Weil man nicht profitabel ist, ist man auf ständige Geldspritzen angewiesen. Zuletzt (16. April) gab es eine kleine Kapitalerhöhung, die knapp 17% unterhalb des Marktpreises platziert worden ist. Der Nettoerlös lag bei 15,5 Mio. HKD, was nur 2 Mio. US-Dollar entspricht. Meine Einschätzung: Ich würde die Aktie aktuell meiden. Im Fall eines starken Anspringens der Preise für Seltene Erden hat die Aktie überdurchschnittliches Potenzial. Bis dahin dürfte das Unternehmen seine Aktionäre weiter verwässern. Die Zeit spielt hier gegen die Anteilsinhaber. 3. Lynas Rare Earths Die Nr. 1 für viele westliche Seltene Erden-Investoren ist die australische Lynas mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 4,6 Mrd. Euro. Lynas ist derzeit (noch) einzige voll integrierte Anbieter von Seltenen Erden außerhalb Chinas mit nennenswerter Größe. Umfangreichen Produktionsanlagen bestehen in Malaysia. MP Materials, aus den USA, die ich weiter unten bespreche, will zum ersten vollintegrierten US-Anbieter werden, braucht aber noch etwas Zeit. Trotz des Elektromobilitäts-Booms und des Wachstums bei der Windenergie (wo jeweils Seltene Erden benötigt werden) verdient Lynas aktuell kaum Geld. Hauptgrund sind wie oben beschrieben die gedämpften Preise für viele magnetische Seltene Erden-Metalle, darunter auch für die beiden, die für Lynas entscheidend sind: Neodym (Nd) und Praseodym (Pr). Lynas produziert dabei NdPr-Oxide. Zur Herstellung müssen aus den Seltene Erden-Konzentraten aber auch Cerium und Lanthan abgespalten werden. Und das ist ein Problem für Lynas. Denn: Die Preise für Cerium-Oxid und Lanthan-Oxid liegen aktuell nur bei 1,62 US-Dollar bzw. 1,30 US-Dollar/kg. Die Kosten für die Raffinerie liegen aber je Seltener Erde bei 15 bis 20 US-Dollar/kg. Das heißt mit Cerium und Lanthan macht Lynas hohe Verluste – und man muss zunächst diese beiden Metalle absondern, um Nd und Pr zu bekommen. Im Halbjahresbericht, der am 26. Februar erschienen ist, hat Lynas nicht angegeben, wie hoch der durchschnittlich erzielte (Misch)-Verkaufspreis pro kg für die verkauften Oxide war. Er sollte aber auf Basis der Relationen aus früheren Quartalen in etwa 30 australische Dollar (AUD) betragen haben, was umgerechnet 19,20 US-Dollar entspricht. Bei Kosten von 15 bis 20 US-Dollar je kg bleibt entsprechend nicht mehr viel an Marge übrig. Daher ist es wenig überraschend, dass der Nettogewinn im Halbjahr bis 31. Dezember 2024 massiv eingebrochen ist, von 39,5 auf 5,9 Mio. AUD, was umgerechnet nur 3,8 Mio. US-Dollar entspricht. Immerhin konnte die NdPr-Produktionsmenge um 22% auf 2.969 Tonnen gesteigert werden, was zu einem Umsatzanstieg von 235 auf 254 Mio. AUD geführt hat. Allerdings sind die Verkaufskosten auch um 29% gestiegen. Der Cashbestand lag bei soliden 308 Mio. AUD, ist aber wegen hoher Erweiterungsinvestitionen stark rückläufig. Und es gibt noch ein weiteres Problem, das aber zumindest im vergangenen halben Jahr keine Rolle gespielt hat: Im Umfeld der Abbau- und Produktionsstätten in Malaysia gibt es ein Problem mit erhöhter Radioaktivität in den Erzen. Das ist nicht ungewöhnlich. Sogenannte Seifenlagerstätten (alluviale Erze) enthalten grundsätzlich Radioaktivität (NORM; in Form von Thorium). Dort wo Lynas aktiv ist, wurde früher Zinn produziert, so dass auch damals schon erhöhte Radioaktivität vorhanden war. Inwieweit sich das durch die Lynas-Produktion noch erhöht hat, ist fraglich. Insider sind der Ansicht, dass chinesische Produzenten, das bewusst behaupten, um Lynas das Leben schwer zu machen. Lynas ist hier gezwungen gegenzusteuern, was in der Vergangenheit schon zu Produktionsunterbrechungen geführt hat. Das Unternehmen versucht deshalb auch die Wertschöpfungskette in Australien zu erweitern: Australien – Mount Weld Mine (Western Australia) • Ort: Nähe Laverton, im östlichen Goldfields-Gebiet von Western Australia • Funktion: Abbau der Seltenen Erden – eines der weltweit reichhaltigsten Vorkommen an Seltenerd-Mineralien • Produkte: Bastnäsit-Konzentrat mit hohem Gehalt an leichten Seltenerd-Elementen (Nd, Pr, Ce, La) • Start der Förderung: 2007 Kalgoorlie Processing Facility (Western Australia) • Ort: Kalgoorlie, ca. 400 km südlich von Mount Weld • Funktion: Konzentrat-Aufbereitung und erste Verarbeitungsstufe („cracking & leaching“) • Status: In Betrieb, soll mittelfristig die Aufbereitung in Malaysia ergänzen bzw. ablösen • Fokus auf Verbesserung der australischen Wertschöpfungskette Spannend: Lynas hat vom US-Verteidigungsministerium (DoD) eine bedeutende Förderung für den Bau einer Anlage zur Trennung schwerer Seltenerdmetalle in Texas erhalten. Die Fördersumme durch das DoD wurde dabei von ursprünglich 120 Mio. US-Dollar (Juni 2022) im August 2023 auf etwa 258 Mio. US-Dollar erhöht. Die Anlage soll die Versorgung der USA mit kritischen Materialien wie Dysprosium und Terbium sicherstellen, die für Anwendungen in der Verteidigung, Elektromobilität und Windenergie unerlässlich sind. Dysprosium und Terbium sind zwei der sieben Seltenen Erden, die China auf die Exportbeschränkungsliste gesetzt hat, die also auch für militärische Zwecke wichtig sind. |