Merz schmeichelt Trump, der lobt Merz
● Harmonie im Weißen Haus |
● Nato plant Abschreckung |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, die Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“ hat eine Studie zu gefühlten Wahrheiten veröffentlicht. Fazit: Sie nehmen zu – nicht nur in den USA und nicht erst seit Donald Trump. „In vielen Demokratien besteht derzeit Sorge vor einem ,Wahrheitsverfall’“, so David Garcia von der Uni Konstanz. „Grenzen zwischen Tatsache und Fiktion werden verwischt, was nicht nur Polarisierungen Vorschub leistet, sondern auch das öffentliche Vertrauen in die politischen Institutionen untergräbt.“ Ein Grund dafür: Persönliche Erfahrung schlägt Faktenlage. Wir glauben lieber Onkel Werner oder TikTok-Nutzerin @truthb0mb und schließen daraus gern aufs große Ganze. Das Phänomen nennt sich anekdotische Evidenz oder gefühlte Wahrheit. Ein knackiger Wintertag – zack, Klimawandel widerlegt. Und selbst wenn man Daten glaubt, dann doch am liebsten denen, die zur eigenen Meinung passen. Verständlich, jeder fühlt sich gern bestätigt. Davor sind weder Politiker, Journalisten noch Wähler gefeit. |
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| Was Menschen glauben, basiert nicht nur auf Tatsachen, sondern auf persönlichen Erfahrungen – daheim, auf Social Media oder in der Nachbarschaft, wie hier im schönen Quedlinburg (© dpa) |
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Doch Politik (Journalismus übrigens auch) beginnt „mit der Betrachtung der Wirklichkeit“. Das sagte SPD-Legende Kurt Schumacher – zitiert im gerade erschienenen Buch „Wie Deutschland tickt. Ein Meinungsforscher packt aus“ von INSA-Gründer Hermann Binkert. Seine Sonntagsfrage kennen Sie aus dem FOCUS. Er schreibt: „Der Widerstand gegen Wirklichkeit ist der Feind jeder positiven Entwicklung.“ Und er warnt vor der Versuchung, „das Wünschbare für das Wirkliche zu halten“. Gerade in einer polarisierten Gesellschaft, in der Meinungsbildung zunehmend unter Gleichgesinnten stattfindet und „Menschen für Informationen oft nicht erreichbar sind, die ihren Annahmen oder Überzeugungen widersprechen.“ Gute Meinungsforschung, so Binkert, kann helfen, die Realität besser zu begreifen: „Annahmen hinterfragen, Überzeugungen erschüttern und im besten Fall immer wieder eine neue Basis für eine sachgerechte Diskussion“ umstrittener Themen schaffen. Vor allem bildet sie „die Meinungen der Bevölkerung“ insgesamt – „im Plural, denn eher selten sind sich die Bürger weitgehend einig.“ Ein lesenswertes Buch, denn – neben vielen Einsichten, wie unser Land tatsächlich tickt –, erklärt ein Meinungsforscher darin einfach mal seine Arbeit. Das sollten wir als Journalisten auch öfter machen. Also: Falls Sie Fragen haben – immer her damit, an feedback@focus-magazin.de |
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Russland hat die Ukraine in der Nacht mit einer ungewöhnlich heftigen Welle von Drohnenangriffen und Marschflugkörpern attackiert. Fluggäste sollen künftig erst nach vier Stunden Verspätung entschädigt werden, nicht wie bisher nach drei Stunden. Eine Mehrheit der EU-Verkehrsminister stimmte einer entsprechenden Änderung der EU-Fluggastrechte zu. Deutschland wurde überstimmt. Der Streit zwischen Elon Musk und Donald Trump um ein neues Steuergesetz eskaliert. Der US-Präsident nannte Musk „verrückt“ und drohte, seine Regierungs-Verträge zu kündigen. Die Tesla-Aktie rauschte zwischenzeitlich um 14 Prozent ab. Musk behauptete daraufhin, Trumps Name finde sich in Akten zum berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein: „Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden.“ | |
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| „We love Germany”, hatte Donald Trump schon am EIngang des Weißen Hauses gesagt. Auch im Oval Office war die Atmosphäre freundlich (© dpa) |
