Liebe Frau Do, es ist mehr als der Anfang vom Ende. Es ist das Ende der Bundeskanzlerin Angela Merkel. 13 Jahre nach ihrem Zittersieg 2005 markiert die Wahl des ausdrücklich gegen den Willen der Regierungschefin angetretenen nordrhein-westfälischen Finanzpolitikers Ralph Brinkhaus zum neuen Fraktionsvorsitzenden eine politische Zeitenwende. Das Ende naht. Mit der Abwahl ihres wichtigsten Vertrauten hat die Mehrheit der Fraktion ihrer Kanzlerin ein deutliches Misstrauensvotum hinterlassen. Und die Kanzlerin hat all das nicht kommen sehen. Besonders irritierend: Angela Merkel signalisierte kurz nach der Wahl gönnerhaft dem neuen Fraktionsvorsitzenden ihre Unterstützung, so als ob die Regierung sich eine Fraktion oder ein Parlament hält und nicht umgekehrt das Parlament die Regierung kontrolliert. Angela Merkel hat viel geleistet für dieses Land. Sie war eine wohltuende Krisenmanagerin, eine pragmatische Regierungschefin in schwierigen Zeiten, und sie hat dieses Land in der Welt würdevoll und mit großer Autorität vertreten. Doch in den vergangenen Jahren, beginnend in den Monaten nach der umstrittenen Flüchtlingsentscheidung im September 2015, hat sie diese Souveränität nicht mehr zurückerlangt. Sie hat nur noch eine Chance, sich halbwegs aus freien Stücken aus der Politik zu verabschieden. Sie muss auf eine erneute Kandidatur als Parteivorsitzende im Dezember verzichten und die Vertrauensfrage im Bundestag stellen. Es könnte sein, dass die politische Republik im Jahr 2019 ganz anders aussieht. Ohne Merkel. Ohne Seehofer. Ohne Volker Kauder auf jeden Fall. „Die Partei muss also laufen lernen, muss sich zutrauen, in Zukunft ohne ihr altes Schlachtross den Kampf mit dem politischen Gegner aufzunehmen.“ So hat es Angela Merkel 2005 in dem berühmten FAZ-Artikel geschrieben, der zum Sturz von Helmut Kohl führte. So könnte sie heute über sich selbst schreiben. Kristina Dunz kommentiert die Zukunft von Angela Merkel und porträtiert zusammen mit Eva Quadbeck den neuen Chef der Fraktion. Die Reaktionen auf das historische Ereignis hat RP Online zusammengefasst. Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |