Deutschland Top – bei den Lohnkosten
● Olaf Scholz will „Respect“ |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, am nächsten Dienstag soll er also endlich gewählt werden: Friedrich Merz, 69, zehnter deutscher Bundeskanzler. Die CDU ist dafür, CSU und SPD ebenso. Wurden eigentlich auch Bauernverband und Fridays for Future konsultiert, der TÜV und die Omas gegen Rechts? Konsens ist ja in Deutschland heute fast alles. Zwei Fragen gehen mir dabei seit Wochen durch den Kopf: Wer ist Merz eigentlich? Und wie erfolgreich kann er werden? Schon die erste ist komplex. Die aktuelle FOCUS-Titelstory liefert dazu natürlich luzide Analysen. Mir genügt zunächst die Erkenntnis: Merz ist Sauerländer, solide konservativ, katholisch, Kleinstadt-Bürger, Vater von drei Kindern (mit nur einer Frau: Gattin Charlotte), Jurist und 1,98 Meter groß. Er schaut also auf die meisten runter, was gern gegen ihn verwendet wird (Arroganz-Vorwurf und so). All das ist nicht schlimm. Wichtiger scheint mir: Merz hatte bislang nie ein operatives Regierungsamt, nicht mal Ortsvorsteher oder Faschingsprinz, neigt aber zu Ad-hoc-Eitelkeiten, die sich laut Weggefährten in cholerischer Besserwisserei manifestieren können. Sein erster Rekord: Kein anderer Kanzler hat schon zwischen Wahlkampf und Amtsbeginn derart viel Enttäuschung bis Empörung provoziert wie er. Bei Freund wie Feind, von links bis rechts. Und das hat vielleicht auch mit seiner Führungs-Unerfahrenheit zu tun und seinem Ich-kann-das-aber. Der eine Teil der Wähler ist nachhaltig erschüttert, seit er nach der Wahl einen Multi-Milliarden-Schuldenkurs verkündete. Der andere arbeitet sich weiter an Merz‘ Migrationspaket ab und dem anschließenden Spiel mit der AfD vor der Wahl. Seiner Partei half beides nicht: Die CDU fuhr das zweitschlechteste Bundestags-Wahlergebnis ihrer Geschichte ein. Und sein Führungs-Slalom ließ die Umfragewerte der CDU inzwischen um weitere Prozentpunkte einbrechen. Merz, lass nach, möchte man ihm manchmal zurufen. Seine Unerfahrenheit und sein Ich-kann-das-aber führt uns zugleich endgültig zur Frage seiner Erfolgsaussichten. |
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| Das ist nicht Wickie, der kleine Wikinger aus Flake, sondern Friedrich Merz, 14, aus Brilon. Die Frage heute: Kann er Kanzler? |
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Die Antwort: Klar kann Merz klappen. Aber eben auch nicht. Ein Donald Trump wird aus ihm sicher nicht, was ich indes wohltuend finde. Denn was wäre von Merz sonst zu erwarten? Würde er den Bodensee in „Deutschlandsee“ umbenennen, Österreich und Mallorca zu neuen Bundesländern erklären und Zollkriege anzetteln? Na, danke! Wenn es gut läuft für Merz, schafft er mit einem ersten Sofortprogramm bis zu den Sommerferien ein bisschen gute Laune für Land und Wirtschaft. Dann erste echte Reformen. Aufschwung. Er könnte außerdem eine neue deutsche Führungsrolle in Brüssel reklamieren, Europa neu erfinden und sich in seiner zweiten Legislaturperiode dem Weltfrieden widmen. Zum Staatsmann gereift und gar nicht mehr bollerig-blasiert. Sie finden mich unglaubwürdig? Ich auch ein bisschen. Aber manche von Ihnen haben mir zuletzt erklärt, ich solle doch bitte etwas weniger rumkritteln und Merz mal machen lassen. Er könne doch durchaus Akzente setzen. Ja, kann er. Punkt! Ganz ehrlich: Ich wünsche es ihm, der Bundesrepublik und mir auch. Sonst muss ich ja weiternörgeln. Ist kein Spaß, glauben Sie mir! Welche Chancen geben Sie Friedrich Merz? Schreiben Sie mir an: feedback@focus-magazin.de |
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Ab sofort möchte US-Präsident Donald Trump alle Käufer iranischen Öls mit Sanktionen belegen. Sie dürften künftig keine Geschäfte mehr mit den USA machen, erklärte Trump auf seiner Plattform Truth Social. China gilt als der größte Abnehmer von iranischem Öl. Apple rechnet fürs laufende Quartal mit 900 Millionen Dollar Zusatzkosten durch die neuen Zölle, so Konzernchef Tim Cook heute Nacht bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. Zugleich haben iPhone-Hamsterkäufe kurz vorm Start der Zölle noch für Umsatzrekorde gesorgt. Apple ist mit einem Börsenwert von rund 3,9 Billionen Dollar der teuerste Konzern der Welt – fast doppelt so viel wie alle 40 Dax-Riesen zusammen. | |