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Merz bei Trump | Gelungene Kanzler-Premiere im Weißen Haus | Kollektives Aufatmen in der deutschen Delegation nach dem Treffen von Bundeskanzler Friedrich Merz mit einem betont gastfreundlichen US-Präsidenten im Weißen Haus. Der Austausch vor Kameras verlief ohne Misstöne. „Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken, das werden wir nie vergessen. Wir stehen in Ihrer Schuld“, sagte Merz, der seinen Redeanteil auf ungefähr zehn Prozent begrenzte. Er verwies auf den heutigen D-Day, die Landung der Alliierten in der Normandie: „Ihr Land hat mein Land von den Nazis befreit.” Donald Trump lobte das sehr gute Englisch von Merz, der als vertrauensbildende Maßnahme ohne Dolmetscher erschienen war. Der Hausherr nannte den Kanzler einen „respektierten“ und „guten Mann“ und versprach: „Wir werden eine großartige Beziehung zu Ihrem Land haben.“ Seitenhiebe gab es einzig gegen Angela Merkel. Merz brachte als Gastgeschenk – in Gold gerahmt – die Kopie der Geburtsurkunde von Trumps Großvater Friedrich mit, der 1869 im pfälzischen Kallstadt zur Welt kam. „Das ist wunderschön“, sagte Trump. „Wir finden einen Ehrenplatz dafür.“ Auf dem X-account des Weißen Hauses gab’s dafür sogar ein Herzchen. Hinsichtlich Russlands Krieg gegen die Ukraine betonte Merz, Trump sei „der Schlüssel“ zum Frieden. In Bezug auf die Handelsbeziehungen zwischen Brüssel und Washington erklärte Merz in der ARD, das Kanzleramt werde dafür nun einen eigenen Beauftragten stellen. |
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| Brüssel: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (l-r), die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles und US-Kollege Pete Hegseth (© dpa) |
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Abschreckung und Verteidigung | „Streng geheim“: Nato-Staaten rüsten massiv auf | Bei einer Sitzung der Nato-Verteidigungsminister hat das Bündnis angesichts der Bedrohung durch Russland das größte Aufrüstungsprogramm seit dem Kalten Krieg beschlossen. Ziel ist, die Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung in den kommenden Jahren extrem auszubauen. Oberste Priorität haben weitreichende Waffensysteme, die Luftverteidigung und mobile Landstreitkräfte. Nato-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete das Programm als „historisch“ bezeichnet. Es trägt der Einschätzung von Geheimdiensten Rechnung, dass Russland trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits in wenigen Jahren bereit für einen Krieg gegen einen Nato-Staat sein könnte. Die konkreten neuen Planungsziele sind als streng geheim eingestuft, um die Nato zu einem möglichst unberechenbaren Gegner zu machen. Nach dpa-Informationen wurden die bisherigen Vorgaben für die militärischen Fähigkeiten um etwa 30 Prozent erhöht. Allein die Bundeswehr wird bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten brauchen, um die neuen Nato-Vorgaben erfüllen zu können. Als besonders große Herausforderung gelten die neuen Ziele, weil die bisher geltenden bei weitem noch nicht erreicht sind. |
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CSD im Osten | Im Visier der Rechtsextremen | Mit gewalttätigen Gegendemos störten Rechtsextremisten schon im vergangenen Jahr immer wieder Christopher-Street-Day-Paraden. Nun steht der nächste Pride-Monat bevor. Die Gefahrenlage sei hoch, sagt die Polizei. Das sollten Teilnehmer wissen. | Zum FOCUS+ Artikel |
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| Hält sich alle geldpolitischen Optionen offen: EZB-Chefin Christine Lagarde, 69 (© dpa) |
