... und was er für Deutschland bedeutet
● Rüstung: Nato diskutiert |
● Tesla: Umsatz bricht ein |
● Industrie: Jobabbau geht weiter |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, die schlechte Nachricht zuerst: Wenn Sie diesen Text lesen, hat Donald Trump bereits alle Auto-Importe in die USA mit 25-prozentigen Zöllen belegt. Für Deutschlands Industrie heißt das nichts Gutes. Die noch schlechtere Nachricht: Anderen hat er teils sogar schmerzhaftere Handelskriege erklärt. Willkommen am „Tag der Befreiung“, wie Trump das nannte gestern Nacht im Rosengarten des Weißen Hauses um 22.06 Uhr deutscher Zeit – wohlweislich nach Börsenschluss der Wall Street. Denn natürlich werden seine MAWA-Pläne („Make America Wealthy Again“) heute weltweit die globalen Aktienmärkte in Aufruhr versetzen. Der japanische Leitindex Nikkei brach heute früh bereits ein. Der Goldpreis kletterte auf Rekordhöhe. Credo: die USA gegen den Rest der Welt. Es soll alle treffen. Trumps Vorwurf: „Wir wurden belogen, betrogen, vergewaltigt.“ Von der Europäische Union war da mehrfach die Rede: „Manchmal sind Freunde die schlimmsten Feinde.“ Der EU etwa wirft er vor, mit Zöllen und anderen Maßnahmen amerikanische Einfuhren um 39 Prozent verteuert zu haben. „It’s not fair“ war ein Satz, der in seiner 50-minütigen Philippika des Öfteren fiel. Trumps Lösungsidee: „reziproke Zölle“, die ab 9. April gelten sollen. Im Fall EU werde die USA nun eben mit 20 Prozent antworten. Bei China (Vorwurf: 67 Prozent) werden es 34 Prozent Einfuhrzölle in die USA. Bei Indien (52) fortan 26, selbst bei der braven Schweiz (61) künftig 31. Trumps Gegner: alle, die seiner Meinung nach bisher zu viel an den USA verdient haben. Die Folgen werden natürlich gerade für Deutschland spürbar sein, das zuletzt einen Jahresüberschuss von 70 Milliarden Euro erzielte im Handel mit den Vereinigten Staaten. Sie waren unser wichtigster Handelspartner, der uns jährlich Waren im Wert von 161 Milliarden Euro abnahm. Für die drei Auto-Riesen BMW, Mercedes und VW (samt Konzerntöchtern wie Porsche und Audi) muss mit Milliarden-Einbußen gerechnet werden. Trumps Ärger wird aber auch für andere Staaten hart, aus denen die USA bislang viel importieren: Südkorea etwa (Elektronik), Taiwan (Chips), Japan (Autos) oder Vietnam, wo nicht nur Nike bislang die Hälfte seiner Turnschuhe produzieren lässt. Es wird auch für die Amerikaner und US-Unternehmen teils schmerzhaft. |
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| Mission Papptafel: Donald Trump mit der schwarzen Liste seiner Zoll-Feinde gestern Abend vor dem Weißen Haus (© dpa) |
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Trumps Hoffnung: Dass ausländische Unternehmen ihre Produktion dann lieber gleich in die USA verlegen. Viele haben schon große Investitionen versprochen, für die sich Trump mit Steuererleichterungen revanchieren will. Bis Ende des Jahres rechnet er mit weiteren Abermilliarden. Ob’s so kommt – ungewiss. Trumps Folgen: Heute werden sich alle positionieren – EU wie Einzelstaaten, Branchen und Unternehmen. Es wird komplizierter, als es die Papptafel mit den Zoll-Vergleichen suggerierte, die Trump gestern hochhielt. Aber warum eigentlich soll die Aktion für Bundesrepublik und EU nicht auch Chancen bieten, wenn wir mal aufhören, uns selbst zu bemitleiden? Wir können Hochtechnologie wie auch Luxusgüter. Wir sind export-erfahren. Und wir sind im Vergleich zu Trumps Nomenklatura doch sehr höflich im Umgang. Das alles kann neue Handelsverträge und Allianzen beleben. Vielleicht sogar die krümeligen Koalitionsverhandlungen in Berlin. Wann, wenn nicht jetzt muss der hiesigen Wirtschaft mit wirklich allem geholfen werden, was politisch machbar ist?! Insofern könnte der US-„Tag der Befreiung“ sogar für uns befreiend werden. Warum statt MAWA-Gaga nicht ein klares MEAGGA – Make Europe And Germany Great Again? Oder bin ich da zu optimistisch? Schreiben Sie mir an feedback@focus-magazin.de |