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| Abkommen unterzeichnet: US-Finanzminister Scott Bessent und seine ukrainische Amtskollegin Julia Swyrydenko (© dpa) |
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USA und Ukraine wollen gemeinsam Rohstoffe abbauen |
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Die USA und die Ukraine haben gestern ihren schon länger erwarteten Rohstoff-Deal unterzeichnet. Die Amerikaner erhalten Abbau-Lizenzen als Gegenleistung für Investitionen. Die Gewinne sollen laut dem Abkommen in einen gemeinsamen Investitionsfonds fließen, der nach einem Ende des Krieges mit Russland dem Wiederaufbau der Ukraine zugutekommen soll. US-Präsident Donald Trump geht es vor allem um den Zugang zu ukrainischen Häfen, um Öl- und Gasvorräte sowie seltene Erden, die teilweise aber auch in aktuell von Russland eroberten Gebieten zu finden sind. Rund ein Drittel des in Europa vermuteten Lithiums soll zum Beispiel unter ukrainischem Boden liegen. Sicherheitsgarantien, wie sie Regierungschef Wolodymyr Selenskyj oft gefordert hatte, fehlen in der Vereinbarung zwar. Aber in Kiew hofft man, dass den USA die Zukunft der Ukraine schon wegen der zu erwartenden Gewinne nicht gleichgültig sein kann. „Der Transfer und die Entwicklung von Technologien sind ein wichtiger Bestandteil des Abkommens, denn wir brauchen nicht nur Investitionen, sondern auch Innovationen“, sagte die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko. Ihr US-Amtskollege Scott Bessent erklärte, das Abkommen sei auch „ein Signal an die russische Führung“. |
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| Die AfD bildet mit 152 Abgeordneten im Bundestag derzeit die stärkste Oppositions-Fraktion (© EPA) |
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Mehrheit der Deutschen für normalen Umgang mit der AfD |
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Der designierte Unions-Fraktionschef im Bundestag, Jens Spahn, hat mit seiner Forderung, man solle etwa bei der Besetzung von Ausschuss-Vorsitzen mit der AfD umgehen „wie mit jeder anderen Oppositionspartei auch“, heftige Kritik bei SPD, Grünen und auch innerhalb der Union ausgelöst. Ein großer Teil der Bevölkerung teilt jedoch Spahns Ansicht. Laut einer exklusiven FOCUS-Umfrage von Insa finden 48 Prozent, dass die in Teilen rechtsextreme Partei wie jede andere Oppositionspartei behandelt werden solle. Nur 34 Prozent lehnen das ab. Widerspruch kommt vor allem von SPD (54 Prozent Ablehnung), Linken-Wählern (59 Prozent) und Grünen-Anhängern (70 Prozent). Zustimmung gibt es dagegen bei Sympathisanten der Union (45 Prozent), der FDP (52) und des BSW (61). Eine echte politische Zusammenarbeit mit der AfD befürworten indes nur 39 Prozent. 34 Prozent sprechen sich dagegen aus. Auch jeder zweite Unionswähler plädiert demnach weiterhin für einen strikten Nein-Kurs. Nur 26 Prozent könnten sich bei CDU und CSU eine engere Zusammenarbeit vorstellen. |
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Der „Schwarze Kanal“ als Podcast FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer und Moderatorin Carolin Blüchel widmen sich immer freitags den größten Aufregern der Woche. Fröhlich, unbestechlich und gnadenlos gerecht. Darum geht’s in der aktuellen Episode: Früher hatte man bei den Linken die Karl-Marx-Gesamtausgabe im Rücken. Heute reicht ein bisschen Rumgewedel auf TikTok – oder eben auch nicht. Der große Glamourfaktor-Test beim Merz-Kabinett. Und: Wer erlöst uns endlich von Bundes-Salbader-König Frank-Walter Steinmeier?
