Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der Ukraine tobt der größte Krieg seit Ende des 2. Weltkriegs und bisher hat der Westen weitgehend einig die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Putins bzw. Russlands Invasionstruppen unterstützt. Doch mit dem Wachwechsel im Weißen Haus ändert sich auch die Windrichtung und die bläst der Ukraine und ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj inzwischen mit voller Wucht ins Gesicht. Trump bezeichnete ihn als „Diktator“ und gab „ihm die Schuld am Ukraine-Krieg“. Damit übernahm Trump die Deutungsrichtung von Russlands Machthaber Putin, änderte die Machtverhältnisse in Mittelosteuropa, denn dies ging weit über seine bisherigen Äußerungen hinaus, die Ukraine müsse Gebiete an Russland abtreten, sie würde niemals in die NATO aufgenommen werden und vielleicht sogar bald wieder ein Teil Russlands sein. Zudem will er geleistete Militär-Hilfen rückerstattet bekommen und knüpfte die weitere Unterstützung daran, dass die Ukraine den USA Zugriff auf die vielerorts vorhandenen Seltenen Erden zugesteht. Mit Russlands Diktator Putin hat Don Trump auch schon telefoniert und es gab ein erstes Treffen zwischen Delegationen der USA und Russlands – ohne Beteiligung der Ukraine oder der Europäer. Dabei, so sind sich die Kommentatoren einig, hat Trump alle Trümpfe aus der Hand gegeben, während Putin mehr bekommen habe, als er wohl zu träumen gewagt hätte. Zuvor hatte schon sein „Vize“ Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz den europäischen NATO-Partnern erklärt, die USA würden sie nicht mehr länger beschützen, sondern sie müssten das zunehmend selbst in die Hand nehmen. Der Fokus der USA richtet sich künftig viel stärker Richtung Asien und dort auf China. Die zuvor von Donald Trump angesprochene Erhöhung des NATO-Budgets auf 5% des BIP relativierte er allerdings dahingehend, dass er sie in mehreren Schritten einforderte. Zunächst wäre eine Erhöhung auf 3% denkbar, dann auf 4% und später noch mehr. Egal, wie man die Ereignisse der letzten Tage und Wochen bewertet, sie werden Folgen haben. Die USA werden die Europäer sich weitgehend selbst überlassen und diese müssen die Ukraine nun weitgehend allein unterstützen. Da kommen nicht nur viel höhere Ausgaben auf die EU-Staaten zu, auch die Verteidigungsbereitschaft muss schnellstens und effektiv erhöht werden. Denn Putin weiß nun, dass er sich vor Trump und den USA nicht mehr in Acht nehmen muss, wenn er seine Hände nach Westen ausstreckt. Klar ist auch, dass wenn die europäischen NATO-Staaten sehr viel mehr für ihre Verteidigung aufwenden werden müssen, dies die hier ansässigen Rüstungsunternehmen kräftig antreiben wird. Denn man wird noch stärker als zuletzt schon darauf setzen, nicht nur bei den US-Rüstungsriesen einzukaufen, sondern soweit möglich regionalen Unternehmen den Vorzug geben. Und so haben wir die letzten Wochen bereits eine unterschiedliche Kursentwicklung sehen können. Während die US-Rüstungsschmieden darunter leiden, dass der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth eine 8%-ige Etatkürzung vom Militär einfordert, verbuchen die europäischen Rüstungs-Unternehmen eine Flut an neuen Aufträgen und können sich über starke Kurszuwächse freuen. Da sollte sich ein Blick auf Rheinmetall und Hensoldt lohnen unter dem Blickwinkel, ob hier für Anleger noch mehr zu holen sein wird oder ob das Zukunftspotenzial bereits eingepreist ist – oder mehr. Rheinmetall Rheinmetall ist Deutschlands führender Rüstungskonzern und gliedert sein Business in 5 Segmente: Der Geschäftsbereich Weapon und Ammunition steuert 22% zum Umsatz bei und bedient unter anderem die Produktkategorien der Mittel- und Großkaliberwaffen, Waffenstationen sowie Schutzsysteme. Auch Munition, Pulver, Treibladungen