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| Die Außenminister der Nato-Staaten treffen sich heute in Brüssel (© imago) |
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Nato diskutiert höhere Verteidigungsausgaben |
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In Brüssel kommen heute die Außenminister der 32 Nato-Mitgliedsstaaten zu einem zweitägigen Treffen zusammen. Zentrales Thema der Beratungen ist die künftige Zielvorgabe der Staaten für ihre Verteidigungsausgaben. Angesichts wachsender sicherheitspolitischer Herausforderungen und auch auf Druck der USA dürften die bisher geltenden zwei Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts nicht mehr ausreichen. Eine Anhebung des Zielwerts würde etwa der neuen Bundesregierung schnell Mehrkosten im hohen zweistelligen Milliardenbereich bescheren. Darüber hinaus diskutieren die Minister über die Unterstützung für die Ukraine. Seit dem letzten Treffen der Außenminister im Dezember wurde Kritik laut, das Bündnis habe nicht genug konkrete Maßnahmen zur weiteren Hilfe beschlossen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte steht vor der Herausforderung, in einer zunehmend zerstrittenen Allianz einen Konsens für wirksamere Unterstützungspakete zu erzielen. |
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| Bedrückende Zahlen: (v.l.) BKA-Chef Holger Münch, Noch-Innenministerin Nancy Faeser und Ulrich Mäurer, Vorsitzender der Innenministerkonferenz (© imago) |
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Kriminalstatistik: Rekordzahl an Gewaltdelikten |
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Die Zahl der Gewalttaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 hervor, die Noch-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Ulrich Mäurer (SPD), am Mittwoch in Berlin vorstellten. Demnach sind Gewaltdelikte um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2023 auf 217.277 Fälle gestiegen. Auch die Fallzahlen von Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und anderen sexuellen Übergriffen erhöhten sich um 9 Prozent – auf zuletzt 13.320 Fälle an. Die Statistik verzeichnet ebenso einen deutlichen Anstieg der nicht-deutschen, aber auch der jugendlichen Tatverdächtigen um 7,5 bzw. 3,8 Prozent. Um 5,1 Prozent zugenommen hat die Gewalt gegen Rettungs- und Polizeikräfte (117.548 Fälle). Die Gesamtzahl der Straftaten ging zwar um 1,7 Prozent auf gut 5,8 Millionen Fälle zurück. Das wird aber eher mit der Teillegalisierung von Cannabis vor einem Jahr erklärt, wodurch viele Rauschgiftdelikte aus der Statistik fielen. Generell lag die Aufklärungsquote bei rund 58 Prozent. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält eine Stärkung der Bundespolizei für geboten: „Allein durch die Verschärfung von Gesetzen werden wir nicht die notwendige Abschreckung erreichen“, sagte Herrmann dem FOCUS. Der CSU-Politiker zeigte sich besorgt über einen „überdurchschnittlichen Anteil an Ausländern bei der Kriminalität“. Herrmann weiter: „Zu viele sind nicht wirklich in unsere Gesellschaft integriert.“ BKA-Chef Münch ergänzte: „Migrationssteuerung ist enorm wichtig, um das Problem überhaupt beherrschen zu können.“ Daniela Behrens, Innenministerin von Niedersachsen (SPD), forderte indes die neue Bundesregierung zu umfassenden Änderungen beim Cannabis-Gesetz auf. „Wir haben kein einziges Ziel erreicht“, sagte Behrens dem FOCUS. „Weder konnte der Kinder- und Jugendschutz gestärkt, noch der Schwarzmarkt bekämpft werden.“ (rub) |
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| Mitarbeiter beim Laser-Spezialisten Trumpf: In der deutschen Industrie sind seit 2018 rund 172.000 Job verschwunden (© Trumpf) |
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Industrie baut weiter Stellen ab |