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Eurozone | Achte Zinssenkung binnen Jahresfrist: EZB bleibt auf der Hut | Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen weiter gesenkt. Die Währungshüter nahmen den Einlagensatz um weitere 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent zurück. Banken müssen ihn zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssiges Kapital parken. Es war bereits die achte Zinssenkung seit Juni 2024. Die Inflation in der Eurozone lag im Mai mit 1,9 Prozent zum ersten Mal seit September 2024 unterhalb der von der EZB angepeilten Teuerungsrate von 2,0 Prozent. Allerdings bremst die Zollpolitik von Donald Trump die Wirtschaft weltweit aus, auch die Wachstumsaussichten in Europa. Erst am Dienstag hatte die OECD ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum zurückgenommen, auf jeweils 2,9 Prozent für 2025 und 2026. Im März lag sie noch bei 3,1 Prozent beziehungsweise 3,0 Prozent. Ökonomen begrüßten die EZB-Entscheidung. Der Schritt sei „richtig“, sagte Michael Heise, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters HQ Trust. Allerdings berge der Handelsstreit mit den USA weiter „erhebliche Risiken“. Die Konditionen für Sparer und Kreditnehmer würden sich aber voraussichtlich „kaum ändern“. Die meisten Beobachter erwarten für die nächste EZB-Sitzung im Juli nun eine Zinspause – es sei denn, es gäbe schwache Konjunkturdaten. „Dann könnte die EZB reagieren“, so Heise. (utz) |
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| Carl Clemens Veltins, rechts sein Anwalt Grant Thornton, scheiterte gestern vor Gericht damit, das Familienerbe einzuklagen (© dpa) |
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„Wenn sie meine Mutter gekannt hätten“ | Zoff um Millionen-Erbe bei Veltins: Brauereisohn geht leer aus | Im jahrelangen Streit um das Millionenerbe der Brauerei-Familie Veltins geht der jüngste Bruder weiter leer aus. Das Landgericht Arnsberg wies gestern die Klage von Carl Clemens Veltins, 63, gegen seine Schwestern als unbegründet zurück. Das von Veltins infrage gestellte Testament seiner 1994 gestorbenen Mutter sei wirksam, sagte die Vorsitzende Richterin. Auch die Enterbung eines Kindes sei zu respektieren, führte sie aus. Ansprüche auf den geltend gemachten Pflichtanteil seien verjährt. Der Streitwert lag bei 30 Millionen Euro. Carl Clemens Veltins hatte einen angemessenen Anteil am Erbe seiner Mutter, der langjährigen Firmenchefin, verlangt. Kurz nach seinem 18. Geburtstag hatte er jedoch schriftlich auf den Pflichtteil verzichtet. Vor Gericht wandte er ein, die Tragweite seiner Unterschrift damals nicht gekannt zu haben. Nach einer durchzechten Nacht habe seine Mutter ihn überrumpelt. Für Nachfragen sei kein Platz gewesen: „Wenn sie meine Mutter gekannt hätten, wüssten sie, dass da kein Widerspruch geduldet war“, so Veltins. Das Testament, so seine Argumentation, das seine Schwestern bedachte und ihn, den jüngsten Sohn, enterbte, sei unwirksam. Seine Mutter sei durch Krankheit und Wesensveränderung nicht mehr testierfähig gewesen. Den Beweis dafür habe er allerdings nicht erbracht, urteilte das Gericht. Veltins ist nach Krombacher und Bitburger die meistgetrunkene Biermarke. Der Umsatz der Brauerei aus dem Hochsauerlandkreis lag zuletzt bei 459 Millionen Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. |
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| Darstellung der St. Paul's Cathedral im 14. Jahrhundert – hier fand ein Priester-Mord statt, der jetzt aufgeklärt werden konnte (© dpa) |
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Kriminologie | Mord im Mittelalter: 688 Jahre alter Cold Case aufgeklärt | Der Fall war grausam und spektakulär. Am Abend des 3. Mai 1337 überfielen mehrere Männer den Priester John Forde in London auf offener Straße. In der Nähe der St. Paul´s Cathedral stachen sie ihm in den Bauch und schnitten ihm die Kehle durch. Die wahren Schuldigen wurden nie gefasst. Jetzt zeigen Recherchen des Kriminologen Manuel Eisner von der Universität Cambridge: Hinter dem Verbrechen steckte die ehemalige Geliebte des Priesters, die Adelige Ela Fitzpayne. Sie trieb ein Spiel von Sex, Macht und Rache. Auf Latein verfasste Quellen beweisen: Forde war nicht nur der Liebhaber von Ela, sondern auch ihr Komplize bei kriminellen Raubzügen gegen ein Benediktinerkloster. Doch Forde verriet sie offenbar an seinen Bischof, der sie öffentlich demütigen ließ: Barfuß, mit einer schweren Kerze in den Händen, musste sie mehrfach einen „Gang der Schande“ entlang des Mittelschiffs der Salisbury Cathedral antreten. Die Schmach ließ Ela nicht ruhen: Jahre später organisierte sie mit ihrem Bruder und ehemaligen Dienern die Ermordung ihres Ex-Geliebten. „Die dreiste Tat war womöglich eine brutale Demonstration der Macht“, sagt Eisner. „Sie sollte den Klerus an die Herrschaft des Adels erinnern und daran, dass eine Ela Fitzpayne weder vergisst noch vergibt.“ Obwohl es viele Zeugen des Überfalls gab, verliefen die Ermittlungen im Sande. Lediglich einer der Diener wurde 1342 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. „Ein typisches Beispiel für die Klassenjustiz jener Zeit“, so Eisner. |
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Der „Schwarze Kanal“ als Podcast FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer und Moderatorin Carolin Blüchel widmen sich den Aufregern der Woche. Fröhlich, unbestechlich und gnadenlos gerecht. Diesmal geht's um Anzeigenhauptmeisterin Alice Weidel, da jetzt auch die AfD alles verbieten lässt. Und um den Richter, der unter grüner Patronage Blitzkarriere machte und die Asylwende stoppen will. |
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Im Frühjahr scheiterte sie bei der Intendanten-Wahl des NDR. Nun wurde die Medienmanagerin Sandra Harzer-Kux, 52, an die Spitze des Carlen-Verlags berufen. Von Oktober an wird sie die verlegerische Geschäftsführung übernehmen, kündigte der Kinder- und Jugendbuchverlag an. Populär wurde Carlsen in der Nachkriegszeit mit seinen „Pixi“-Büchern und Comicreihen wie „Tim und Struppi“. Zuvor war Harzer-Kux viele Jahre lang beim Verlag Gruner+Jahr. |
| Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, 71, lässt sich bei der Schikane politischer Gegner nicht aufhalten. Erst im März ließ er den damaligen Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu verhaften. Gestern folgten Festnahmen von mehreren Bezirksbürgermeistern und ein Ermittlungsverfahren gegen Oppositionschef Özgür Özel. Dabei hatte Erdogan zuletzt versucht, mit den Istanbuler Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine sein Image aufzupolieren. |
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DAS TRUMP-CHAOS Niemand kann diesem US-Präsidenten vertrauen. Was will er? Und wie geht es weiter? Alles was rechts ist Wie die AfD versucht, mehr als Opposition zu sein Woke! Wissen! Wahnsinn! Star-Psychologe Steven Pinker erklärt den Kampf um Harvard |
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| Weltkleinster Hirsch auf der Waage: Adora erkundet bereits die Außenanlage im Kölner Zoo. Oder sie versteckt sich, dem Pudu-Naturell entsprechend, im Gras (© dpa) |
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… möchten wir Sie an diesen Mini-Hirschen mit Maxi-Niedlichkeitsfaktor teilhaben lassen. Der Kölner Zoo meldet Nachwuchs bei den Südpudus: zwei Jungtiere namens Yuri und Adora, von unterschiedliche Eltern. Ausgewachsen sind sie etwa halb so groß wie ein einheimisches Reh. Bevor Sie googeln: Pudu ist der Sprache der indigenen Mapuche entnommen. Südpudus – anders als Nordpudus – stammen aus dem südlichen Südamerika, wo ihr Lebensraum leider schrumpft. Die nachtaktiven, vegetarischen Einzelgänger sind scheu und vor allem: extrem süß. Genießen Sie das Pfingstwochenende – am Dienstag kommen wir dann wieder in den Genuss der unbezahlbaren Zeilen des unvergleichlichen Thomas Tuma. Herzliche Grüße | | Tanit Koch |
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