sowie Antriebssysteme gehören zu diesem Geschäftsbereich. Die Division Vehicle Systems erzielt 33% Umsatz-Anteil und bietet gepanzerte Kettenfahrzeuge sowie ein Portfolio an taktischen und logistischen Radfahrzeugen. Weiterhin gehören ABC-Schutzsysteme, Turmsysteme sowie verschiedene Service-Konzepte und Konzepte für das Ersatzteil-Management zu diesem Geschäftsbereich. Die Geschäftsdivision Electronic Solutions erzielt 17% Umsatzanteil und stellt eine Reihe elektronischer Systeme für das Militär her, wie Flugabwehrsysteme, Führungssysteme, Aufklärungssysteme sowie Soldatensysteme. Ebenso gehören Simulationslösungen für militärische Einsatzbereiche zu dieser Division. Die Simulationen dienen sowohl dem Heer als auch der Luftwaffe und der Marine, aber auch für zivile Anwendungsbereiche. Der Geschäftsbereich Sensors and Actuators ist mit 18% Umsatz-Anteil etwas größer und untergliedert sich in die Produktkategorien Emission and Thermo Systems, Pump Technology, Actuators (antriebstechnische Baueinheiten) sowie Solenoid Valves (Magnetventile). Die Division Materials and Trade lässt sich wiederum unterscheiden in das Aftermarket- und Ersatzteilgeschäft. Zudem gehören Gussteile, Lager und Kolben in dieses Geschäftsfeld, dem mit 9% Umsatz-Anteil kleinsten Bereich. Im 3. Quartal 2024 stieg der Umsatz um 40% auf 2,5 Mrd. Euro. Dabei legte das operative Ergebnis um 52% auf 302 Mio. Euro zu, bei einer verbesserten operativen Marge von 12,3%. Im Verteidigungs-Segment legten die Umsätze um 55% zu und die EBIT-Marge erhöhte sich auf 15,3%. Der Umsatz bei Fahrzeugsystemen wuchs sogar um 88% auf über 1,2 Mrd. Euro bei einer operativen Marge von 13,1%. Im Bereich Waffen und Munition lag sie sogar bei 26,5%, allerdings auch aufgrund eines Einmaleffekts. Auch nach 9 Monaten des Geschäftsjahres 2024 stand Rheinmetall glänzend da: Der Konzern-Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum spürbar um 36% auf 6.268 Mio. Euro, wobei der Anteil des mit dem deutschen Kunden erzielten Umsatzes um 6 Prozentpunkte auf 30% gestiegen ist, während der Auslandsanteil 70% betrug. Das operative Ergebnis zum 30. September 2024 lag mit 705 Mio. Euro um 72% über dem Vorjahreswert von 410 Mio. Die Verbesserung des operativen Ergebnisses wurde neben dem Umsatzwachstum unter anderem durch den Ergebnisbeitrag der im August 2023 in Spanien akquirierten Rheinmetall Expal Munitions vorangebracht. Die operative Ergebnismarge des Konzerns verbesserte sich mit Ablauf des 3. Quartals 2024 auf 11,3% (Vorjahr: 8,9%), während das Ergebnis je Aktie aus fortgeführten Aktivitäten sich in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 4,88 auf 7,32 Euro verbesserte. Der Kassenbestand lag Ende September bei annähernd 500 Mio. Euro, das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA bei unter 1. Die Bilanz ist also robust und für das starke Wachstum gut gerüstet. Erfreulich entwickelte sich auch der Auftragseingang mit 6,1 Mrd. Euro im 3. Quartal, so dass der Auftragsbestand per Ende September um 41% auf fast 52 Mrd. Euro wuchs. Zudem wurden in den letzten Monaten eine Reihe weiterer großer Aufträge eingesammelt, darunter allein drei umfangreiche Digitalisierungs-Vorhaben der Bundeswehr. Rheinmetall wächst nicht nur aus eigener Kraft, sondern auch durch immer mehr Joint Ventures mit ausländischen Partnern. Das sichert Deutschlands größter Rüstungsschmiede viele staatliche Aufträge, ob in den Baltischen Staaten, Ungarn oder Italien. Und so erhält Rheinmetall deutlich mehr neue Aufträge als an alten abgearbeitet werden – und das bei steigenden Margen. Das wird die Umsätze, aber auch die Gewinne, in den nächsten Jahren deutlich weiter antreiben. CEO Papperger strebt für die nächsten Jahren ein Umsatzwachstum von 40% an – pro Jahr! |