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Die deutsche Industrie hat im vergangenen Jahr insgesamt 68.000 Stellen gestrichen. Zum Jahreswechsel waren damit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bundesweit noch rund 5,5 Millionen Menschen in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes beschäftigt, 1,2 Prozent weniger als 2023. Gegenüber dem Höchststand von 5,7 Millionen Personen im Jahr 2018 sind mittlerweile sogar 172.000 Stellen verloren gegangen. „Die Industrie befindet sich seit 2018 in einer Rezession“, sagte der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, dem FOCUS gestern. Deutschlands Exporte profitierten „seit einigen Jahren nicht mehr im gleichen Maße vom globalen Wirtschaftswachstum wie früher“. Angesichts der US-Zollpolitik könnte sich die Lage jetzt noch weiter verschärfen, warnte der Ökonom. „Ein transatlantischer Handelskrieg mit gegenseitigen Zollerhöhungen wäre ein Albtraum für den Welthandel.” Hohe Zölle wären „Gift“ für die ohnehin schwächelnde deutsche Wirtschaft. (utz) |
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| Multi-Unternehmer Elon Musk: Der E-Autopionier kämpft aktuell an mehreren Fronten (© Fotomontage: dpa) |
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Tesla-Absatz bricht ein – Musk zieht Konsequenzen |
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Der US-Elektroautobauer Tesla hat zum Jahresauftakt einen deutlichen Absatz-Rückgang zu verkraften. Von Januar bis März fielen die globalen Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 336.681 Autos. Dies war der tiefste Stand seit Mitte 2022. Analysten waren zuletzt von 390.000 Autos ausgegangen. Im Januar hatten die Prognosen noch bei 460.000 Einheiten gelegen. Zur Begründung für den schlechten Jahresauftakt verwies Tesla auf den Modellwechsel beim Bestseller Model Y. Das habe zu Produktionsstopps in vier Werken geführt. Allerdings verweisen Beobachter auch auf die umstrittene Rolle von Elon Musk. Der Tesla-Chef hatte den Wahlkampf von Donald Trump mit über 250 Millionen Dollar unterstützt. Nach dem Einzug ins Weiße Haus berief Trump ihn an die Spitze des neu geschaffenen Departments of Government Efficiency (DOGE). Es soll die US-Bundesbehörden radikal verkleinern und die von Trump bemängelte Verschwendung von Staatsausgaben stoppen. Gestern wurde bekannt, dass Musk seinen Job als Regierungsberater womöglich vorzeitig niederlegen will, auch wenn DOGE weiter agieren soll. Umstritten ist auch Musks Sympathie für rechtsextreme Parteien. Dies hatte zuletzt zu verstärkten Protesten vor Tesla-Autohäusern in den USA und Europa geführt. Laut Analysten belasten aber auch die veraltete Produktpalette und die wachsende E-Auto-Konkurrenz in und aus China den Tesla-Absatz. (utz) |
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| Quelle: Unternehmen, Bloomberg |
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18,8 Prozent aller Unternehmen wurden im vergangenen Jahr von Frauen gegründet. 2023 lag die Quote noch bei 20,7 Prozent. Das geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung im Auftrag des Startup-Verbandes hervor. Zur Begründung für den niedrigen Gründerinnen-Anteil verweisen die Autoren auf fehlende weibliche Vorbilder und die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum. |
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| Stammzellforschung in Japan: Lassen sich Zellen neu programmieren? (© imago) |
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Forscher machen Querschnittsgelähmten Hoffnung |