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| Industrie-Produktion: Die Bundesrepublik gehört bei den Arbeitskosten zu den teuersten Standorten in Europa (© dpa) |
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Deutschland bleibt Spitze – bei den Löhnen |
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Die Arbeitskosten lagen in der Bundesrepublik auch im vergangenen Jahr deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Eine Stunde Arbeit kostete demnach hierzulande im Schnitt 43,40 Euro. Das war der siebthöchste Wert in der EU und rund ein Drittel mehr als im europäischen Durchschnitt. Die höchsten Arbeitskosten pro Stunde fielen 2024 in Luxemburg an (55,20 Euro), vor Dänemark (50,10) und Belgien (48,20). Am günstigsten ist es für Unternehmen in Bulgarien (10,60 Euro) und Rumänien (12,50). Im verarbeitenden Gewerbe kam Deutschland im Vorjahr bei den Arbeitskosten – also der Summe aus Bruttolohn und Lohnnebenkosten – mit 48,30 Euro im EU-Schnitt sogar auf Rang 4 (siehe Grafik). Die künftige schwarz-rote Bundesregierung will Deutschland wieder wettbewerbsfähiger machen. Allerdings ist noch unklar, wie dies gelingen soll. Wegen der Tarifautonomie ist die Politik außen vor. Auch bei einer möglichen Senkung der Lohnnebenkosten rund um Kranken-, Renten- oder Pflegeversicherung sind die Möglichkeiten begrenzt. Laut Koalitionsvertrag soll das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes festgezurrt werden. Schon jetzt muss der Bund die gesetzliche Rentenversicherung stützen, allein in diesem Jahr mit vielen Milliarden Euro. Auch in der Kranken- und Pflegeversicherung laufen die Kosten aus dem Ruder. (utz) |
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Arbeitskosten verarbeitendes Gewerbe je Stunde (in €) |
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| Quelle: Destatis, Eurostat |
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| Das Gefährdungspotenzial für Meeresschildkröten sinkt neuerdings wieder (© imago/imagebroker) |
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Neue Hoffnung für Meeresschildkröten |
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Sie haben die Dinosaurier überlebt und drohten dann dem Menschen zum Opfer zu fallen. Doch die jahrzehntelangen Bemühungen um die Rettung der Meeresschildkröten haben offenbar Erfolg. Das zeigt eine Studie der Weltnaturschutzorganisation ICUN, der Hüterin der „Roten Liste“. Experten aus 50 Ländern untersuchten 48 Populationen von sechs verschiedenen Arten. Das Resultat lässt hoffen. Im Jahr 2011 galten noch 63 Prozent der Meeresschildkröten-Populationen als „stark gefährdet“. 23 Prozent fielen in die Kategorie „gering gefährdet“. Nun gilt für nur noch 30 Prozent der Status „stark gefährdet“, 40 Prozent werden als „gering gefährdet“ eingestuft. Insgesamt hat sich für etwa die Hälfte aller Tiere die Lage verbessert. Weiterhin akut bedroht sind allerdings insbesondere die etwa zwei Meter großen Lederschildkröten. Ihre Eier werden gestohlen. Und oft enden die Tiere als Beifang in Fischernetzen. |
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| Der Campus der US-Elite-Uni Harvard: Die Angst vor Restriktionen durch die Trump-Regierung wächst (© Reuters) |
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Forscher fliehen aus den USA |
