASEL II) und die Dokumentationspflichten ebenfalls enorm ausgeweitet. Auch von dieser Seite her gab es also massiv Druck auf die Gewinne. Während sich letzteres bis auf weiteres nicht ändern wird, so gibt es angesichts der aktuell wieder steigenden Zinsen aber doch bei den weiter oben genannten Punkten entsprechende Umkehreffekte. Klar: Wenn die Allianz US-Staatsanleihen kauft und nun wieder mit einer Verzinsung von drei Prozent statt von z.B. zwei Prozent kalkulieren kann, steigt der Zinsertrag um 50 Prozent. Das ist natürlich nun von mir alles stark vereinfacht dargestellt. Aber Fakt ist, dass Banken und Versicherungen grundsätzlich zu den Profiteuren steigender Zinsen zählen. Prinzipiell, möchte ich ergänzen. Was nicht passieren sollte ist, dass die Zinsen zu schnell zu stark steigen. Denn das könnte wiederum dazu führen, dass immer mehr Bankkunden ihre Kredite nicht mehr bedienen können und damit die Zahl der "faulen Kredite" im Bank-Portfolio steigen. Wozu das führen kann, haben wir während der Finanzkrise 2008/2009 erlebt. Die begann ja damit, dass in den USA reihenweise Hypothekenkredite geplatzt sind. Allianz (ISIN: DE0008404005) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18e/19e | Kurs | 840400 / ALV | 85 Mrd. EUR | 17 / 18 | 192,94 EUR | Welche Aktien sind hier nun konkret attraktiv. Nun auf Basis des Trending Value-Strategie, die ich bevorzuge, könnte man aktuell beispielsweise auf marktführende Versicherer wie die Allianz oder Aegon setzen. Beide befinden sich in mittelfristigen bzw. kurzfristigen Aufwärtstrends und sind attraktiv bewertet. AEGON NV (ISIN: US0079241032) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18e/19e | Kurs | 873131 / AENF | 12,8 Mrd. EUR | 9,2 / 8,7 | 7,30 USD | MEIN FAZIT: Aktionäre reagieren sehr empfindlich auf die zuletzt sprunghaft angestiegenen Renditen für festverzinsliche Papiere. 10-jährige US-Staatsanleihen beispielsweise bringen erstmals seit fast fünf Jahren wieder mehr als drei Prozent Zinsen pro Jahr. Damit steigt die Attraktivität dieser und ähnlicher Papiere auf Kosten von Aktien. Die Kurse kommen unter Druck. Besonders gefährdet sind Aktien von hoch verschuldeten Unternehmen. Diese leiden zusätzlich, weil bei höheren Zinsen auch der zu leistende Schuldzins höher wird. Inzwischen gibt es speziell in den USA eine hohe Anzahl hoch verschuldeter Firmen. Auch sehr hoch bewertete Papiere sollten Sie meiden. Umgekehrt profitieren Banken und Versicherungen von den steigenden Zinsen, weil diese für ihre überschüssige Liquidität wieder attraktivere Verzinsungen bekommen können. Beispiele für Gewinner sind Allianz und Aegon. Wichtig ist allerdings, dass die Zinsen nicht zu schnell steigen. Genaue Ein- und Ausstiegssignale für solche Aktien erhalten Sie als Leser meines Premium-Dienstes Trendaktien-Report (www.trendaktien-report.de). Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert: Es kann daher kein Interessenskonflikt vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. |