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In Deutschland leben ungefähr 140.000 Menschen mit Querschnittslähmung. Ihnen Heilung in Aussicht zu stellen, ist heikel, denn Rückenmarksnerven regenerieren sich kaum. Aus seriösen Quellen in Japan kommt nun die Nachricht von einem womöglich sensationellen Fortschritt. Es soll gelungen sein, Zellen so zu programmieren, dass sie, millionenfach in das Rückenmark von Patienten injiziert, die abgerissene Nervenverbindung entweder ersetzen oder zu deren Wiederherstellung beitragen können. Vier Männer erhielten die Therapie. Sie waren unterhalb einer bestimmten Stelle ihres Körpers komplett querschnittsgelähmt, hatten also kein Gefühl in den Beinen. Einer davon erlangte eine gewisse Kontrolle über seine Gliedmaßen, ein weiterer kann seitdem wieder aufstehen. Das berichteten die Forscher um Hideyuki Okano von der Keio-Universität in Tokio. Die abgehaltene Pressekonferenz ist nicht mit einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zu vergleichen. Aber Okano gilt als anerkannter Stammzellexperte, der einen Ruf zu verlieren hätte. Die Versuche laufen seit 2021 und wurden von Aufsichtsbehörden genehmigt. Auch hat sich die Methode, Zellen zu reprogrammieren, in den vergangenen 25 Jahren etabliert. Der spätere Nobelpreisträger Shinya Yamanaka hatte sie entwickelt. Bei Okanos Patienten soll es zu keinen Nebenwirkungen gekommen sein. Andere Forscher halten es für möglich, dass sich bei den beiden Männern mit teilweiser Besserung Gewebe von selbst erholt haben könnte. Fazit: Man wird weitere Versuche machen müssen. (kmm) |
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Gewinnerin: Die liberale Juristin Susan Crawford, 60, setzte sich bei der Wahl zum Obersten Gericht im US-Bundesstaat Wisconsin durch. Das wäre sonst kaum eine Meldung wert. Aber US-Präsident Trump und sein Mitstreiter Elon Musk hatten im Vorfeld der Wahl mit aller Macht und viel Geld versucht, Crawford zu verhindern. Musk reiste persönlich nach Wisconsin, um zwei Wählern Schecks in Höhe von einer Million Dollar zu überreichen. Crawfords Gegenkandidat wurde von ihm mit 20 Millionen Dollar unterstützt. Vergeblich! Die liberalen Richter haben in Wisconsin nun drei weitere Jahre die Mehrheit. | |
Verlierer: Der frühere Fußball-Nationaltorhüter Jens Lehmann, 55, muss sich ab heute in München vor Gericht verantworten. Diesmal geht es darum, dass Polizisten ihn nach einem Oktoberfestbesuch betrunken in seinem Auto gestoppt haben. Eine Geldstrafe wollte er nicht zahlen, deshalb nun der Prozess. Schon vorher war Lehmann mehrfach verhaltensaufällig geworden. Mal wurde er wegen Beihilfe zu einer Unfallflucht verurteilt. Mal wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs. Traurig, wenn so eine Ikone sich selbst ins Abseits spielt. | |
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… ausnahmsweise mal ein Blick in meine Schreibwerkstatt: Was sie da unten sehen, ist mein kleines Berliner Homeoffice heute früh um 4 Uhr. Könnte aber auch ein Hotelzimmer sein oder ein Baumhaus. Meine Newsletter-Kollegin Tanit Koch und ich sind im wöchentlichen Wechsel erfreulicherweise in der Lage, überall zu arbeiten. Hauptsache WLAN und Laptop. Seit Donald Trump werden unsere Nächte allerdings noch ein bisschen kürzer, wie sich heute wieder zeigte.
| | Berlin, 4 Uhr heute früh – hier entsteht gerade dieser Newsletter (© privat) | Sie sollen ja jeden Morgen in Ihrer Mailbox die frischesten Nachrichten finden. Und die werden eben in zunehmendem Maße von und in den USA produziert, die noch hellwach sind, wenn wir hier schon träumen. An „normalen“ Tagen bedeutet das für mich, jetzt, gegen 4 Uhr, aufzustehen und erst mal zu schauen, was im Rest der Welt passiert ist. Heute blieb ich der Einfachheit halber gleich wach. Schließlich ist „Liberation Day“, der die Welt tatsächlich grundlegend verändern dürfte. Auch unsere. Trotzdem rate ich, selbst in diesem historischen Fall erst mal durchzuatmen. Und ich geh jetzt schnell noch ne Stunde schlafen 😊
Starten Sie schon mal befreit in den Donnerstag! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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