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Der Feldzug der US-Regierung gegen viele Wissenschaftler, Universitäten und als zu liberal geltende Forschungseinrichtungen hat messbare Fluchtbewegungen zur Folge, einen sogenannten „Brain Drain“. Eine Auswertung der Fachzeitschrift „Nature“ ergab, dass die Zahl der Bewerbungen von US-Forschern im Ausland im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32 Prozent gestiegen ist. Besonderes Interesse zeigten sie an Jobs im benachbarten Kanada. Auch Deutschland und Europa hoffen auf einen Zustrom exzellenter Geistesarbeiter, die entweder aus den USA kommen oder aus anderen Ländern eigentlich eher in die Vereinigten Staaten wechseln wollten. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gesellschaft sagte kürzlich in einem Focus-Interview: „Ich kann mir vorstellen, dass zusätzlich 200 Doktoranden und 150 Postdoktoranden in den Helmholtz-Zentren andocken, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, aber auch Talente, die unter anderen Bedingungen in die USA gegangen wären.“ |
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Gewinner: Am morgigen Samstag lädt er seine Anleger wieder nach Omaha ein – zur Hauptversammlung seines Firmenkonglomerats Berkshire Hathaway, das dieses Jahr zudem seinen 70. Geburtstag feiert. Und besser könnte es für die Investoren-Ikone Warren Buffett, 94, gar nicht laufen als zurzeit: Seit Anfang des Jahres hat die Aktie 17 Prozent zugelegt, während die Politik der US-Regierung auch die Börsen längst hart trifft. Der wichtige US-Index S&P 500, den Buffett gerne als Vergleichsmaßstab wählt, hat im gleichen Zeitraum sechs Prozent verloren. | |
Verlierer: Mike Waltz, der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, muss gehen. Der 51-Jährige hatte im März versehentlich den Journalisten Jeffrey Goldberg einer eh nicht abhörsicheren Chatgruppe aus Regierungsvertretern, Militärs und Geheimdienstlern hinzugefügt. So kam der Chefredakteur von „The Atlantic“ zu Live-Informationen über Militärschläge gegen Huthi-Terroristen. Auch Alex Wong wird gefeuert, der Vize von Waltz, der aber schon eine Anschlussverwendung hat: Waltz soll neuer amerikanischer UN-Botschafter werden. Hätte schlimmer kommen können. | |
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Jetzt als E-Paper und am Kiosk |
Der neue FOCUS – ab heute im Handel: Wie stark ist er wirklich? Die Vermessung des Friedrich Merz: Von A wie Außenpolitik bis Z wie Zukunft Schicksalstag 8. Mai Als das Dritte Reich unterging und Europa geboren wurde Es war einmal Davos... Der Skandal um Klaus Schwab und die Frage: Wie geht es weiter mit dem World Economic Forum?
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… ein Blick auf den Musikgeschmack von Olaf Scholz. Wie alle Kanzler vor ihm darf er sich zum Großen Zapfenstreich anlässlich seines Amts-Abschieds traditionell bis zu drei Stücke wünschen, die dann vom Stabsmusikkorps der Bundeswehr vor Beginn der eigentlichen Zeremonie gespielt werden. Gestern dann die News zu dem für Montag geplanten Event: Scholz wünscht sich zwei Popsongs und was Klassisches: „In My Life“ von den Beatles, dann eine Passage aus dem 2. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach und zum Schluss „Respect“, das in der Version von Aretha Franklin zum Welthit wurde. | | Olaf Scholz on tour: Rechtzeitig zu seinem Kanzleramts-Abschied erfährt man nun noch Details über seinen Musikgeschmack (© dpa) | Deshalb wurde schnell geurteilt, dass Scholz sich ja sehr oft (und meist vergeblich) mehr Respekt für die tolle Arbeit gewünscht hat, die er eigener Meinung nach über drei Ampel-Jahre lang leistete. Die Erklärung klingt für mich schlüssig, zumal es im deutschen Journalismus inzwischen das eigene Berufsbild des Zapfenstreich-Abschiedssongs-Interpretations-Reporters zu geben scheint. Die Kollegen haben schon anlässlich von Angela Merkels Wunsch „Du hast den Farbfilm vergessen“ der im einstigen Ost-Berlin geborenen Nina Hagen erregte Diskurse geführt. Auch ich verabschiede mich jetzt – wenn auch ohne weitere Musikwünsche – und übergebe an meine fantastische Kollegin Tanit Koch, die Sie hier am Montag wieder empfangen wird. Bleiben Sie uns gewogen und empfehlen Sie uns gern weiter! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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